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Putins Armee kocht nach Teilmobilmachung: Offenbar Massenschlägerei in russischer Militärbasis

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Von: Florian Naumann, Bettina Menzel, Christina Denk, Franziska Schwarz

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Die ukrainischen Truppen scheinen erneut Gebietsgewinne in der Ostukraine zu verzeichnen. Russische Truppen verlassen Lyman. Der News-Ticker.

Update vom 4. Oktober, 11.30 Uhr: Nach Russlands Staatsduma hat nun auch der Föderationsrat Moskaus völkerrechtswidrige Einverleibung der ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson ratifiziert. Das Oberhaus des russischen Parlaments habe am Dienstag in Moskau einstimmig für die Aufnahme der Regionen in die Russische Föderation votiert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass.

Putin muss das Annexionsgesetz nun noch unterschreiben, dann tritt es in Kraft. Darüber hinaus hat die Staatsduma schon verschiedene Gesetze verabschiedet, um die ukrainischen Gebiete zu integrieren. Bis zur vollen Umsetzung dieser Gesetze ist eine Übergangszeit bis 2026 vorgesehen.

Update vom 4. Oktober, 7.21 Uhr: Im Süden der Ukraine setzen die Kiewer Truppen ihren Vormarsch entlang des Flusses Dnipro fort, um auf die Stadt Cherson vorzustoßen. Zudem sollen auch östlich von Lyman Fortschritte erzielt worden sein. Dabei sollen der ukrainischen Armee am 2. und 3. Oktober substanzielle Geländegewinnen gelungen sein. Das berichtet das „Institute for the Study of War“ (ISW).

Der US-Thinktank hebt in seinem täglichen Lagebericht hervor, dass dabei Elitetruppen des Kremls in die Flucht geschlagen wurden. Im Raum Lyman zogen sich Teile der 144. motorisierten Schützendivision zurück. Die 76. Luftlandedivision wiederum soll in der Oblast Cherson zurückgeschlagen worden sein.

Teilmobilmachung in Russland: Erste Rekruten werden in die Ukraine verlegt

Update vom 3. Oktober, 21.42 Uhr: Die ersten im Zuge der Teilmobilmachung in Russland einberufenen Rekruten sind nach offiziellen Angaben in die besetzten ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk verlegt worden. „Mobilisierte Soldaten durchlaufen ihre Kampfausbildung in der Donezker Volksrepublik“, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Daneben stellte es ein Video, das Soldaten bei Schießübungen zeigt. Zuvor hatte das russische Militär schon die Ankunft von Reservisten im Gebiet Luhansk vermeldet.

Sowohl in Luhansk als auch im nördlichen Teil des Gebiets Donezk sind die russischen Truppen zuletzt in die Defensive geraten. So mussten sie die strategisch wichtige Stadt Lyman räumen. Ukrainische Verbände zielen jetzt auf die Verbindungsstraßen zwischen den Städten Swatowe, Kreminna und Rubischne, um die dort stationierten russischen Einheiten einzukreisen oder zum Rückzug zu zwingen. Moskauer Militärblogger berichten von Personalmangel auf russischer Seite.

Laut dem russischen Verteidigungsministerium werden die Reservisten allerdings nicht zum Lückenfüllen eingesetzt, sondern sollen nach ihrer Ausbildung im Rückraum der Front die Nachschubwege sichern. Von der russischen Führung hieß es, dass alle Reservisten vor ihrem Einsatz zunächst noch einmal eine Ausbildung durchlaufen sollen, um ihre militärischen Kenntnisse aufzufrischen. Nach Expertenschätzung käme das Gros der Rekruten dann erst in ein bis zwei Monaten zum Einsatz. Allerdings sind bisher schon zahlreiche Unregelmäßigkeiten und Probleme im Zuge der Teilmobilmachung bekannt geworden.

Offenbar ein Toter und ein Verletzter bei russischem Angriff auf ein Krankenhaus im Gebiet Charkiw

Update vom 3. Oktober, 19.40 Uhr: Bei einem russischen Angriff auf ein Krankenhaus im Gebiet Charkiw starb laut ukrainischen Angaben ein Mensch, eine weitere Person wurde verletzt. Bei dem Todesopfer soll es sich um einen Narkosearzt gehandelt haben. Das Gebäude des Krankenhauses im Bezirk Kupjansk sei durch den Angriff fast vollständig zerstört worden, teilte der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Syniehubov, am Montag mit. Die Informationen ließen sich nicht unabhängig verifizieren.

Massenschlägerei zwischen neu einberufenen und längerdienenden russischen Zeitsoldaten

Update vom 3. Oktober, 18.06 Uhr: Vor dem Hintergrund der Teilmobilmachung in Russland ist es auf einer Militärbasis bei Moskau Medienberichten zufolge zu einer Massenschlägerei zwischen den neu Einberufenen und längerdienenden Zeitsoldaten gekommen. „Die Neuen wurden dort nicht mit Brot und Salz empfangen - sondern im Gegenteil: Die dort dienenden Soldaten forderten von den Neuen deren Kleidung und Mobiltelefone“, berichtete das Internetportal Baza am Montag. Der Konflikt eskalierte in eine Massenschlägerei - bei der die frisch Rekrutierten die Oberhand behielten. Sie sollen ihre Peiniger dermaßen verprügelt haben, dass sich schließlich rund 20 Zeitsoldaten in einem Gebäude einschlossen und die Polizei um Hilfe riefen. Erst nach deren Eintreffen wurde der Konflikt geregelt. Beide Seiten verzichteten auf eine Anzeige.

Der Konflikt fällt in eine ganze Reihe von Spannungen, die die von Kremlchef Wladimir Putin vor knapp zwei Wochen angeordnete Teilmobilmachung hervorgerufen hat. Vielerorts verläuft die Mobilmachung Medienberichten zufolge chaotisch. So werden Männer etwa trotz Vorerkrankungen oder fehlender Qualifikation einberufen oder nach der Einberufung teilweise auf dem freien Feld ohne Ausbilder abgesetzt. Es soll vielerorts an Kleidung, Ausrüstung und Verpflegung fehlen. Nach Angaben des Anwalts Pawel Tschikow sind inzwischen sechs mobilisierte Männer noch während der Ausbildungsphase gestorben - vor dem eigentlich geplanten Einsatz im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Ukrainische Gegenoffensive erobert nicht nur Lyman, sondern zwei weitere Siedlungen in Cherson zurück

Update vom 3. Oktober, 16.55 Uhr: Eigenen Angaben zufolge konnten die ukrainischen Streitkräfte in ihrer Gegenoffensive nicht nur die Stadt Lyman, sondern auch zwei weitere Siedlungen im Norden des Gebiets Cherson zurückerobern. Der ukrainische Präsident Wolodmyr Selenskyj bestätigte die Rückgewinnung der Ortschaften Archanhelske und Myroliubivka am Sonntagabend, wie Kyiv Independent am Montag berichtete. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren.

Außenministerin Baerbock reagiert auf Putins Atomdrohungen: „Wir nehmen seine Worte sehr ernst“

Update vom 3. Oktober, 16.47 Uhr: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat sich besorgt über wiederholte Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin gezeigt, im Ukraine-Krieg eine Atombombe einzusetzen. „Wir nehmen seine Worte sehr ernst, alles andere wäre fahrlässig“, sagte Baerbock im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. In den nun schon mehr als 220 Kriegstagen habe Putin „immer wieder gezeigt, dass er vor schlimmsten Kriegsverbrechen nicht zurückschreckt“. Er mache vor Krankenhäusern und Kindern nicht halt und sei sogar bereit, sein eigenes Land zu ruinieren.

„Allerdings hat Putin schon zuvor unverantwortliche Drohungen ausgesprochen, und er weiß zugleich, dass kein Land auf der Welt - auch nicht diejenigen, die sich wie China bisher nicht klar positionieren - bei dieser Frage ein Zündeln einfach so akzeptieren würde“, erläuterte Baerbock zur Atombomben-Drohung. „Auf Erpressung dürfen und werden wir uns nicht einlassen, das würde Putin als Einladung zu weiterer Eskalation verstehen.“ Putins Rede am Freitag habe klargemacht, „dass sein imperialer Wahn sich nicht auf die Ukraine beschränkt“, so Baerbock weiter.

Putins Bluthund Ramsan Kadyrow will drei seiner minderjährigen Söhne an die Front schicken

Update vom 3. Oktober, 15.35 Uhr: Der Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow will drei seiner Söhne an die Front in der Ukraine schicken. Die 14 bis 16 Jahre alten Jugendlichen würden bald an den „schwierigsten Abschnitten an der Kontaktlinie“ eingesetzt werden, schrieb Kadyrow laut der Nachrichtenagentur AFP auf Telegram. Er mache „keine Witze“, sagte Kadyrow, der auch den Spitznamen „Putins Bluthund“ trägt. Seine Söhne seien „seit langer Zeit“ militärisch ausgebildet worden.

Kadyrow teilte auch ein Video, das die Jugendlichen beim Abfeuern von Geschossen in einem Schießstand zeigt. Es sei die Zeit gekommen, sich in einer echten Schlacht zu beweisen. „Ich kann ihre Entschlossenheit nur begrüßen“, schrieb Kadyrow. Er ist laut seiner offiziellen Internetseite Vater von insgesamt 14 Kindern. Russische Medien gehen jedoch davon aus, dass er noch weitere Kinder hat.

Der Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien und seine Milizen wurden für zahlreiche Übergriffe in Tschetschenien verantwortlich gemacht. Kadyrows Männer wurden auch an der Seite der russischen Armee in der Ukraine eingesetzt.

Ramsan Kadyrow, Oberhaupt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, will nun wohl die Bevölkerung in Russland beruhigen (Archivfoto).
Ramsan Kadyrow (Archivfoto). © IMAGO/Yelena Afonina

Ukraine-News: Moskau kürzt seinen Rekruten plötzlich geplante Leistungen

Update vom 3. Oktober, 14.14 Uhr: Abgeordnete von Russlands Staatsduma haben ein Gesetz zurückgezogen, dass den russischen Rekruten im Ukraine-Krieg 300.000 Rubel (umgerechnet etwa 5400 Euro) sowie weitere Leistungen zugesprochen hätte, berichtet das Institute for the Study of War (ISW). Eine Begründung für diesen Schritt wurde nicht genannt, schreiben die Militärexperten des US-Thinktanks in ihrer Analyse vom 2. Oktober.

Ukraine-News: Putins Truppen in annektierten Gebieten unter Druck

Update vom 3. Oktober, 11.19 Uhr:  In den von Russland annektierten Gebieten (Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhansk) stehen Moskaus Truppen weiter unter massivem Druck. Die russischen Besatzer berichteten nun von zahlreichen Versuchen der Ukraine, Frontlinien zu durchbrechen. Unabhängig verifizieren ließen sich diese Angaben zunächst nicht.

Die Besatzer gehen davon aus, dass nach den Annexionen in der Ukraine eine russische Großoffensive im Osten und Süden des Landes beginnt. Der Separatistenführer Denis Puschilin in Donezk zeigte sich im Staatsfernsehen nun zuversichtlich, dass sich die Lage an der Front zugunsten der Besatzer entwickeln werde. Durch die Teilmobilmachung komme neues Personal und auch neue Technik in die Kampfgebiete, sagte er. Allerdings gibt es auch Berichte über die Massenflucht Wehrpflichtiger.

Rückschläge für Moskau im Ukraine-Krieg: Geheimdienste vermuten neue Probleme

Update vom 3. Oktober, 10.46 Uhr: Moskaus Probleme bei der Teilmobilmachung gehen noch weiter als die Massenflucht Wehrpflichtiger. Eingezogene Reservisten würden sich derzeit übergangsweise in Zeltlagern versammeln. Das deute daraufhin, dass das Militär Schwierigkeiten habe, die Rekrutierten auszubilden und Offiziere für die Führung neuer Einheiten zu finden, schätzt der britische Geheimdienst in seinem jüngsten Kurzbericht, den das Verteidigungsministerium in London veröffentlichte.

Die Geheimdienste gehen außerdem stark davon aus, dass seit der Verkündung der Teilmobilmachung auch bereits Russen eingezogen wurden, die eigentlich nicht unter die Definition der Rekrutierungswelle fallen. Sogar Wladimir Putin habe eine Woche später vor seinem nationalen Sicherheitsrat eingestanden, dass Fehler passiert seien, und gewarnt, diese dürften nicht erneut passieren. Die Briten sehen dieses Eingeständnis des Kremlchefs als Zeichen für erhebliche Probleme. Regionale Offizieren wüssten mutmaßlich nicht über den exakten Rahmen oder die Ziele der Mobilmachung Bescheid.

Flucht vor Teilmobilmachung: Moskau setzt Wehrpflichtige an Grenze fest

Update vom 3. Oktober, 8.39 Uhr: Die von Putin angeordnete Teilmobilmachung hat in Russland eine regelrechte Massenflucht ausgelöst. Die jüngste bekannte Anekdote dazu ereignete sich nun an der Grenze zum Nachbarland Georgien: Mehr als 180 wehrpflichtige Männer wurden dort beim Grenzübergang gestoppt.

Ihnen sei am Grenübergang Werchni Lars direkt ein Einberufungsbescheid übergeben worden, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf das Militärkommissariat der an die Ex-Sowjetrepublik Georgien grenzenden russischen Region Nordossetien. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Zehntausende Männer flüchteten seit der Teilmobilmachung nicht nur nach Georgien im Südkaukasus, sondern beispielsweise auch in die zentralasiatischen Ex-Sowjetstaaten Kasachstan und Kirgistan.

Ukraine-News: US-Militärexperten sehen neuen Fokus von Putins Truppen

Update vom 2. Oktober, 22.25 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat am Sonntagabend weitere Erfolge vermeldet: So seien russische Angriffe auf sieben Siedlungen in der Nähe der Stadt Bachmut im Oblast Donezk zurückgeschlagen worden. Zugleich seien binnen eines Tages acht iranische „Kamikaze-Drohnen“ abgeschossen worden, berichtet das Medium Kyiv Independent auf Twitter unter Berufung auf offizielle Angaben aus Kiew. Dies ließ sich allerdings nicht unabhängig überprüfen.

Die Berichte über russische Angriffe in der Region Donezk stehen in gewissem Kontrast zu einer Einschätzung des US-amerikanischen Think-Thanks ISW. Dessen Experten hatten gemutmaßt, Wladimir Putin selbst habe die Aufgabe der Stadt Lyman angeordnet, um die russischen militärischen Bemühungen auf die südukrainischen Regionen Sapoischschja und Cherson zu fokussieren.

Update vom 2. Oktober, 18.23 Uhr: Russland hat an der Grenze zum Nachbarland Georgien eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 180 wehrpflichtige Männer bei einer versuchten Flucht vor dem Einzug ins Militär gestoppt. Ihnen sei direkt am Grenzübergang Werchni Lars ein Einberufungsbescheid übergeben worden, meldet die Agentur Interfax. Sie berief sich auf das Militärkommissariat der an Georgien grenzenden russischen Region Nordossetien.

Russlands Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, dass die Rekruten ein Training in den „hinteren Gebieten“ des Kampfgebietes absolvieren müssten. Zuvor hatte es geheißen, dass die frisch eingezogenen Männer anfangs zwar in unmittelbarer Nähe, aber nicht im Kriegsgebiet selbst eingesetzt werden.

Russland-Niederlage im Donbass: Experten vermuten Putin selbst hinter Rückzug-Entscheidung

Update vom 2. Oktober, 17.01 Uhr: Militärexperten des renommierten Institute for the Study of War (ISW) sehen in dem Rückzug russischer Truppen aus der strategisch wichtigen Stadt Lyman in der Ostukraine „mit ziemlicher Sicherheit“ eine bewusste Entscheidung von Russlands Präsident Wladimir Putin. Auch aus Russland war teils harsche Kritik an dem Zurückweichen der Truppen laut geworden.

Nicht die Militärkommandos hätten entschieden, dass die Frontlinien nahe der Städte Kupjansk oder Lyman nicht verstärkt werden, sondern der Präsident selbst, hieß es am Samstagabend in einer ersten Analyse. Es deute darauf hin, dass sich Putin um die Sicherung strategischer Gebiete in den Regionen Cherson und Saporischschja kümmern wolle. Lyman liegt in der Region Donezk.

Ukrainische und russische Quellen wiesen übereinstimmend darauf hin, dass die russischen Streitkräfte ihre Stellungen in den Regionen Cherson und Saporischschja weiter verstärkten, schrieben die Experten des ISW weiter. Sie berichteten zudem von einem „gescheiterten Bodenangriff“ russischer Truppen auf den Ort Kosatscha Lopan im nördlichen Gebiet von Charkiw. Ukrainische Soldaten hätten den Angriff laut Generalstab nahe der russischen Grenze abgewehrt. Solche Angriffe deuteten darauf hin, dass Putin wahrscheinlich weiter das Ziel verfolge, die Kontrolle über Gebiete jenseits der von ihm rechtswidrig annektierten Regionen zurückzugewinnen - anstatt Soldaten gegen die ukrainische Offensive im Donbass einzusetzen.

Update vom 2. Oktober, 15.19 Uhr: Ukrainische Truppen haben nach Angaben aus Moskau eine Offensive im Süden des Landes gestartet. Sie sollen dabei viele Verluste erlitten haben. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums vom Sonntag wurde etwa im Gebiet Mykolajiw und der Ortschaft Andrijiwka im Gebiet Cherson gekämpft. Dabei seien mehr als 240 ukrainische Soldaten getötet und 31 Panzer zerstört worden. Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich in der Regel gar nicht oder nur schwer überprüfen. Auch bei Kämpfen an anderen Orten in dem angegriffenen Land seien viele Ukrainer gestorben, hieß es aus Moskau.

Zudem berichtete das russische Verteidigungsministerium von einem Angriff auf ein Büro des ukrainischen Geheimdienstes im Gebiet Dnipropetrowsk. Dabei sollen nach Angaben aus Moskau mehr als 35 Mitarbeiter getötet worden sein, darunter auch Ausländer. Details wurden nicht genannt.

Ukraine-News: Melitopol-Bürgermeister droht Kollaborateuren Russlands

Update vom 2. Oktober, 13.19 Uhr: Der Kiew-treue Bürgermeister der besetzten südukrainischen Stadt Melitopol hat ein hartes Vorgehen gegen Kollaborateure in den russisch besetzten Gebieten angekündigt. „Keiner von ihnen wird sich der Verantwortung entziehen“, sagte Iwan Fedorow der Funke-Mediengruppe. „Dank unserer Bewohner, die Hinweise auf Verräter geben, kennen wir die Namen aller Kollaborateure“, fügte er hinzu.

In Moskau hat Russlands Verfassungsgericht unterdessen die von Putin unterzeichneten Annexionsverträge für die ukrainischen Gebiete als rechtmäßig anerkannt. Die Abkommen stünden in Einklang mit der russischen Verfassung, hieß es.

Update vom 2. Oktober, 12.49 Uhr: Neue Details zur Lage in Lyman: Seit 12.30 Uhr (11.30 MESZ) sei die Stadt „vollständig“ von russischer Militärpräsenz befreit, sagte Selenskyj in einem sozialen Netzwerken veröffentlichten Video. „Dank an unser Militär!“, so der ukrainische Präsident.

Offensive in Ostukraine: Selenskyj gibt vollständige Eroberung von Lyman bekannt

Update vom 2. Oktober, 12.22 Uhr: Die ukrainische Stadt Lyman sei inzwischen „komplett“ von den russischen Besatzern befreit, zitiert der britische Guardian aus einer Telegram-Nachricht von Wolodymyr Selenskyj. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Ukraine-News: Militärhistoriker stuft Erfolg in Lyman größer als den in Charkiw ein

Update vom 2. Oktober, 12.04 Uhr: Der Militärhistoriker Phillips P. Obrien findet den ukrainischen Erfolg von Lyman „beeindruckender“ als den Erfolg in der Region Charkiw. „Die Ukrainer werden womöglich nie wieder eine Gegend finden, die (von den Russen) so schlecht verteidigt wird wie Charkiw“, twitterte Obrien.

Lyman dagegen sei von den Russen vor ihrer Niederlage zu einem wichtigen Standpunkt gemacht worden, „es scheint, als hätten sie viele Truppen dort gehabt“. Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes hat Russland beim Rückzug aus Lyman hohe Verluste erlitten.

Ukraine-News: Erneut Explosionen auf der Krim - Videos kursieren im Internet

Update vom 2. Oktober, 11.11 Uhr: Offenbar erneute Explosionen auf der Krim: Auf der von Moskau annektierten ukrainischen Halbinsel wurde am Samstag (1. Oktober) ein Militärflughafen attackiert. „Der Information der Rettungskräfte nach ist ein Flugzeug über die Landebahn hinausgeschossen und in Brand geraten“, schrieb der von Russland eingesetzte Gouverneur der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf Telegram.

Unabhängig verifizieren ließen sich diese Angaben zunächst nicht. In sozialen Netzwerken kursierende Videos zeigten allerdings dicke Rauchwolken mit starken Explosionen. Beobachter vermuteten, dass ein Munitionslager in Brand geraten sein könnte. Russland hatte die Krim 2014 annektiert.

Ukraine-News: Geheimdienst geht von hohen russischen Verlusten in Lyman aus

Update vom 2. Oktober, 10.43 Uhr: Beim Rückzug aus Lyman haben die Russen nach Einschätzung britischer Geheimdienste hohe Verluste erlitten. Die Stadt in der Ostukraine sei zuvor mutmaßlich von unterbesetzten russischen Einheiten sowie Reservisten verteidigt worden, hieß es am jüngsten Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Beim Rückzug über die einzige Straße aus der Stadt, die noch unter russischer Kontrolle sei, seien wohl viele Soldaten gefallen.

Der Rückzug habe in russischen Regierungskreisen eine Welle an öffentlicher Kritik an der Militärführung ausgelöst, hieß es von den Briten. Weitere Niederlagen in den Regionen der annektierten Gebiete dürften dies weiter verstärken und den Druck auf hochrangige Kommandeure erhöhen.

Selenskyj spottet über Lyman-Pleite für Russland: „Suchen nach den Schuldigen“

Update vom 2. Oktober, 11.19 Uhr: Selenskyj reagierte mit Spott auf den Ärger in Moskau über Lyman. „Übrigens haben sie dort schon angefangen, sich gegenseitig zu beißen: Sie suchen nach den Schuldigen, beschuldigen einige Generäle des Versagens“, kommentierte der 44-Jährige in seiner täglichen Videoansprache.

Es sei nur der erste Warnschuss für alle diejenigen, die sich an Putins Krieg beteiligten. Bis sie nicht das Problem mit dem einen lösten, „der diesen für Russland sinnlosen Krieg gegen die Ukraine begonnen hat, werden Sie einer nach dem anderen getötet und zu Sündenböcken gemacht“, prophezeite er.

Russischer Verlust in Lyman: „Putins Bluthund“ Kadyrow fordert Konsequenzen

Update vom 2. Oktober, 9.33 Uhr: Die Pleite in Lyman sorgt auf russischer Seite für erbitterte Kommentare: Die einflussreiche Bloggerin und ehemalige PR-Chefin des Duma-Vorsitzenden Wjatscheslaw Wolodin, Anastassija Kaschewarowa, forderte Antworten von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow: „Weiß der Präsident von den Vorfällen? Wer berichtet ihm? Wo ist die Ausrüstung? Wo sind die (Panzer) Armata? Wo ist alles? Wie konnte das passieren? Eingesackt? Verkauft? Wo ist es hin? Gab es das überhaupt?“

Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow - auch „Putins Bluthund“ genannt - wiederum verlangte, den für den Frontabschnitt verantwortlichen Generaloberst Alexander Lapin abzusetzen, zu degradieren und als einfachen Soldaten an die Front zu schicken. Die Probleme in Lyman seien schon vor zwei Wochen gemeldet worden. Er forderte, den Einsatz von Atomwaffen mit geringer Reichweite in Betracht zu ziehen.

Ramsan Kadyrow (r.) am Tisch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin
Ramsan Kadyrow (r.) am Tisch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin. (Archivfoto) © Alexei Druzhinin/dpa

Selenskyj nach Putin-Pleite in Lyman sicher: „Werden noch mehr werden“

Update vom 2. Oktober, 8.29 Uhr: Wolodymyr Selenskyj hat triumphierend auf den russischen Verlust der Stadt Lyman reagiert. „Im Laufe der Woche wehten neue ukrainische Flaggen über dem Donbass“, sagte Selenskyj in seiner jüngsten Videoansprache. „In der kommenden Woche werden es noch mehr werden“. 

Das Institute for the Study of War (ISW) - ein Thinktank mit Sitz in Washington - schreibt in einer aktuellen Analyse, dass der russische Rückzug aus Lyman „„mit ziemlicher Sicherheit“ eine Entscheidung von Wladimir Putin gewesen sei, und nicht der russischen Militärs. Dem Kremlchef sei das Halten besetzter Gebiete in der Südukraine aktuell offenbar wichtiger als die Ostukraine.

Mit dem Fall Lymans öffnet sich für die ukrainischen Truppen der Weg Richtung Kreminna und Swatowe. Beide Städte liegen im Gebiet Luhansk in der Ostukraine und gelten - speziell Swatowe - als wichtige Verkehrsknotenpunkte. Anfang des Sommers hatte die russische Armee das Gebiet Luhansk für „befreit“ erklärt.

Ukraine-News: Kadyrow fordert Einsatz von „Atomwaffen mit geringer Sprengkraft“ 

Update vom 1. Oktober, 19.30 Uhr: Der Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow hat die russische Armee zum Einsatz von „Atomwaffen mit geringer Sprengkraft“ in der Ukraine aufgerufen. „Meiner Meinung nach sollten drastischere Maßnahmen ergriffen werden, bis hin zur Verhängung des Kriegsrechts in den Grenzgebieten und dem Einsatz von Atomwaffen mit geringer Sprengkraft“, erklärte Kadyrow auf Telegram. Zuvor zog sich die russische Armee aus der strategisch wichtigen Stadt zurück. Der Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien prangerte zudem die „Vetternwirtschaft“ in der russischen Armee an. Diese werde „zu nichts Gutem führen“, erklärte er.

Russland zieht sich aus Lyman zurück – „wegen Gefahr der Einkesselung“

Update vom 1. Oktober, 16.35 Uhr: Russland hat in einer weiteren Niederlage gegen die ukrainische Armee die strategisch wichtige Stadt Lyman im Gebiet Donezk aufgegeben. Die Streitkräfte seien wegen der Gefahr einer Einkesselung abgezogen worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag in Moskau. Zuvor hatten ukrainische Behörden von rund 5000 eingekesselten russischen Soldaten gesprochen (siehe Erstmeldung).

Angriff auf Zivilisten im Ukraine-Krieg: 20 Tote nach erneutem Beschuss von Autokonvoi

Update vom 1. Oktober, 16.00 Uhr: Die ukrainischen Behörden haben Russland vorgeworfen, erneut einen Autokonvoi mit Zivilisten beschossen zu haben. Nahe der Stadt Kupjansk wurden 20 Menschen bei einem Angriff getötet. Die Zivilisten hätten versucht, sich vor russischen Angriffen in Sicherheit zu bringen, teilte der ukrainische Gebietsgouverneur Oleh Sinegubow am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram mit. „Das ist eine Grausamkeit, die keine Rechtfertigung hat.“ Die Angaben zu den Toten seien vorläufig. Ermittler und Experten seien zu der Stelle im Gebiet Charkiw gefahren, um den Fall zu untersuchen, teilte Sinegubow weiter mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Erst am Freitag waren bei einem Raketenangriff auf einen zivilen Autokonvoi in der südukrainischen Stadt Saporischschja nach ukrainischen Angaben 30 Menschen getötet worden. Mehr als 100 Menschen wurden laut jüngsten Polizeiangaben vom Samstag verletzt. 

Rückeroberung im Donbass: Ukraine meldet 5000 eingekesselte Soldaten

Erstmeldung vom 1. Oktober: Lyman – Nahe der Stadt Lyman steht, ukrainischen Angaben zufolge, ein wichtiger Schritt bevor. Die ukrainischen Truppen meldeten, rund 5000 russische Soldaten eingekesselt zu haben. Eine solche Zahl an eingekesselten Russen habe es überhaupt noch nicht gegeben in dem Ukraine-Krieg, sagte Serhij Hajdaj, der ukrainische Verwaltungschef für Luhansk. Es seien fast alle Zugänge blockiert.

Ukraine umzingelt Soldaten nahe Lyman: Russischen Rekruten wird Rückzug verwehrt

Auf Twitter verbreitet sich ein Video, das ukrainische Soldaten am Stadtrand von Lyman zeigt. Sie schwenken die ukrainische Flagge – ohne sichtbaren Widerstand. Der Donzker Separatistenführer, Denis Puschilin, hatte bereits am Freitag die fast komplette Einschließung von Lyman eingestanden. Westliche Militärexperten gehen davon aus, dass die Stadt in den nächsten Tagen komplett befreit wird. Das Institute for the Study of War sprach am Freitag von einer erwarteten Einnahme innerhalb von 72 Stunden.

Die Besetzer aus Russland hatten ihre Vorgesetzten gebeten, nach Möglichkeit aus dem Gebiet herauszukommen, berichtet der ukrainische Verwaltungschef Hajdaj. Sie erhielten eine Abfuhr. „Sie haben jetzt drei Handlungsmöglichkeiten: Entweder können sie versuchen auszubrechen oder sie ergeben sich. Oder sie sterben alle zusammen. Da sind von ihnen etwa 5000, eine genaue Zahl gibt es nicht“, so der Hajdaj. Die New York Times hatte vor einer Woche berichtet, dass Präsident Wladimir Putin sich zunehmend selbst in Entscheidungen an der Front einmischt und Soldaten den Rückzug verwehrt.

Ukraine-Krieg: Lyman könnte Ausgangspunkt für weitere Eroberungen sein

Lyman gilt als strategisch wichtige Stadt im Ukraine-Krieg. Über Monate diente sie als Logistik- und Transportknotenpunkt der russischen Soldaten, so ntv. Zudem öffnet die Eroberung Lymans, das in der ostukrainischen Region Donezk liegt, den Weg nach Swatowe und Kreminna und damit tief in das anliegende Gebiet Luhansk hinein. Luhansk und Donezk sind seit dem Sommer weitgehend unter russischer Kontrolle. Wladimir Putin hatte die Regionen am Freitag (30. September) offiziell annektiert. Der Westen reagierte mit Sanktionen auf den „brutalen Expansionismus“.

Seit Anfang September meldet die Ukraine Geländegewinne im Süden und Osten der Ukraine. Russische Militärblogger befürchten in Lyman nun einen ähnlich Ausgang wie in Balaklija. Mit der Rückeroberung von Balaklija haben die ukrainischen Truppen eine Großoffensive im Gebiet Charkiw begonnen, infolge derer Kiew fast das ganze Gebiet wieder unter seine Kontrolle brachte und die russischen Truppen zu einem hastigen Rückzug zwang. Indes hat Russland offenbar den Chef des Atomkraftwerks in Saporischschja gekidnappt. (chd/dpa)

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