„Schlecht geführt, unmotiviert“: Experte zerlegt Putin-Armee – und erwartet „Überraschungen“
In der Südukraine steht laut Kiew ein neues AKW unter Beschuss. Die russische Luftwaffe gerät offenbar unter Druck. News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg.
- Verluste der russischen Luftwaffe: Wohl bereits 55 Kampfjets im Ukraine-Krieg verloren
- Ukraine meldet aus Süden des Landes: Putins Militär bombardiert weiteres AKW-Gelände
- Widerstand gegen Putins Besatzer: Selenskyj kündigt neue Offensive an
- Dies ist ein News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg.
Update vom 20. September, 10.39 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mahnt nach Beratungen mit seinen Militärs: schnelles Handeln an. Alle weiteren Entwicklungen in unserem neuen News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg.
Update vom 19. September, 22.29 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich erneut mit der Führung von Armee und Sicherheitsapparat über die Lage im Abwehrkampf gegen die russische Invasion beraten. Das sagte Selenskyj am Montag in Kiew in seiner abendlichen Videoansprache. Diese Beratungen haben sich gehäuft, seit die Ukraine Anfang September zu Gegenoffensiven übergegangen ist. Selenskyj sagte, dass die Ukraine die Lage in den befreiten Gebieten bei Charkiw im Osten fest im Griff habe.
Der ukrainische Präsident dankte einzelnen Brigaden seiner Armee, aber auch dem Geheimdienst SBU. Dieser trage Sorge dafür, „dass die Besatzer sich nirgends auf ukrainischem Boden halten können“. Zugleich mahnte der Staatschef schnelles Handeln an: Tempo sei wichtig bei der Stabilisierung der befreiten Regionen, bei der Normalisierung des Lebens dort und beim Vorrücken der Truppen.

Ukraine meldet: Die meisten der Toten im Massengrab in Isjum waren offenbar Zivilisten
Update vom 19. September, 20.26 Uhr: Die meisten der Toten im Massengrab in Isjum waren offenbar Zivilisten. 146 Leichen seien bislang exhumiert worden, die meisten davon Zivilisten, darunter zwei Kinder, wie Oleh Syniehubow, der Gouverneur der Oblast Charkiw, am Montag mitteilte. Vorherigen Berichten zufolge weisen viele Leichen offenbar „Anzeichen eines gewaltsamen Todes“ auf. Derzeit laufen gerichtsmedizinischen Untersuchung, um die Todesursachen zu ermitteln.
Zudem meldete der ukrainische Generalstab am Montag, dass Russland die Infrastruktur in 24 ukrainischen Siedlungen beschädigt habe. Demnach gab es vier russische Raketenangriffe, neun Luftangriffe und über elf Angriffe mit Mehrfachraketen, hieß es von ukrainischer Seite. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Schläge gegen zivile Ziele gehören aber womöglich zur neuen Kriegstaktik Russlands, wie der britische Geheimdienst und das US-Militär vermuten.
Russische Streitkräfte in Cherson offenbar eingekesselt
Update vom 19. September, 17.59 Uhr: In der südukrainischen Oblast Cherson sind russische Streitkräfte offenbar zwischen dem ukrainischen Militär und dem Fluss Dnepr eingekesselt. Das sagte die Sprecherin des Operationskommandos Süd der ukrainischen Streitkräfte Nataliia Humeniuk, wie die ukrainische Zeitung Kyiv Independent berichtete. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Der Sprecherin zufolge habe die Ukraine den russischen Soldaten die Möglichkeit angeboten, sich zu ergeben. Humeniuk machte indes keine Angaben dazu, ob die russischen Soldaten das Angebot annahmen.
Der ukrainische Generalstab berichtete indes am Samstag, dass seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine 54.650 russische Soldaten getötet worden seien. Damit seien es 170 Gefallene mehr als am Vortag. Außerdem sollen seit dem 24. Februar 2.212 (+2) russische Kampfpanzer, 4.720 (+2) gepanzerte Kampffahrzeuge, 1.313 (+4) Artilleriesysteme, 312 (+0) Mehrfachraketenwerfer, 168 (+0) Luftabwehrsysteme, 251 (+0) Flugzeuge und 217 (+0) Hubschrauber Russlands durch die Ukraine zerstört worden seien.
Putin soll laut Berichten Rückzugsverbot für Soldaten erlassen haben
Update vom 19. September, 16.03 Uhr: Putin bereitet die Gegenoffensive der Ukraine Sorgen - laut Berichten hat er sogar ein Rückzugsverbot für Soldaten erlassen. Auch der Ukraine-Experte Nico Lange ist sich aktuell im Gespräch mit der Bild sicher: „Die Ukrainer haben jetzt das Heft des Handelns und werden für neue Überraschungen sorgen.“
Langes Begründung: Die russischen Truppen seien „schlecht geführt, unmotiviert und unzureichend versorgt“, zwischen den verschiedenen Gruppen mit Wagner-Söldnern, Nationalgarde und Zwangsrekrutierten herrsche oft „Chaos“, glaubt er. Was der Kreml offiziell „Umgruppierung“ nennt, dem wollen sich die ukrainischen Kämpfer entgegen stellen, und „den Russen keine Zeit für eine Neuaufstellung geben“, so Lange zur Bild.

Verluste der russischen Luftwaffe: Wohl bereits 55 Kampfjets im Ukraine-Krieg verloren
Update vom 19. September, 12.44 Uhr: Die russische Luftwaffe gerät im Krieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung zunehmend unter Druck. In den vergangenen zehn Tage habe Russland offensichtlich vier Kampfjets verloren und damit insgesamt 55 Maschinen seit Beginn des Angriffs Ende Februar. Das teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.
Der Anstieg der Verluste sei womöglich teilweise darauf zurückzuführen, dass die russische Luftwaffe ein größeres Risiko eingehe, um Bodentruppen unter dem Druck ukrainischer Vorstöße aus nächster Nähe zu unterstützen, hieß es weiter. Hinzu komme das schlechte Situationsbewusstsein russischer Piloten. Einige Flugzeuge seien wegen der sich schnell bewegenden Front über ukrainisch kontrolliertem Gebiet in dichtere Luftverteidigungszonen geraten.
„Russlands andauernder Mangel an Luftüberlegenheit bleibt einer der wichtigsten Faktoren, die die Fragilität seines operativen Designs in der Ukraine untermauern“, betonte das Ministerium.
Ukraine meldet: Putins Militär bombardiert weiteres AKW-Gelände
Update vom 19. September, 10.29 Uhr: Der ukrainische Kraftwerksbetreiber Energoatom hat Russland vorgeworfen, in der Nacht das Gelände eines weiteren Atomkraftwerk beschossen zu haben. Es handelt sich um das AKW Piwdennoukrainsk rund 100 Kilometer von der Stadt Mykolajiw in der Südukraine. In nur 300 Metern Entfernung von den Reaktoren habe es eine „heftige Explosion“ gegeben, schrieb Energoatom auf Telegram.
Von der Wucht der Explosion zersplitterten laut dem Betreiber rund hundert Fenster der Anlage, drei Hochspannungsleitungen mussten kurzzeitig abgeschaltet werden. „Derzeit arbeiten die drei Reaktoren im regulären Betrieb“, versicherte Energoatom. Auch seien keine Menschen zu Schaden gekommen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte ebenfalls Russland für die Explosion verantwortlich. „Russland gefährdet die gesamte Welt. Wir müssen es stoppen, solange es noch nicht zu spät ist“, schrieb Selenskyj auf Telegram. Dazu stellte er ein schwarz-weißes Überwachungsvideo von einer schweren Detonation.
Widerstand gegen Putins Besatzer: Selenskyj kündigt neue Offensive an
Update vom 19. September, 9.49 Uhr: Wolodymyr Selenskyj hat eine neue Offensive gegen die russischen Besatzer angekündigt. „Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille“, sagte der ukrainische Präsident in seiner jüngsten Videoansprache.
Das Ziel: die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson. Nach Angaben Selenskyjs wird sich die Ukraine dabei nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte. Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der annektierten Krim würden zurückerobert: „Denn die gesamte Ukraine muss frei sein.“
Update vom 19. September, 07.59 Uhr: Welche Taktik verfolgt Russland aktuell in der Ukraine? Nach den jüngsten militärischen Erfolgen der Ukraine im Osten des Landes wird darüber international diskutiert. Während der britische Geheimdienst eine Zermürbungstaktik in der Ukraine beobachten will, blickt das Institut for the Study of War, kurz ISW, aus den USA auf die Rekrutierung neuer Soldaten in Russland.
Das ISW geht in einer Einschätzung davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin immer öfter die militärischen Entscheidungswege übergeht und selbst neue Strategien anweist. Dadurch komme es auch dazu, dass immer mehr freiwillige und schlecht ausgebildete Soldaten rekrutiert würden, anstelle auf gut ausgebildete Soldaten zu setzen. Einigen Quellen zufolge kämen auch Gefängnisinsassen, Sicherheitskräfte und Männer aus den derzeit eroberten Gebieten in Donezk und Luhansk in den Kriegsdienst. Dies alles würde zu weiterer Verwirrung und unkoordinierten Einsätzen führen.

Die Rekrutierten würden dabei mitunter schlecht bezahlt, weil sie teilweise Boni für vorgerückte Kilometer in Aussicht gestellt bekämen, sich Russland derzeit aber vielerorts auf dem Rückzug befände. Außerdem sei die Kampfmoral unter Soldaten aus den eroberten ukrainischen Gebieten schlecht, außerdem gäbe es unter rekrutierten Gefängnisinsassen eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Anwendung von Gewalt, darunter Vergewaltigungen. Für das Gebiet Cherson sieht das Papier einen klarer kontrollierten Rückzug als jüngst in der Region Charkiw vorher.
Ukraine-News: Selenskyj kündigt weitere Offensiven im Osten an: „Die ganze Ukraine muss frei sein“
Update vom 19. September, 06.06 Uhr: Die Ukraine plant nach den jüngsten militärischen Erfolgen weitere Offensiven im Osten: Selenskyj kündigte neue Angriffe auf das von russischen Truppen besetzte Gebiet in der Ukraine an. „Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille“, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Vielmehr sei es die Vorbereitung auf die nächste Offensive, deren Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.
Nach Angaben Selenskyjs wird sich die Ukraine dabei nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte. Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim würden zurückerobert, kündigte der 44-Jährige an.
„Denn die gesamte Ukraine muss frei sein.“
Offenbar weiterer Erfolg für Ukraine bei Gegenoffensive im Nordosten - Truppenteile übersetzen am Fluss Oskil
Update vom 18. September, 21.42 Uhr: Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Gegenoffensive im Nordosten des Landes offenbar einen weiteren Erfolg verzeichnen können. Nach eigenen Angaben hat das Militär am Fluss Oskil Truppenteile übersetzen können und damit einen Brückenkopf zum weiteren Vorgehen gen Osten gebildet. „Die ukrainischen Streitkräfte haben den Oskil überwunden. Seit gestern kontrolliert die Ukraine auch das linke Ufer“, teilte die Pressestelle der ukrainischen Streitkräfte am Sonntag per Video auf ihrem Telegram-Kanal mit. Zuvor gab es Berichte, dass Kiew sich die Kontrolle über den Ostteil der Stadt Kupjansk gesichert habe. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden.
Auf dem Video ist ein Panzer zu sehen, der den Fluss durchfährt und am anderen Ufer von ukrainischen Soldaten schon empfangen wird. Bei ihrer Gegenoffensive Anfang September sind die ukrainischen Kräfte im Gebiet Charkiw bis an den Oskil vorgestoßen. Dahinter haben die russischen Truppen nach ihrem Rückzug eine neue Frontlinie aufgebaut und mehrere Versuche der Ukrainer, den Fluss zu überqueren, abgewehrt. Die Bildung eines Brückenkopfs auf der Ostseite des Oskil wäre ein strategisch wichtiger Erfolg für die ukrainischen Truppen. Damit könnten sie ihren Angriff Richtung Gebiet Luhansk fortsetzen.
Ukraine-News: Verteidigungsministerium nennt neue Zahlen zu russischen Verlusten
Update vom 18. September, 19.05 Uhr: Das ukrainische Verteidigungsministerium hat am Sonntag neue Zahlen zu den russischen Verlusten im Ukraine-Krieg veröffentlicht. 54.480 russische Soldaten sollen demnach seit Beginn des Krieges getötet worden sein. Das teilte die Behörde über Twitter mit. Neben den zahlreichen Verlusten bei den Soldaten, soll Russland mittlerweile auch 2210 Panzer und 1309 Artilleriegeschütze verloren haben.
Die Zahlen lassen sich aktuell jedoch nicht unabhängig überprüfen. Moskau hält sich mit den Angaben zu den tatsächlichen Verlusten bedeckt.
Verwirrung über Kämpfe in Cherson - Kiew und Moskau mit gegenseitigen Schuldzuweisungen
Update vom 18. September, 16.45 Uhr: Nachdem Videos von Kämpfen in strategisch wichtigen Stadt Cherson im Süden der Ukraine veröffentlicht wurden, machen sich Moskau und Kiew gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. „Im Zentrum von Cherson kam es zu einem Zusammenstoß zwischen (...) russischen Streitkräften (...) und einer nicht identifizierten Gruppe von Menschen“, teilte die von Russland eingesetzte Verwaltung in Cherson später am Abend im Messengerdienst Telegram mit. Nach einem kurzen Gefecht seien die Angreifer „vernichtet“ worden.
An Sonntagmorgen erklärte eine Sprecherin der ukrainischen Armee, bei den Schüssen und Explosionen in Cherson habe es sich um „Provokationen der (russischen) Besatzer“ gehandelt. Sie habe bereits davor gewarnt, dass „zwischen dem 17. und 20. September im Süden“ der Ukraine russische Provokationen geplant seien, um „das Image der ukrainischen Streitkräfte zu beschädigen“. Cherson gilt als erklärtes Ziel einer ukrainischen Gegenoffensive im Süden.

Massengräber in Isjum – Arbeiten werden noch Wochen andauern
Update vom 18. September, 15.42 Uhr: Die Arbeiten an den Massengräbern in Isjum bei Charkiw werden nach Einschätzung des lokalen Bürgermeisters noch zwei Wochen andauern. Valerii Marchenko sagte am Sonntag gegenüber dem Kyiv Independent, dass es noch viele Gräber gebe, deren Tote geborgen werden müssten.
Unterdessen sollten am Sonntag im Süden der Ukraine bis zu zehn Schiffe den Hafen von Odessa verlassen. Laut Kyiv Independent sollen sie in Richtung afrikanische, europäische und asiatische Länder unterwegs sein, mit 169.000 Tonnen landwirtschaftlicher Güter an Bord.
Zermürbungstaktik? Britischer Geheimdienst: Russland verstärkt Angriffe auf zivile ukrainische Ziele mit Langgstreckenraketen
Update vom 18. September, 11.39 Uhr: Russland hat nach Angaben britischer Geheimdienste in den vergangenen sieben Tagen seine Angriffe auf zivile ukrainische Ziele mit Langstreckenraketen deutlich verstärkt. Dazu zähle etwa der Angriff auf einen Staudamm in der zentralukrainischen Industriestadt Krywyj Rih, hieß es im jüngsten Kurzbericht des Verteidigungsministeriums in London.
Diese Ziele böten aber keinen unmittelbaren militärischen Gewinn. Es sei wahrscheinlich, dass Moskau angesichts der Rückschläge an der Frontlinie weiter verstärkt auf solche Angriffe setze, um die Moral des ukrainischen Volkes und seiner Regierung zu unterminieren.
Ukraine-News: Selenskyj kündigt Befreiung aller besetzten Gebiete an
Update vom 18. September, 10.19 Uhr: Selenksyj kündigte in seiner jüngsten Videobotschaft außerdem an, es sollten die Gebiete Cherson, Luhansk, Donezk samt der dortigen Großstadt Mariupol, aber auch Bedyansk in der Region Saporischschja sowie die Krim befreit werden. Überall werde wieder die ukrainische Flagge wehen, betonte der ukrainische Präsident. „Aber wir brauchen dafür noch Zeit.“
Vor allem setzt die Ukraine auf schwere Waffen des Westens, um die russischen Besatzer aus dem Land zu drängen. Zugleich geht die Debatte um Lieferungen etwa von deutschen Kampfpanzern weiter. Kanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt dies weiter ab.
US-Militärexperten zu Isjum: Massengrab kein Einzelfall
Update vom 18. September, 9.19 Uhr: Das neu entdeckte Massengrab und die Folterkammern in Isjum sind laut US-Militärexperten kein Einzelfall, sondern gehören zur Methode von Putins Armee. So schätzt es das Institute for the Study of the War (ISW) in seiner Lageanalyse vom 17. September ein.
Überdies habe das „Ukrainian Resistance Center“ am Vortag auf seiner Webseite gewarnt, dass die russische Armee für mehrere Tage verdeckte Operationen gegen ukrainische Zivilisten plane - und zwar im Versuch, von seinen Niederlagen wegen der Gegenoffensive der Ukraine abzulenken, so das ISW. Wegen solcher - in der Militärsprache - „False Flag“-Aktionen habe es die Bevölkerung vor öffentlichen Plätzen gewarnt. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.
Die ukrainischen Spezialkräfte hatten das Ukrainian Resistane Center nach Kriegsbeginn zur Koordination freiwilliger Kämpfer eingerichtet. Das ISW ist ein Thinktank in Washington, der regelmäßig Analysen zum Kampfgeschehen in der Ukraine publiziert.
Ukraine-News: Selenskyj wirft Moskau „Nazi“-Praktiken vor
Erstmeldung vom 18. September: Kiew - Wolodymyr Selenskyj wirft Moskau „Nazi-Praktiken“ vor. Der ukrainische Präsident verglich in seiner jüngsten Videoansprache das Vorgehen der russischen Besatzer in seinem Land mit den Gräueln im Zweiten Weltkrieg. Es gebe grausamste Folter, Deportationen, verbrannte Städte, bodenlosen Hass und nichts Lebendiges mehr unter der russischen Besatzung, sagte Selenskyj.
Zwar würden die Russen unter Kremlchef Wladimir Putin anders als die Nazis keine Seife aus den getöteten Ukrainern machen - und keine Lampenschirme aus ihrer Haut. „Aber das Prinzip ist das gleiche“, meinte der Staatschef.
Folter im Ukraine-Krieg: Selenskyj spricht von „russischem Faschismus“
Selenskyj bezeichnete die aus dem Gebiet Charkiw geflohenen Besatzer als „Raschisten“ und sagte, so hätten sich auch die „Nazis“ verhalten. „Raschismus“ vereint die Wörter Russland und Faschismus und wird von vielen Ukrainern als Begriff für „russischer Faschismus“ benutzt.
„Wir werden die Identitäten aller ermitteln, die gefoltert und misshandelt haben, die diese Grausamkeiten von Russland hier auf ukrainisches Gebiet gebracht haben“, betonte der 44-Jährige. Bei ihrer Flucht hätten die Besatzer Foltergeräte zurückgelassen. Ukrainische Behörden veröffentlichten unterdessen Fotos, die Folterkammern und -geräte zeigen sollen. „Folter war eine weit verbreitete Praxis in dem besetzten Gebiet“, so Selenskyj.
Ende März waren auch in dem Kiewer Vorort Butscha nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte getötete Zivilisten gefunden worden - die Gräueltaten von Butscha gelten seitdem als Symbol für schwerste Kriegsverbrechen im russischen Überfall auf die Ukraine.
Massengrab in Isjum: Lambrecht fordert Aufklärung
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht forderte unterdessen die Aufklärung möglicher Kriegsverbrechen. „Diese furchtbaren Verbrechen müssen unbedingt aufgeklärt werden - am besten von den Vereinten Nationen“, sagte die SPD-Politikerin den Funke-Zeitungen. Die UN sollten schnellstmöglich Zugang bekommen, damit Beweise gesichert werden könnten. (frs mit dpa-Material)