Lauterbach verteidigt „die strengsten Corona-Regeln“ in Europa - und macht Prognose für deutsche Nachbarn

Karl Lauterbach bezeichnet die Corona-Regeln in Deutschland als die strengsten in Europa. Der Bundesgesundheitsminister begründet die Maßnahmen dennoch erneut.
München/Berlin - Die FFP2-Maskenpflicht in Kliniken, Pflegeheimen, Arztpraxen und Fernzügen gilt. Bei einem Besuch im Altersheim soll zusätzlich ein negativer Test auf das Coronavirus vorgelegt werden. Die Bundesländer sollen aber auch die Möglichkeit haben, die Maskenpflicht wieder für öffentlich zugängliche Innenräume in Geschäften und Restaurants vorschreiben zu können. Auch soll die Maskenpflicht wieder in Bussen und U-Bahnen gelten können, was zum Beispiel in Bayern ohnehin der Fall ist.
Karl Lauterbach: Bundesgesundheitsminister verteidigt neue Corona-Regeln in Deutschland
Das sind die Corona-Regeln aus dem neuen Infektionsschutzgesetz, das vom 1. Oktober bis zum 7. April 2023 gelten wird, grob zusammengefasst. Maßgeblich daran mitgearbeitet hat selbstredend der Bundesgesundheitsminister, Karl Lauterbach von der SPD. Weil zum Beispiel in Frankreich sämtliche Corona-Maßnahmen Anfang August aufgehoben wurden oder etwa in Österreich keine Quarantäne-Pflicht mehr für Infizierte gilt, verteidigte Lauterbach die deutschen Maßnahmen nun erneut.
„Im Moment werden die Regeln angegriffen, weil sie zu streng sind. Das sind aber genau die Regeln, die wir benötigen, um das rechtzeitig in den Griff zu bekommen“, sagte der SPD-Politiker im „Nachtjournal“ von RTL und stellte fest: „Tatsächlich hat Deutschland im Moment die strengsten Regeln.“
Corona-Regeln in Deutschland: „Möglichkeiten“ und kein „Automatismus“ laut Karl Lauterbach
Der Rehinländer betonte jedoch, dass es sich lediglich um „Möglichkeiten“ und keinen „Automatismus“ handle. Bei Twitter verwies er auf die zugrunde liegende Weitsichtigkeit: „Es stimmt, dass wir im Moment in Europa die strengsten Regeln für die Corona-Pandemie ab Oktober vorsehen. Das ist dennoch richtig. Wenn es nicht so viele Fälle und schwere Verläufe gibt, werden diese Regeln nicht angewendet. Wir wollen gut vorbereitet sein.“ Er meinte zudem, dass andere Länder bei steigenden Corona-Zahlen ihrerseits Regeln sicher wieder nachjustieren würden.
Neben Kritik gab es zuletzt auch Zustimmung. Ein Beispiel: Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, sagte im August der Rheinischen Post: „Wir begrüßen, dass eine Maskenpflicht in Innenräumen weiter möglich sein soll.“ Auch der Koalitionspartner im Bund, die FDP, bewertet die Corona-Regeln als passend. „Die Gesundheitsminister der Länder befinden sich auf dem Holzweg, wenn sie noch weitere Verschärfungen verlangen“, sagte FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann der Augsburger Allgemeinen: „Wir geben den Ländern ausreichend Rüstzeug für eine dezentrale Bekämpfung der Pandemie.“
Im Video: Lauterbach findet Lockdowns „nicht mehr vertretbar“
Lauterbachs Einschätzung, dass die Infektionszahlen im Herbst und Winter wieder steigen werden, teilt unter anderem der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. „Die Situation ändert sich gerade wieder“, sagte der Wissenschaftler im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ). Vor allem die Omikron-Variante mit ihren Mutationen BJ.1 und BA.2 macht derzeit Sorgen.
„Bei den hohen Inzidenzen, die wir im Winter wahrscheinlich haben werden, sieht man eben, dass es die Krankheit wirklich gibt“, meinte er und riet: „Das Maskentragen in Innenräumen wird sicherlich wieder notwendig werden.“ (pm)