Corona in Deutschland: RKI-Chef spricht von „neuem Höhepunkt“ der Pandemie - Spahn meldet Impf-Rekord
RKI-Präsident Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprachen bei einer Pressekonferenz über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland. Der News-Ticker.
- RKI-Präsident Lothar Wieler äußerte deutliche Kritik am Handeln der Politik und an der Bundes-Notbremse. (siehe Erstmeldung)
- Die Corona-Impfungen* in Deutschland nehmen langsam an Fahrt auf, Spahn vermeldete zwei Rekordwerte (siehe Update vom 29. April, 13.08 Uhr)
- Die weltweiten Corona-Zahlen sind derzeit höher als je zuvor, Wieler spricht von einem „neuen Höhepunkt“. (siehe Update vom 29. April, 13.08 Uhr)
- Dieser News-Ticker wird regelmäßig aktualisiert.
Update vom 29. April, 13.12 Uhr: RKI-Chef Wieler erklärt abschließend nochmals, man müsse die Corona-Lage präventiv betrachten und auch mit Blick auf „Long Covid“ die Inzidenz und die Infektionszahlen herunterbekommen. Damit ist die Pressekonferenz beendet. Weshalb sich in Deutschland derzeit ein positiver Trend bemerkbar macht, erklären Forscher anhand von vier Faktoren*.
Corona: RKI-Chef Wieler spricht von „neuem Höhepunkt“ der Pandemie - Spahn meldet Impf-Rekord
Update vom 29. April, 13.08 Uhr: RKI-Präsident Wieler erklärt auf Nachfrage erneut, dass man die Corona-Situation in Asien und den indischen Nachbarländern genau beobachte. „Diese Pandemie ist gerade auf einem neuen Höhepunkt“, sagt Wieler. Es werden derzeit weltweit mehr Fälle gemeldet, als je zuvor. Die Pandemie werde noch lange unterwegs sein auf der Welt und könne auch immer wieder zu uns zurückkehren, erklärt er. Wieler appelliert an alle, das Impfangebot anzunehmen.
Zum Abschluss der Pressekonferenz verkündet Spahn, dass am Mittwoch in Deutschland erstmals mehr als ein Prozent der Bevölkerung an einem Tag geimpft wurde. Zudem wurden knapp 1,1 Millionen Corona-Impfungen an nur einem Tag durchgeführt - zwei Rekordwerte, so Spahn.

Update vom 29. April, 13.01 Uhr: In Hochinzidenzregionen werde bereits verstärkt geimpft, erklärt Spahn. Die konkrete Entscheidung in einer Stadt, in einem Landkreis, wo verstärkt geimpft wird, werde vor Ort in den Regionen entschieden, nicht aus Berlin, erklärt der Gesundheitsminister.
Update vom 29. April, 12.55 Uhr: Es gebe keine Zahlen zu Intensivpatienten mit Migrationshintergrund, erklärt RKI-Präsident Wieler. Spahn erklärt ebenfalls, dass es schwierig sei, solche Statistiken zu erheben. Intensivpfleger Lange sagt, er könne ebenfalls keinen Trend auf den Intensivstationen erkennen.
Update vom 29. April, 12.40 Uhr: „Es ist nicht Strategie der Bundesregierung, dass die Intensivstationen voll werden sollen. Im Gegenteil“, stellt Spahn klar. Man wolle durch die Maßnahmen schließlich erreichen, dass die Intensivstationen vor der Überlastung geschützt werden. Es sei in der Debatte um Lockerungen häufig das Argument anderer gewesen, dass die Intensivstationen ja noch nicht voll seien. „Das ist ausdrücklich nicht die Strategie der Bundesregierung“, so Spahn.
Intensivpfleger Lange erklärt, dass die Intensivstationen bereits vor der Corona-Pandemie voll waren. Es gebe nicht nur Covid. Das größte Problem sei der Personalmangel, erklärt Lange eindringlich. „Die Intensivstationen sind voll, da gibt es keinen Interpretationsspielraum“, so der Intensivpfleger.
Corona in Deutschland: RKI-Chef Wieler erklärt, dass Rest-Risiko auch nach Impfungen bleibt
Update vom 29. April, 12.34 Uhr: „Ich kenne niemanden, der in dieser Pandemie nicht in seinem Alltag einschränkt ist“, sagt Spahn. Jeder hätte einen Grund, warum er priorisiert geimpft werden sollte. Man müsse bei der Priorisierung auf die Risiken der einzelnen Personengruppen schauen. „Das nächste Schuljahr, das nächste Semester wird anders starten, als dieses enden wird“, so Spahn zur Corona-Impfung von Schülern und Studenten.
„Es wird nie so sein, dass alle Geimpften nicht mehr ansteckend sind“, erklärt Wieler. Ein gewisses Rest-Risiko bleibt. Allerdings sinke das Risiko massiv, je mehr Menschen geimpft werden, so der RKI-Präsident.
Update vom 29. April, 12.30 Uhr: „Niemand hat was dagegen, das Ganze zügig zu gestalten“, so Spahn zum Verordnungsentwurf über mögliche Privilegien für Geimpfte. Nächste Woche würden man die ersten Gespräche mit Bundesrat und Bundestag führen. Wann die Verordnung steht, hängt davon ab, wie schnell man sich einig wird.
Corona in Deutschland: Datenlage zu Impfung von Schwangeren noch gering
Update vom 29. April, 12.20 Uhr: Bislang gebe es einzelne Fälle der indischen Virus-Variante in Deutschland, erklärt Wieler. „Wir sind nicht sehr, sehr beunruhigt“, sagt er. Man könne derzeit noch nicht sagen, ob sich die Variante schneller verbreite, da in Indien viele weitere Faktoren zum aktuellen Infektionsgeschehen beitragen. „Es ist aus meiner Sicht nach wie vor richtig, vorsorglich vorsichtig zu sein, als zuzugucken“, warnt der RKI-Chef vor Leichtsinn. In England gebe es ein Ausreiseverbot und man habe dort die Zahlen neben der Impfung auch mit einem harten Lockdown nach unten gebracht, so Wieler.
Update vom 29. April, 12.15 Uhr: Zur Impfung bei Schwangeren erklärt Spahn, dass es bislang noch wenige Daten gebe. „Die Stiko schaut sich das beständig an und wird ihre Empfehlung bei einer entsprechenden Datenlage auch anpassen“, so Spahn. Bislang gebe es bei zufälligen Impfungen von Schwangeren, die nichts von ihrer Schwangerschaft wussten, keinen Anlass zur Beunruhigung, erklärt der Gesundheitsminister. Auch Wieler sagt, dass die weltweite Datenlage dazu ständig beobachtet werde.
Corona in Deutschland: Spahn kündigt Impfung von über 12-Jährigen in den Sommerferien an
Update vom 29. April, 12.10 Uhr: „Ich kann nicht aus dem Bund die richtige Impfkampagne für Essen, Leipzig, Offenbach planen“, erklärt Spahn mit Blick auf die Frage nach Impfungen in sozialen Brennpunkten. Man müsse sich mit den Regionen absprechen und eine Flexibilität möglich machen und auch finanziell unterstützen. Dazu gebe es bereits Gespräche, so der Gesundheitsminister.
Man wolle in Zukunft auch mit sogenannten „Impffluencern“ die jüngeren Zielgruppen von einer Impfung überzeugen, erklärt Spahn. Fußballspieler, Schauspieler und Social-Media-Influencer sollen bei der Kampagne als „Role Models“ mit gutem Beispiel vorangehen.
Update vom 29. April, 12.05 Uhr: Aktuell sehe man ein überproportionales Infektionsgeschehen bei Jüngeren, erklärt Spahn. Impfungen für Kinder seien ein nächster Schritt. Er sei optimistisch bezüglich der Fortschritte des Impfstoff-Herstellers Biontech in Sachen Corona-Impfungen für Kinder. „Das wäre natürlich super“, so Spahn. Kinderärzte könnten am besten über das „Wie“ entscheiden, sollte es zu Impfungen bei Kindern kommen. „Spätestens in den Sommerferien werden wir die über 12-Jährigen impfen können, wenn die Zulassung da ist“, sagt Spahn.
Corona in Deutschland: Spahn und Wieler mahnen - „Es ist zu früh, von einem Trend zu reden“
Update vom 29. April, 12.01 Uhr: „Natürlich habe ich mich die letzten Tage gefreut“, erklärt Spahn zum Rückgang der Infektionszahlen. „Zwei, drei Tage sind noch kein Trend“, sei allerdings seine Erfahrung aus der Pandemie. Man müsse daraus einen Trend entwickeln und nicht die Fortschritte sofort wieder „verstolpern“, so der Gesundheitsminister.
RKI-Chef Wieler macht auf die sehr unterschiedliche Situation in den einzelnen Bundesländern aufmerksam. „Wir müssen die Zahlen insgesamt runterbringen“, erklärt Wieler. „Es ist zu früh, von einem Trend zu reden“, stellt er klar.
Corona in Deutschland: Intensivpfleger Lange schildert Lage auf den Intensivstationen
Update vom 29. April, 11.56 Uhr: Er schildert Ereignisse von den Intensivstationen. „Wir werden als Intensivmediziner immer sterbende Menschen begleiten“, erklärt er. Allerdings sei die Lage aktuell eine andere. Angehörige dürften erst in die Klinik, wenn sich der Tod abzeichnet. Viele Patienten seien zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ansprechbar. Man müsse auch beim Abschied die Infektionsschutzregeln ständig beachten, ohne Körperkontakt, mit Maske. Verstorbene Patienten packe man aus Infektionsschutzgründen in schwarze Säcke. „Das macht etwas mit einem“, schildert Lange die bedrückende Situation.
Update vom 29. April, 11.53 Uhr: Ricardo Lange, Intensivpfleger, spricht nun über die Arbeit auf den Intensivstationen in den Berliner Kliniken. „Viele meiner Kolleg:innen arbeiten seit über einem Jahr an der Belastungsgrenze“, erklärt er. Dazu zählt er ausdrücklich auch das Reinigungspersonal. Viele hätten bereits aufgehört und es würden weitere dazukommen, sollte sich nichts an der Situation ändern. „Die Pflege arbeitet seit vielen Jahren am Limit, doch leider hat das bis dato niemanden interessiert“, so Lange.

Corona in Deutschland: „Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei“ - Wieler fordert Solidarität
Update vom 29. April, 11.48 Uhr: „Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei“, erklärt RKI-Präsident Wieler zu Beginn seines Statements. Zur indischen Variante B.1.617 sei eine Einschätzung weiterhin schwierig. In Asien sei die Ausreitung derzeit besonders stark, in England hingegen seien die Zahlen inzwischen sehr niedrig. „Die Pandemie wird erst dann unter Kontrolle sein, wenn sie in allen Teilen der Welt unter Kontrolle ist“, stellt Wieler klar. „Denn das Virus kennt keine Landesgrenzen.“
Die Entwicklung der Infektionszahlen zeige, dass die Maßnahmen wirken, erklärt Wieler. Er bedankt sich bei allen, die sich an die Regeln halten. „Für Entwarnung ist es aber noch zu früh“, so Wieler. Insbesondere bei Kindern nehmen die Fallzahlen weiterhin stark zu, sagt er. Man müsse jetzt schon dafür sorgen, dass die Inzidenzen sinken und auch Kinder vor Infektionen geschützt werden. Auch auf den Intensivstationen sei die Lage weiterhin angespannt. „Die Belastung ist nach wie vor sehr hoch“, so Wieler. Auch Jüngere könnten schwere Verläufe entwickeln, machte Wieler nochmals klar.
Langzeitfolgen, die es auch bei Kindern gebe, dürfe man nun bei der Risikobewertung nicht aus dem Blick verlieren, warnte Wieler. Nach bisherigen, noch nicht finalen Daten könnte es Wieler zufolge „jeden Zehnten treffen“, das dürfe man nicht zulassen. Auch Geimpfte könnten sich weiterhin mit dem Coronavirus infizieren und zur Ausbreitung beitragen. Daher ruft Wieler zur „Solidarität“ auf. Es gehe jetzt darum, Ungeimpfte „auf den letzten Metern“ kurz vor der Impfung zu schützen.
Corona in Deutschland: Spahn hat Hoffnung durch das Impfen - Indien „Worst-Case-Szenario“
Update vom 29. April, 11.41 Uhr: Getestete und Geimpfte könnten in vielen Bereichen gleichgestellt werden, erklärt Spahn weiter. Es gebe dabei Bereiche, die leichter umzusetzen sind, wie beispielsweise bei Einreiseregeln. Bei anderen Maßnahmen, wie Ausgangsbeschränkungen, sei das schwieriger zu bewerten. „Darum geht es jetzt in der gesellschaftlichen, aber auch in der politischen Debatte“, so Spahn. Er geht davon aus, dass es dazu bereits in der nächsten Woche einen Entwurf geben wird.
Spahn geht auch auf die Corona-Situation in Indien ein. Die Lage dort sei ein „Worst-Case-Szenario“, so der Gesundheitsminister. Man sehe dort sehr leidvoll, was das Virus anrichten kann, wenn man es nicht unter Kontrolle bringt. Man habe daher die Einreisebeschränkungen aus Indien angepasst. Gleichzeitig wolle die Bundesregierung helfen, erklärt Spahn, mit Ausrüstung und Medizin.
Update vom 29. April, 11.36 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ergreift zunächst das Wort. Er geht zunächst auf die Corona-Impfungen ein. Spahn betont, dass die Impfgeschwindigkeit in Deutschland ständig zunimmt. Durch mehr Impfungen könnte Schritt für Schritt mehr Alltag ermöglicht werden. „Die Infektionszahlen scheinen sich zu stabilisieren“, so Spahn. Sie seien aber weiterhin zu hoch. Das sehe man insbesondere an der weiterhin angespannten Lage auf den Intensivstationen.
„Die Zahlen müssen weiter runter“, fordert Spahn. Das sei die Voraussetzung für sichere Lockerungen und Öffnungen in allen Bereichen. „Der Fortschritt beim Impfen gibt Hoffnung“, sagt Spahn. Man gehe weiter davon aus, im Juni die Impfpriorisierung aufheben zu können und allen ein Angebot machen zu können. „Wartezeiten wird es weiterhin geben“, erklärt der Gesundheitsminister allerdings.
Update vom 29. April, 11.30 Uhr: Die Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage in Deutschland beginnt.
Corona in Deutschland: PK mit Spahn und RKI-Chef Wieler zur aktuellen Lage
Erstmeldung vom 29. April: Berlin - Die Infektionslage in Deutschland scheint sich allmählich zu stabilisieren - allerdings weiterhin auf einem hohen Niveau. Ab 11.30 Uhr geben bei einer Pressekonferenz in Berlin Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), RKI-Präsident Lothar Wieler, sowie der Intensivpfleger Ricardo Lange, ihre Einschätzungen zur aktuellen Corona-Lage in Deutschland ab.
Am Morgen der Pressekonferenz meldete das Robert-Koch-Institut (RKI)* 24.736 Corona-Neuinfektionen* und 264 neue Todesfälle innerhalb eines Tages. Während die Todeszahlen im Vergleich zum Donnerstag der Vorwoche leicht angestiegen sind, ist die Zahl der Neuinfektionen (Wert vom 22. April: 29.518) deutlich geringer. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz lag am Donnerstagmorgen laut RKI bei 154,9. Das ist der niedrigste Inzidenzwert in Deutschland seit dem 14. April (153,2) - also seit etwas mehr als zwei Wochen.
Der Fortschritt der Impfkampagne lässt ebenfalls auf eine leichte Entspannung der Lage hoffen. Laut dem Impfdashboard des RKI und des Gesundheitsministeriums sind in Deutschland mittlerweile 24,7 Prozent der Bevölkerung (rund 20,5 Millionen Menschen) mindestens einmal gegen das Coronavirus* geimpft. „Fast jeder Vierte“, schrieb Gesundheitsminister Spahn am Mittwoch (28. April) bei Twitter. Mehr als 6,1 Millionen Personen haben demnach bereits den vollständigen Impfschutz, also zwei Corona-Impfungen, erhalten.
Corona in Deutschland: Wieler mit deutlicher Kritik an der Politik und der Bundes-Notbremse
RKI-Präsident Lothar Wieler äußerte unterdessen deutliche Kritik am Handeln der Politik in der Corona-Krise* und auch an der bundesweiten Corona-Notbremse. Der Experte war zu Gast im Interview-Format „Jung & Naiv“ des Journalisten Tilo Jung. Wieler erklärte, man blicke in Deutschland häufig auf eine mögliche Überlastung der Intensivstationen, eine mögliche Triage. Das sei aber nur ein „Endpunkt, den wir hoffentlich niemals erreichen“, so der RKI-Chef. Er sei zuversichtlich, dass dieser Punkt in Deutschland nicht erreicht werde.

Allerdings stellte Wieler auch klar: „Es ist natürlich zynisch, so lange zu warten.“ Der RKI-Chef erklärte, er würde „natürlich viel mehr in die Prävention reingehen“, auch um bereits höhere Infektionszahlen zu vermeiden. Die Bundes-Notbremse* der Politik sei daher ein Kompromiss. Jung fragte Wieler: „Der Kompromiss ist, wir bremsen erst, wenn es zu spät ist?“ Der RKI-Präsident antwortete daraufhin mit einem klaren „Ja!“.
„Ich bin darüber nicht glücklich“, machte Wieler deutlich. Auf die Frage, ob er denn hinter diesem Kompromiss stehe, bezog der RKI-Chef erneut klar Stellung. „Ne, natürlich nicht“, so seine deutliche Antwort. Man habe bereits früh klare Empfehlungen herausgegeben. „Für uns wäre eine frühere Bremse sinnhafter“, erklärte Wieler weiter. (ph) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA