„Zum Kotzen“: Londoner Familie fliegt für 3000 Euro nach Antalya – Airline lässt sie in Erbrochenem sitzen
Für eine britische Familie begann der langersehnte Urlaub übel: Die Sitze im Flugzeug waren mit Erbrochenem verunreinigt – einen anderen Platz wollte die Airline ihnen trotzdem nicht anbieten.
London – Wer nach Jahren der Pandemie diesen Sommer endlich wieder in den Urlaub fliegt, muss sich fragen: Was erwartet mich? Volle Flugzeuge? Überfüllte Airports? Koffer-Chaos, wie es im Juli 2022 auch hiesige Flughäfen in Atem hielt? Mit all dem hätte eine Londoner Familie bei ihrer Reise nach Antalya wohl gerechnet – mit dem, was sie im Flieger allerdings tatsächlich erwartete, sicherlich nicht.
Flug in den Urlaub wird zum Fiasko: Familie findet Plätze voll von Erbrochenem vor – „Ew!“
Von Standsted nach Antalya ging der vierstündige Flug, den Justine N. (52) gemeinsam mit ihrem Mann (63) und ihren zwei Söhnen (16, 20) bei den Corendon Airlines, einer türkischen Fluggesellschaft, gebucht hatte. Hin und zurück kosteten die Tickets die Familie umgerechnet knapp 3.000 Euro. Verständlich, dass die Briten ihre Reise am 11. August mit einiger Vorfreude antraten – doch die währte nicht lange.
Wie Justine dem Nachrichtenportal MyLondon berichtet, habe die Familie das drohende Übel im Trubel des Boarding erst nicht bemerkt. Ein „Ew!“ ihrer beiden Söhne soll allerdings zeitnah bezeugt haben, dass das Tuch, das auf dem Boden eines Sitzes, den die Familie gebucht hatte, lag, „nass war und Erbrochenes darauf hatte“.
Urlaubsstart: Familie findet Flieger voll Erbrochenem vor – Personal sieht kein Problem darin
Die britische Familie wollte nur eines: Nicht in Erbrochenem sitzen. Davon ausgehend, dass es sich um einen Fauxpas der Airline handele, informierte Justine daher das Board-Personal – allerdings beurteilte die Crew die widerliche Situation deutlich anders. „Sie waren nicht nur unfreundlich“, erinnert sich die Londonerin. Ihren Angaben zufolge habe das Bordpersonal mit Unverständnis auf andere Plätze reagiert. „Der Flugbegleiter sagte zu meinem Mann, es sei, als würde er sich nur um des Beschwerens wegen beschweren“, so die 52-Jährige auf Instagram.
Ein „Fiasko“ sei die Situation gewesen, rekapituliert Justine gegenüber MyLondon den misslungenen Start in den Sommerurlaub. Das abweisende Personal habe sie auf Nachfrage darüber aufgeklärt, dass man zwar von dem Vorfall gewusst, es aber nicht für nötig gehalten habe, den Flug deshalb zu unterbrechen. Außerdem verfüge die Airline als Teil der „Unternehmenspolitik“ über keinen Vertrag mit einem Reinigungsunternehmen, die Flieger blieben daher ungeputzt.
„Ich dachte mir ‚Oh Gott, wir hatten so strenge Regeln während der Pandemie und jetzt werde ich in ein Flugzeug gesetzt, das, was auch immer in dieser Kotze ist, durch die Gegend schaukelt“, erinnert sich die 52-Jährige. „Selbst vor Corona hätte man doch so eine Situation nicht erwartet. Flugzeuge gehören zwischendurch gereinigt.“
Urlaubsflieger: Familie soll vollgespiene Sitzplätze nutzen – im Zweifelsfall mit angezogenen Beinen
Justines Söhne, deren Plätze von dem üblen Fund betroffen gewesen seien, hätten der 52-Jährigen zufolge daraufhin dem Willen der Belegschaft nach die angespuckten Sitze nutzen sollen. Erst nach einiger Streiterei habe man versucht, andere Plätze für die jungen Männer zu finden, die sich den ersten Familienurlaub seit Beginn der Corona-Pandemie wohl auch anders vorgestellt hatten. Bis die Brüder allerdings umgesetzt werden konnten, waren sie gezwungen, 20 bis 30 Minuten lang auf den Ekel-Sitzen auszuharren. „Mein Ältester ist über 1,80 Meter groß und musste seine Beine anwinkeln“, beschreibt die Mutter die Bemühungen ihres Sohnes, nicht mit dem Erbrochenen auf dem Boden in Berührung zu kommen. „Ich bat, ob die beiden nicht woanders warten könnten, aber nein.“
Für die Rückreise hat die Familie im Vorfeld ebenfalls Flüge bei Corendon Airline gebucht und – da die Vorkasse für Flugreisen bislang noch nicht abgeschafft wurde – auch bereits bezahlt. Justine sagte MyLondon, der Umstand, noch einmal mit der Fluggesellschaft reisen zu müssen, mache sie bereits jetzt „ein wenig ängstlich“. So rüde Flugbegleiter habe die 52-Jährige noch nie erlebt.
Die Fluggesellschaft Corendon Airlines hat auf Anfrage unserer Redaktion ein Statement zu dem Vorfall abgegeben:
„Wir haben eine schnelle Untersuchung des in dem Artikel geschilderten Ereignisses durchgeführt. Das Video wurde auf dem Corendon Airlines Flug am 11.08.2022 vom Flughafen London Stansted nach Antalya aufgenommen. Die Verschmutzung in diesen Reihen wurde von einem Passagier des vorherigen Fluges verursacht. Zwischen den beiden Flügen beschloss unsere Kabinenbesatzung, eine Tiefenreinigung von der Abfertigungsgesellschaft am Flughafen Stansted, durchführen zu lassen. Da die Reinigung jedoch ca. 2 Stunden in Anspruch nehmen würde, entschied sich unsere Besatzung das Problem selbst so gut wie möglich zu beheben, um den nächsten Flug innerhalb des vorgesehenen Zeitrahmens fortsetzen zu können, was unserer Unternehmenspolitik entspricht.
Wie in der jüngsten Presse zu lesen war, gab/gibt es auf vielen britischen und europäischen Flughäfen innerbetriebliche Probleme, die auch die Fähigkeit der Fluggesellschaften beeinträchtigen, ihre Dienstleistungen pünktlich zu erbringen. Da während des Fluges leere Sitze zur Verfügung standen, beschloss die Kabinenbesatzung, selbst eine schnelle Reinigung vorzunehmen, die Passagiere, die in den betroffenen Reihen saßen, auf andere verfügbare Sitze zu verlegen und die nötige Tiefenreinigung auf den nächsten Flug zu verschieben. Außerdem deckten sie den Schmutz mit einer Decke ab, um Unannehmlichkeiten für die Passagiere zu vermeiden. Die Decke und auch die leeren Sitze sind auf dem Video zu sehen.
Wir möchten anmerken, dass die im Artikel erwähnten Passagiere die Sitze mit den Nummern 15D, 15E, 16C und 16D vor ihrem Flug selbst gebucht haben und auf den von ihnen gebuchten Sitzen Platz genommen haben. Bei den in dem Artikel erwähnten schmutzigen Sitzen handelt es sich jedoch um die Sitze mit der Nummer 14 D-E-F. Wir bedauern zutiefst, Gegenstand solch unangenehmer Nachrichten zu sein und möchten unser Engagement für die Sicherheit und den Komfort der Fluggäste betonen.“(askl)