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Leben auf Pump - vor allem die „Klimanation“ Deutschland gibt beim Erbüberlastungstag kein gutes Bild ab

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Von: Tim Althoff

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Die Ökosysteme unseres Planeten hängen dem Verbrauch der Menschen hinterher.
Die Ökosysteme unseres Planeten hängen dem Verbrauch der Menschen hinterher. © Cover-Images / Imago

Der Erdüberlastungstag ist erreicht: Die Ökosysteme können nicht genug reproduzieren, auch Deutschland hat einen großen Anteil an dem massiven Verbrauch.

München - Der sogenannte Erdüberlastungstag hört sich zwar an wie ein spezifischer Tag im Kalender, findet aber jährlich an einem „beweglichen“ Datum statt. Dabei sollte es den Menschen auf dem gesamten Erdball zu denken geben, dass er sich in den vergangenen Jahren stets ein Stückchen in Richtung Jahresanfang verschoben hat.

Der Tag ist dann erreicht, wenn alle nachwachsenden Ressourcen, die auf unserer Erde innerhalb eines Jahres produziert werden, aufgebraucht sind. Das heißt konkret: Die Menschen haben bereits am 29. Juli alle Rohstoffe verbraucht, die bei nachhaltigerem Konsum für das gesamte Jahr 2021 zur Verfügung gestanden hätten. Jetzt muss bereits auf Reserven zurückgegriffen werden, die eigentlich für spätere Generationen angedacht waren.

Müllberge, Überfischung, Abholzung: Konsum der Menschen sorgt für schlimme Entwicklung

Es werden also Müllberge angehäuft, die nicht beseitigt werden können und in der Natur landen, so viel gefischt, dass sich die Bestände nicht erholen können, zu viele Bäume gefällt und so viel Kohlendioxid ausgestoßen, dass Wälder nicht genug absorbieren können.

Bisherige politische Maßnahmen gegen den Klimawandel scheinen wenig Wirkung zu zeigen. 1970 lag der Ressourcen-Stichtag noch auf dem 29. Dezember - nur zwei Tage vor Jahresende. 20 Jahre später, 1990, liegt er bereits im Herbst, auf dem 11. Oktober. Weitere 20 Jahre später, 2010, lieg er auf dem 7. August - im Sommer.

Erstmals im Jahr 2020 verschob sich der Erdüberlastungstag nach hinten - auf den 22. August. Das hing jedoch stark mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie* zusammen. Laut Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) seien gerade in den ersten Wochen der Pandemie deutlich weniger Ressourcen verbraucht worden. „Und das hat viel damit zu tun, dass wir im Lockdown waren“, bestätigte er der ARD.

Erdüberlastungstag: Corona-Pandemie hatte nur kurzen Effekt - Deutschland verbraucht drei Erden

Der Trend konnte sich nur leider nicht fortsetzen, der gesunkene Verbrauch wurde innerhalb eines Jahres wieder stark aufgeholt. Der Umwelt-Experte Steffen Vogel von der Entwicklungsorganisation „Germanwatch“ erklärt gegenüber dem ZDF: „Wir erleben nun den befürchteten Rebound-Effekt, wachsenden Rohstoffverbrauch und der sprunghafte Wiederanstieg der Emissionen nach dem Höhepunkt der Pandemie.“

Vor allem Deutschland hat an der negativen Entwicklung einen großen Anteil. Berechnungen des Global Footprint Networks aus dem Jahr 2017 besagen, dass der Ressourcen-Anteil hierzulande schon Anfang Mai aufgebraucht wurde - seit dem Zeitpunkt leben wir hier also auf Kosten anderer Länder. Würde man den deutschen Verbrauch auf die gesamte Erdbevölkerung hochrechnen, bräuchte es die Rohstoffe von drei Erden pro Jahr. China steht im Vergleich bei 2,3 Erden, ganz Afrika bei 0,8. Spitzenreiter in dem unrühmlichen Ranking ist der Wüstenstaat Katar mit 9,2 Erden. Die USA steht bei 5.

„Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise ist alles andere als nachhaltig“, konstatiert Vogel. Laut Germanwatch müsse nachhaltiges Verhalten preiswerter werden, um Anreize für umweltgerechtes Verhalten zu schaffen. Es ist an der Politik, auf diese Entwicklung zu reagieren: Beim G20-Treffen in Neapel* fuhren die Umweltminister ohne eine Einigung auf schnellere Ziele wieder nach Hause. Es benötige noch mehr „Überzeugungsbedarf“. *Merkur.de ist Teil von IPPEN.MEDIA (ta)

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