Stoltenberg sprach von einem „historischen“ Gipfel. Er werde die „größte Neuaufstellung unserer kollektiven Verteidigung seit dem Kalten Krieg“ bringen, bekräftigte er.
Erwartet werden zudem weitere Hilfszusagen für die Ukraine. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte zuvor drei weitere Panzerhaubitzen der Bundeswehr für das Land angekündigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll als Gast zu dem Gipfel zugeschaltet werden.
Update vom Mittwoch, 29. Juni, 07.30 Uhr: Nach dem Durchbruch im Streit um den Nato-Beitritt von Finnland und Schweden beginnt am Mittwoch offiziell das Gipfeltreffen des Militärbündnisses in Madrid. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), US-Präsident Joe Biden und die anderen Staats- und Regierungschefs wollen bei dem zweitägigen Treffen unter anderem die Stärkung der Nato-Ostflanke und ein neues strategisches Konzept für das Bündnis beschließen. Notwendig seien mehr Bodentruppen in den baltischen Staaten und an der Nato-Ostflanke, sagte der litauische Staatschef Gitanas Nauseda gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Auch Luftverteidigung statt Luftüberwachung sei nötig. Zudem solle die Zahl der schnellen Eingreifkräfte drastisch erhöht werden - von derzeit rund 40.000 auf mehr als 300.000. Die bisherige Nato-Eingreiftruppe NRF soll dazu durch ein neues Streitkräfte-Modell ersetzt werden, das auf dem Gipfel beschlossen werden soll. Beitrag der Bundeswehr zu dem neuen Konzept könnte nach Angaben aus Nato-Kreisen die 10. Panzerdivision werden, die aus dem bayerischen Veitshöchheim ihr unterstellte Brigaden und Bataillone führt.
Als die Nato 2010 das letzte strategische Konzept beschloss, sah die Welt noch anders aus. Damals setzten die Alliierten noch auf eine „echte strategische Partnerschaft“ mit Russland. China wurde noch nicht einmal erwähnt. Nun, gut vier Monate nach Beginn des Ukraine-Krieges, beschreibt Generalsekretär Stoltenberg Russland als „bedeutendste und direkteste Bedrohung“. Zudem werde man sich in dem Konzept erstmals mit China und den Herausforderungen befassen, die es für die Sicherheit, die Interessen und die Werte der Nato darstelle, sagte der Norweger Anfang der Woche.
+++ 22.11 Uhr: „Die Bedenken der Türkei, unter anderem in Bezug auf Waffenexporte und den Kampf gegen den Terrorismus, ausgeräumt“, sagte Stoltenberg. Das türkische Präsidialamt erklärte, die Türkei habe von den beiden nordischen Ländern „bekommen, was sie wollte“. Das berichtete die afp.
Finnland und Schweden hätten die „volle Zusammenarbeit“ gegen Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und deren Verbündeten sowie „Solidarität mit der Türkei im Kampf gegen den Terrorismus in all seinen Formen“ zugesichert. Demnach stimmten Helsinki und Stockholm auch zu, ihre Embargos für Waffenlieferungen an die Türkei aufzuheben, die sie als Reaktion auf Ankaras militärisches Eingreifen in Syrien 2019 verhängt hatten.
Update vom Dienstag, 28. Juni, 20.30 Uhr: Die Türkei hat ihren Widerstand gegen die Aufnahme von Schweden und Finnland in die Nato aufgegeben. Die Türkei werde während des Nato-Gipfels in Madrid die Einladung an Finnland und Schweden unterstützen, Bündnismitglied zu werden, teilte der finnische Präsident Sauli Niinistö am Dienstag (28. Juni) mit.
Ein entsprechendes Memorandum sei nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unterzeichnet worden.
Erstmeldung vom Dienstag, 28. Juni: Madrid – Die Spitzen Schwedens und Finnlands sind im Vorfeld des Nato-Gipfels in Madrid mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammengekommen. Ein schwedischer Regierungsvertreter bestätigte am Dienstag (28. Juni 2022) den Beginn des Treffens in der spanischen Hauptstadt. Bei dem Gespräch unter Vermittlung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wollten die beiden nordischen Länder die türkischen Vorbehalte gegen ihren Nato-Beitritt ausräumen.
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten Finnland und Schweden im Mai die Aufnahme in die Nato beantragt. Ankara blockierte aber überraschend den Prozess. Die Türkei wirft den EU-Ländern insbesondere vor, Mitglieder der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) Schutz zu gewähren. Das türkische Militär hatte seit 2016 mehrere grenzüberschreitenden Operationen in Syrien durchgeführt, die sich gegen den „Islamischen Staat“ und kurdische Kämpfer richteten, die Ankara als „Terroristen“ sieht.
An dem Gespräch mit Erdogan nahmen die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und der finnische Präsident Sauli Niinistö teil. Sollte es zu keiner Lösung kommen, will US-Präsident Joe Biden am Mittwoch bilateral mit dem türkischen Staatschef in Madrid zusammentreffen. Dabei wird es voraussichtlich um mögliche Zugeständnisse der USA an die Türkei gehen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron plant ein Gespräch mit Erdogan.
Auf Einladung des spanischen Königs Felipe VI. kommen die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Länder am Dienstagabend zu einem Dinner im Königspalast zusammen. Der eigentliche Gipfel beginnt am Mittwoch. Als Gast soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwochvormittag dazugeschaltet werden. (lz/nak/hg/mes mit AFP/dpa)