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USA: Acht Polizisten töten Schwarzen – Minister verspricht Aufklärung

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Von: Karolin Schäfer

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Mehr als 90 Schüsse feuern Polizisten auf einen schwarzen Mann. Der 25-jährigen Jayland Walker ist zu diesem Zeitpunkt unbewaffnet. Videos zeigen die Tat.

+++ 16.00 Uhr: Nach dem Tod eines afroamerikanischen Mannes bei einem Polizeieinsatz in Ohio sicherte der Justizminister des US-Bundesstaats eine umfassende Untersuchung zu. „Die Menschen wollen und verdienen Antworten, und sie sollen sie bekommen“, teilte Dave Yost am Sonntag (Ortszeit) mit. Die Polizei werde „vollständig, fair und fachkundig“ ermitteln. Dennoch warnte Yost vor voreiligen Schlüssen. Die Aufnahmen der Körperkamera der Polizisten stellten nur einen Teil des Gesamtbildes dar. In jedem Fall werde nach Abschluss des Falles die Ermittlungsakte veröffentlicht, kündigte der US-Minister an.

Infolge des gewaltsamen Todes des 25-Jährigen kam es zu Protesten in der Region. Nachdem Demonstrierende Straßensperren vor dem Justizzentrum in Akron umgeworfen hatten, habe die Polizei am späten Sonntagabend Tränengas eingesetzt.

Demonstranten versammeln sich vor dem Rathaus von Akron, um gegen die Tötung des von der Polizei erschossenen Jayland Walker zu protestieren.
Demonstranten versammeln sich vor dem Rathaus von Akron, um gegen die Tötung des von der Polizei erschossenen Jayland Walker zu protestieren. © Matthew Hatcher/AFP

USA: Tod von Jayland Walker bei Polizeieinsatz sorgt für Empörung

+++ 09.30 Uhr: Der gewaltsame Tod eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz in den USA sorgt für Empörung. Die Polizei in Akron im Bundesstaat Ohio veröffentlichte am Sonntag (3. Juli) mehrere Videos des Einsatzes am 27. Juni. Das Filmmaterial zeigt, wie sich die Beamten und der 25-jährige Jayland Walker eine Verfolgungsjagd lieferten, erst mit dem Auto, dann zu Fuß.

Laut Angaben der Polizei wurden auf der Leiche des jungen Mannes 60 Schusswunden identifiziert. Wie oft er letztlich getroffen wurde, ist allerdings noch unklar, da es sich auch um Ein- und Austrittswunden von Kugeln handeln könnte. In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu Protesten in Akron. Bürgermeister Dan Horrigan rief die Menschen in der Stadt auf, friedlich zu bleiben. Die Videoaufnahmen der Körperkamera der Polizei seien „herzzerreißend“.

Tödliche Schüsse in den USA: Jayland Walker stirbt bei Flucht vor Polizei

Laut Polizei wollten die Beamten Walker wegen eines Verkehrsdelikts anhalten. Dieser sei aber mit seinem Wagen geflüchtet. Dabei soll Walker selbst einen Schuss abgegeben und bei seiner Flucht eine Skimaske getragen haben, hieß es seitens der Polizei. Zunächst versuchten die Beamten den 25-Jährigen mit einem Taser zu stoppen, hätten dann aber das Feuer eröffnet. Der Anwalt der Familie Walker, Bobby DiCello, stellte die Darstellungen der Polizei infrage.

Das Bild, das von der Bodycam eines Polizeibeamten aufgenommen und vom Akron Police Department zur Verfügung gestellt wurde, zeigt einen Polizeibeamten, der sich dem Fahrzeug von Jayland Walker nähert.
Das Bild, das von der Bodycam eines Polizeibeamten aufgenommen und vom Akron Police Department zur Verfügung gestellt wurde, zeigt einen Polizeibeamten, der sich dem Fahrzeug von Jayland Walker nähert. © Akron Police Department/AFP

„Es scheint, dass Herr Walker sich dem Beamten zuwandte, und es gibt ein Standbild, auf dem eine Vorwärtsbewegung seines Arms zu sehen ist“, erklärte Polizeichef Stephen Mylett. Insgesamt acht Polizisten seien in dem Fall „direkt involviert“ gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sei der 25-jährige Walker nicht bewaffnet gewesen. Man habe aber eine Waffe in seinem Wagen gefunden. Walker sei in ein Krankenhaus gebracht worden, erlag dann aber seinen tödlichen Verletzungen. „Aus einer routinemäßigen Verkehrskontrolle, die wahrscheinlich mit einer Verwarnung oder einem Strafzettel enden würde, wurde eine Verfolgungsjagd“, so Mylett. Nina Turner, ehemaliges demokratisches Senatsmitglied von Ohio, teilte einen Ausschnitt des von der Polizei veröffentlichten Videomaterials bei Twitter. „Das Justizministerium muss sich sofort einschalten und die Sache untersuchen“, schrieb sie.

USA: Polizei erschießt Schwarzen mit mehr als 60 Schüssen

Update vom Montag, 04.Juli, 07.30 Uhr: Im US-Bundesstaat Ohio haben erneut Demonstranten ihrer Empörung über den Tod eines Afroamerikaners bei einem Polizeieinsatz Luft gemacht. Mehrere hundert Protestierende zogen am am Sonntag durch die Stadt Akron im Bundesstaat Ohio, wo der 25-jährige Jayland Walker einige Tage zuvor durch dutzende Polizeikugeln getötet worden war. Die Menge marschierte zum Rathaus und forderte „Gerechtigkeit für Jayland.“

Es war der vierte Tag in Folge, an dem in Akron gegen tödliche Polizeigewalt demonstriert wurde. Wie an den Vortagen verlief der Protest friedlich.

Die Behörden hatten zuvor am Sonntag zwei Videos des Einsatzes gegen Walker veröffentlicht.

Polizei erschießt flüchtenden Schwarzen – mehr als 90 Schüsse abgefeuert

Erstmeldung: Akron – Nach dem gewaltsamen Tod eines schwarzen Mannes in Akron im Bundestaat Ohio wurden eine unbestimmte Anzahl an Polizeibeamten beurlaubt. Der Fall Jayland Walker hatte in den USA Proteste gegen Polizeigewalt ausgelöst.

Polizisten hatten am Montagmorgen (27.06.2022) versucht, das Auto von Walker wegen eines Verkehrsverstoßes anzuhalten. Nach Angaben der Beamten soll der junge Mann aber weitergefahren sein. Zunächst lieferte er sich eine Verfolgungsjagd mit dem Auto, dann zu Fuß. Als Walker versuchte, auf einen Parkplatz zu flüchten, eröffneten die Polizisten das Feuer. Der 25-Jährige starb.

USA: Polizei nimmt „tödliche Bedrohung“ wahr und erschießt Jayland Walker

Nach Polizei-Informationen soll Walker während der Verfolgungsfahrt auf die Beamten geschossen haben. Daraufhin hätten die Polizisten eine „tödliche Bedrohung“ wahrgenommen. Im Auto des 25-Jährigen soll später eine Waffe gefunden worden sein.

Tod von Jayland Walker
Datum27. Juni 2022
Uhrzeitzirka 00.30 Uhr
OrtAkron, Ohio (USA)

Bobby DiCello, Anwalt von Walkers Familie, sichtete am Donnerstag (30. Juni) ein Video, das den Tathergang zeigen soll. Der junge Mann soll unbewaffnet geflüchtet sein. Dabei sollen die Beamten insgesamt 90 Schüsse abgefeuert haben, 60 davon trafen Walker.

Polizisten töten schwarzen Mann: Filmmaterial zeigt kein bedrohliches Verhalten

„Ich bin seit 22 Jahren als Prozessanwalt tätig und habe noch nie etwas gesehen, das auch nur annähernd mit dem vergleichbar ist, was dieses Video zeigen wird“, sagte DiCello über die Aufnahmen, die am Sonntag (3. Juli) veröffentlicht werden sollten. Acht Beamte seien an dem Vorfall beteiligt gewesen. In Ohio werden mit der Veröffentlichung des Filmmaterials zahlreiche Proteste erwartet.

Dem Filmmaterial zufolge hat Walker in keiner bedrohlichen Weise gestikuliert, als die Schüsse begannen, sagte DiCello nach Angaben der New York Times. Der Parkplatz, auf den Walker flüchtete, sei dem Anwalt zufolge groß und leer gewesen – Versteckmöglichkeiten habe es nicht gegeben.

DiCello stellte auch die Darstellungen des Falls im Polizeibericht infrage, wonach der 25-Jährige eine Waffe abgefeuert haben soll. Alle Scheiben des Autos, indem Walker flüchtete, seien intakt. Er hätte zwar eine Waffe im Auto gehabt, trug aber weder diese noch irgendetwas anderes bei sich, als die Beamten ihn zu Fuß verfolgten, erklärte DiChello. Vorstrafen habe Walker nicht. Er habe „nie Ärger gemacht“, sagte seine Tante, Lajuana Walker Dawkins, auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. „Wir vermissen ihn. Wir wollen nur ein paar Antworten.“

USA: Proteste fordern Gerechtigkeit für Jayland Walker

Rund 100 Menschen versammelten sich am Samstagnachmittag (2. Juli) in Akron. Viele der Demonstrierenden kritisierten die ungleiche Behandlung von schwarzen Menschen durch die Polizei. „Wenn einige Leute Anweisungen nicht befolgen, enden sie in Handschellen“, sagte Hamza Khabir, Leiter der Aktivistengruppe Law Enforcement Equality Reform. „Wenn Schwarze dies tun, werden sie am Ende erschossen.“

Das geplante Fest zum 4. Juli wurde in Akron abgesagt. „Der Unabhängigkeitstag soll ein Fest und eine Zeit des Zusammenseins mit Freunden und Familie sein“, sagte Bürgermeister Dan Horrigan in einer Erklärung. „Leider bin ich der festen Überzeugung, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für eine von der Stadt organisierte Feier ist.“

Nach Abschluss der Untersuchungen der örtlichen Behörden soll der Fall an die Generalstaatsanwaltschaft von Ohio weitergeleitet werden. Die Polizeibehörde will eine interne Untersuchung durchführen. „Wir werden voll und ganz mit den Ermittlungen kooperieren und haben dies zu einer der obersten Prioritäten für unsere Mitarbeiter gemacht“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Horrigan und dem Polizeichef von Akron. (Karolin Schäfer)

Zu Beginn des Jahres löste der Tod eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis Bestürzung aus. Ein 22-Jähriger wurde im Schlaf erschossen.

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