Forscher finden uralte Beweise für den Zusammenbruch des Magnetfelds der Erde – die Auswirkungen waren dramatisch

Ein in Neuseeland entdeckter Kauri-Baumstamm gibt Auskunft darüber, wie das schützende Magnetfeld der Erde zum bislang letzten Mal zusammenbrach.
Adelaide - Wissenschaftler weltweit erforschen schon seit langem Phänomene in unserem Sonnensystem und auch darüber hinaus. NASA-Forscher beobachteten beispielsweise, wie etwas aus einem Schwarzen Loch herauskommt (BW24* berichtete). Allerdings gibt es auch auf unserem Planeten noch immer viele Geheimnisse und Phänomene, die es zu entdecken gilt. Aufschluss über die Geschichte der Erde und der Menschheit können etwa Knochenfunde liefern. Fossilien zeigen, dass der moderne Mensch viel länger existiert, als bisher gedacht*.
Ein in Neuseeland beim Bau eines Kernkraftwerks entdeckter 40 Tonnen schwerer Stamm eines Kauri-Baums gab Forschern nun Aufschluss über das bisher letzte Mal, als das schützende Magnetfeld der Erde zusammenbrach, berichtet das Wissenschaftsmagazin science.org. Das Ereignis könne das Massensterben vieler Säugetiere in Australien und auch der Neandertaler auf dem europäischen Kontinent erklären, vermuten die Forscher.
Radiokarbonlevel in Kauri-Bäumen gibt Aufschluss über Magnetfeldkollaps vor 42.000 Jahren
Das Erdmagnetfeld, das den Planeten sowohl durchdringt, als auch umgibt, besteht im Kern aus drei Komponenten. Der Hauptanteil des Feldes wird vom „Geodynamo“ im flüssigen äußeren Erdkern hervorgerufen und unterliegt zeitweisen langsamen Veränderungen. Für das Leben auf der Erde hat das Magnetfeld unterschiedliche Bedeutungen. Einige Tiere haben beispielsweise einen Magnetsinn. Bienen und Zugvögel, aber auch Haie und vermutlich Wale nutzen das Erdmagnetfeld zur räumlichen Orientierung. Zudem wird ein Zusammenhang der globalen Mitteltemperatur mit den Variationen des Erdmagnetfeldes vermutet. Demnach hat ein Zusammenbruch des Erdmagnetfelds dramatische Auswirkungen.
Die Kauri-Bäume, auch Kauri-Fichten oder Kauri-Kiefern genannt, sind die größte Baumart Neuseelands. Der bei dem Bau eines Kernkraftwerks entdeckte Stamm ist laut science.org rund 42.000 Jahre alt und wurde in einem Moor konserviert. Den Forschern des South Australian Museum in Adelaide zufolge, zeigt der Anteil an Radiokarbon in diesem Stamm und weiterem Holz den Anstieg der Strahlung aus dem Weltall, als das Erdmagnetfeld schwächer wurde und sich die Pole umkehrten. Anhand der Einwirkung dieser Strahlung auf die Atmosphäre vermutet das Team, dass sich das Erdklima zu diesem Zeitpunkt vor rund 42.000 Jahren drastisch verändert hat.
Anmerkung der Redaktion
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 11. Februar 2022 veröffentlicht. Da er für unsere Leser noch immer Relevanz besitzt, hat die Redaktion ihn aktualisiert.
Das könne laut den Forschungsergebnissen auch direkten Einfluss auf das Verschwinden vieler Säugetierarten in Australien und dem Aussterben der Neandertaler in Europa vor rund 40.000 Jahren gehabt haben. „In Bezug auf was die geomagnetische Änderung genau verursacht hat kratzen wir nur an der Oberfläche“, sagte Alan Cooper, DNA-Forscher am South Australian Museum und einer der Hauptautoren der Studie laut science.org.
Einer der ersten Nachweise, dass der Magnetfeldkollaps das Erdklima beeinträchtigt
Obwohl die Kauri-Bäume ausschließlich in Neuseeland wachsen, können die Forschungsergebnisse Aufschluss über das gesamte Klima liefern. Laut Quentin Simon, Paläomagnetist am European Center for Research and Teaching in Environmental Geoscience in Aix-en-Provence (Frankreich), sei die Entdeckung einer der ersten, wenn auch spekulativen Nachweise, dass ein solcher Kollaps unmittelbar das Erdklima beeinträchtigen könne. Vermutet wird, dass die kosmische Strahlung die Ozonschicht derart abgetragen hat, dass die Wärme, die normalerweise von ultravioletter Strahlung eingefangen wird, drastisch reduziert wurde. Das habe deutliche Auswirkungen auf das Klima gehabt und zu einem kälteren Nordamerika und einem wärmeren Europa geführt, sagte Marina Friedel von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich.
Andere Wissenschaftler halten die Studie laut science.org aber für zu spekulativ. Eiskerne in Grönland und der Antarktis, die rund 100.000 Jahre alt sind, zeigen, dass sich die Temperatur alle paar Tausend Jahre immer wieder geändert habe. Einen kompletten Umschwung vor 42.000 Jahren könne damit aber nicht belegt werden. *BW24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.