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Kinder haben Hausverbot: Restaurant an der Ostsee erlaubt nur Gäste ab 12 Jahren

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Kinder unter 12 Jahren sind im Restaurant „Schipperhus“ in Dierhagen an der Ostsee verboten. © Volker Preusser/Imago

Kinder unter 12 Jahren haben im Restaurant „Schipperhus“ im Ostseebad Dierhagen auf dem Darß keinen Zutritt mehr. Dafür bekommen die Wirtsleute viel Kritik.

Dierhagen – Nach einem Tag am Strand den Abend in einem Restaurant ausklingen lassen – das geht im Fischrestaurant „Schipperhus“ im Ostseebad Dierhagen in Mecklenpurg-Vorpommern jetzt nur noch für Alleinstehende oder Familien mit Kindern über 12 Jahren. Ricarda Biebl und Stefan Biebl-Piesker, die das Restaurant betreiben, zogen nach einigen schlechten Erfahrungen mit Eltern die Reißleine, wie die Bild-Zeitung berichtet. So weist das Ehepaar nun mit einem Aushang im Lokal und auf der Internetseite auf das Kinder-Verbot hin: „Liebe Gäste, aufgrund vieler unschöner Ereignisse in der Vergangenheit haben wir uns dazu entschlossen, keine Familien mit Kindern unter 12 Jahren mehr zu bewirten“. Ganz anders sehen es Gastronomen in Kassel: Sie lehnen ein Kinder-Verbot in ihren Restaurants ab.*

Eines dieser schlechten Erlebnisse beschreibt Wirtin Ricarda Biebl gegenüber der Bild-Zeitung: Ein Kind eines Ehepaares aus München habe mit Buntstiften die Wände bemalt, sei mit sandigen Füßen auf dem Tisch herumgelaufen und habe Nudeln mit Tomatensoße an die Wand geschmissen. Die Wirtin habe die Eltern darum gebeten, das Kind aufzuhalten. Das habe den Eltern jedoch nicht gefallen. „Wir wurden wüst beschimpft – wie eigentlich immer, wenn wir etwas sagen“, zitiert die Bild-Zeitung Wirtin Ricarda Biebl.

Anmerkung der Redaktion

Dieser Text erschien erstmals am 19.04.2022. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Wegen ihrer Entscheidung, in ihrem Restaurant „Schipperhus“ Kinder unter 12 Jahren nicht mehr zu dulden, sei das Wirtspaar im Internet und in den sozialen Medien viel negativer Kritik und schlechten Bewertungen ausgesetzt. Ähnlich ging es auch einer Café-Betreiberin in Hamburg, die ebenfalls ein Kinder-Verbot aussprach. Ein Mann schreibt in seiner Google-Rezension: „Bin nie dort gewesen und werde sicher auch niemals diese Einrichtung betreten. Wer Kindern den Zutritt verwehrt, sollte in meinen Augen lieber auf das Wort ‚Gaststätte‘ verzichten! Wohl vergessen, dass Kinder die Gäste von Morgen sind? Selten so eine arrogante Art erlebt.“ Ein anderer schreibt: „Menschen aufgrund eines Merkmals auszuschließen, ist und bleibt menschenfeindlich“. Doch es gibt nicht nur negative Bewertungen.

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Kinder-Verbot im Restaurant „Schipperhus“: Ein Kind warf Spaghetti mit Tomatensoße an die Wand. (Symbolbild) © Imago

Kinder-Verbot im Lokal „Schipperhus“: Verwechslung mit anderem Restaurant führt zu Verwirrungen

„Herrlich, diese Ruhe und das Essen ist ein Traum“, schreibt jemand. Eine Frau schreibt unter anderem: „Ich war bislang kein Gast in ihrem Haus. Möchte ihnen als Mutter jedoch Respekt zollen für ihre nicht einfache Entscheidung“. Doch die Verwirrung im Internet ist offenbar groß: Das „Schipperhus“ in Dierhagen wurde von einigen Google-Nutzern und -Nutzerinnen mit dem „Schipperhus“ in Stralsund verwechselt.

Ein Nutzer beschwert sich in seiner Bewertung etwa darüber, warum das Restaurant in Stralsund nicht auf sein Verbot für Kinder unter 12 Jahren hinweisen würde. Auf Facebook klärt das Stralsunder „Schipperhus“ auf: „Das ist nicht unser Schipperhus, sondern das Schipperhus in Dierhagen auf dem Darss. Bei uns sind die kleinen Erdenbürger weiterhin herzlich willkommen.“ Für Ricarda Biebl sind auch nicht die Kinder das Problem, wie sie der Bild-Zeitung sagte.

Viele Eltern würden sich nicht genug um die Erziehung ihrer Kinder bemühen. Während ihre Kinder schreiend durch das Restaurant liefen, hätten einige Eltern nur auf ihr Smartphone geschaut. Die Entscheidung, keine Kinder unter 12 mehr ins „Schipperhus“ zu lassen, sei ihr als vierfache Mutter sehr schwergefallen. Dass sie jetzt als Rassisten und Kinderhasser laut Informationen der Bild-Zeitung beschimpft werden, sei für sie fast unerträglich. Dabei sei das „Schipperhus“ nicht das einzige Lokal in Dierhagen, das Kinder lieber nicht als Gäste begrüßen will.

Wegen Beschimpfungen im Internet will „Schipperhus“-Wirtin ihr Restaurant vielleicht verkaufen

Doch andere Lokale würden versuchen, einer Konfrontation mit Eltern oder Kritikern aus dem Weg zu gehen. Wenn Familien mit kleinen Kindern kämen, dann sage man ihnen einfach, das Restaurant sei ausgebucht. Ricarda Biebl verstehe das wegen der Anfeindungen im Internet gegen sie und ihren Mann aber. Die Wirtin überlegt offenbar sogar, das „Schipperhus“ zu verkaufen. Dabei hatten sie und ihr Mann Stefan Biebl-Piersk das Lokal erst 2018 gekauft. (ter) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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