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Ukraine kann Krieg gewinnen – mit mehr Waffen

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Von: Lukas Zigo

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Ukrainische Offizielle richten die Bitte um schwere Langstreckenwaffen an den Westen. Nur so kann die Ukraine ihre Gebiete von Russland zurückerobern.

Mykolajiw – Ein Blitzkrieg sollte es werden – oder zumindest war das die Zielsetzung der russischen Führung, als sie am 24. Februar 2022 ihre Truppen in die Ukraine hat einmarschiert lassen. Nun, da sich die Ukrainer allen Prognosen zum Trotz schon fast 100 Tage gegen die russische Invasion stemmen, ist aus dem Blitzkrieg ein „Raketen- und Artilleriekrieg“ geworden, sagte Roman Kostenko, ukrainischer Politiker und Spezialeinheiten-Kommandeur, der britischen Zeitung The Guardian.

Er nimmt das im Süden gelegene Mykolajiw als Beispiel. Russische Haubitzen könnten die Stadt problemlos ins Visier nehmen. Am Samstag (28. Mai) schlug eine Rakete in einem Wohnblock der Stadt ein und tötete eine Person, sieben weitere wurden verletzt. Den Ukrainern fehle es an Langstreckenraketensystemen, die sie in die Lage versetzen würden, den Beschuss zu erwidern. Auch an Flugabwehrbatterien fehle es, so Kostenko. In der Zwischenzeit sitzen sie in behelfsmäßigen Schützengräben unter Beschuss.

Russland macht Javelins nutzlos: „Unsere Panzerabwehrwaffen können sie nicht erkennen“

„Es ist schwer, rund um die Uhr unter Artilleriebeschuss zu stehen“, fügte Kostenko hinzu. Die von den USA entsandten Javelins seinen wirkungslos, weil die Russen ihre gepanzerten Fahrzeuge in einem Netz von Bewässerungskanälen aus der Sowjetzeit versteckten, erklärte er.

EU kündigt weitere 500 Millionen Euro für Waffen für Ukraine an
Ein ukrainischer Soldat steht mit der Flagge seines Landes im Hintergrund auf einem Panzer, außerhalb von Kiew. Die EU will weitere 500 Millionen Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainischen Streitkräfte zur Verfügung stellen. © Vadim Ghirda / dpa

„Unsere Panzerabwehrwaffen können sie nicht erkennen. Wenn unsere Partner uns schwere Arillerie und fortschrittliche Systeme wie MRLS (Mehrfachraketenabschuss-Systeme) zur Verfügung stellen, können wir gewinnen und besetzte Gebiete zurückerobern.“ Die Lieferung dieser wurde nun seitens der USA beschlossen und von Deutschland unterstützt.

Ukraine-Krieg: Schlacht um Sjewjerodonezk ähnelt Zweitem Weltkrieg mit modernen Waffen

Vorerst könnten die ukrainischen Soldaten nur lokale taktische Gewinne erzielen. Am Montag (30. Mai) hätten sie ein Dorf im Nordosten von Cherson zurückerobert. Kostenko sagte, Russland verfüge noch über zahlreiche Panzer und Munitionsvorräte. Die Kämpfe im Süden und im Osten, wo eine Schlacht um die Stadt Sjewjerodonezk tobt, ähnelten dem Zweiten Weltkrieg, mit modernen Waffen, sagte er. Die Russen seien im Vorteil, räumte er ein.

Kostenko deutete an, es sei Wladimir Putins Ziel, den Donbass zu erobern und die ukrainische Schwarzmeerküste zu annektieren, um die Ukraine zu einem „Nicht-See-Land“ zu machen. Dies käme, nachdem das eigentliche Ziel, Kiew einzunehmen, gescheitert war.

Ukraine: „Wir lieben […] Großbritannien“ – von Deutschland sind sie weniger begeistert

Kostenko, selbst Mitglied der liberalen pro-europäischen Golos-Partei lobte das Vereinigte Königreich, die USA und Polen: „Wir lieben Boris Johnson. Großbritannien ist ein Land, das seinen Standpunkt klar dargelegt hat. Es steht zu seinen Werten. Es hat keine Angst vor der Russischen Föderation. Wir haben mehrere britische Freiwillige, die mit uns kämpfen. Die ganze zivilisierte Welt kämpft gegen Russland, nicht nur die Ukraine.“

Weniger begeistert zeigt er sich von Deutschland und Frankreich. „Einige unserer Partner verhalten sich sehr zurückhaltend. Das ist unerklärlich. Sie rufen den Feind nicht aus. Wir kämpfen gegen Totalitarismus“, sagte Kostenko verärgert. Die nun von den USA beschlossene Lieferung von Raketenartillerie wird wohl in frühestens vier Wochen in der Ukraine eintreffen, wohl rechtzeitig für eine Gegenoffensive, aber zu spät für weite Teile des Donbass. (lz)

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