Großbritannien: Truss entlässt Finanzminister Kwarteng

Angesichts der andauernden Kritik an seinen Haushaltsplänen muss der britische Finanzminister Kwasi Kwarteng seinen Platz räumen.
London - Die britische Premierministerin Liz Truss hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge ihren Finanzminister Kwasi Kwarteng entlassen. Das berichteten mehrere britische Medien wie die Sender BBC und Sky News sowie die Zeitungen Times und Sun in London am Freitag. Der Schritt kommt kurz vor einer erwarteten Kehrtwende bei den geplanten Steuerplänen der Regierung. Damit wollten die Konservativen die Märkte in Großbritannien und die Partei beruhigen.
Die Premierministerin will noch am Nachmittag vor die Presse treten. Erwartet wird, dass sie große Teile ihrer erst kürzlich angekündigten Steuerpläne, die zu großen Wirtschaftsturbulenzen geführt haben, wieder zurücknehmen wird.
Großbritannien: Kehrtwende der Regierung
Die Finanzmärkte hatten nach der Ankündigung erheblicher Steuersenkungen ohne einen Plan zur Gegenfinanzierung im September heftig reagiert. Das Pfund fuhr im Verhältnis zum US-Dollar in den Keller. Die Bank of England musste mehrmals intervenieren und Staatsanleihen kaufen, um deren Preisverfall auszuhalten und den Kollaps von Pensionsfonds zu verhindern. Steigende Zinsen für Immobilienkredite verschärften für viele Hausbesitzer die Krise der Lebenshaltungskosten.
Die Regierung zog darauf die geplante Abschaffung des Spitzensteuersatzes wieder zurück und kündigte nach einigem Zögern an, auch die Vorstellung des gesamten Haushaltsplans um einige Wochen vorzuziehen. Doch das beruhigte die Finanzmärkte nur vorübergehend.
Zuletzt hatte Notenbankchef Andrew Bailey ein Ende der Anleihenankäufe für diesen Freitag angekündigt. Nach Ansicht einiger Experten wollte er damit die Regierung zum Einlenken zwingen. Die Finanzmärkte reagierten positiv auf die Berichte über eine Kehrtwende der Regierung.
Großbritannien: Liz Truss steht schwer unter Druck
Liz Truss steht wegen ihrer umstrittenen Finanzpolitik in den eigenen Reihen immer stärker unter Druck. Wie die Zeitung Times berichtete, gibt es in der Konservativen Partei bereits Debatten, die Regierungschefin nach nur gut fünf Wochen wieder aus dem Amt zu drängen. (dpa/cs)