„Absurd“: Telefonat zwischen China und den USA auf G7-Gipfel läuft aus dem Ruder

Während des G7-Gipfels telefonierte US-Außenminister Antony Blinken mit dem chinesischen Diplomaten Yang Jiechi. Dabei kam es zu einer Auseinandersetzung und zahlreichen Vorwürfe.
Carbis Bay - Am Rande des G7-Gipfels im englischen Carbis Bay kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen China und den USA. Grundlage waren Uneinigkeiten im Zusammenhang mit der Aufklärung des Ursprungs der Corona-Pandemie und Menschenrechtsverletzungen in China.
US-Außenminister Antony Blinken telefonierte mit Chinas Spitzendiplomat Yang Jiechi am Freitag und forderte die Regierung in Peking dazu auf, Untersuchungen über den Ursprung von Covid-19 anzustellen. Das US-Außenministerium teilte mit, dass Blinken im Telefonat „die Wichtigkeit von Kooperation und Transparenz bezüglich der Herkunft des Virus“ betont habe. Konkret forderte er, dass Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach China zurückkehren dürfen. Die Auseinandersetzung über den Ursprung des Corona-Virus währt schon länger. US-Präsident Joe Biden hatte bereits eine Untersuchung zu der Frage angeordnet, ob ein Labor-Unfall in der chinesischen Stadt Wuhan* zum Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie geführt hatte.
Vorwürfe der USA an China: Wurde die Corona-Pandemie durch einen Laborunfall ausgelöst?
Yang, der höchste Verantwortliche der Kommunistischen Partei Chinas für Außenpolitik, wies die Kritik der USA am Umgang Chinas mit der Corona-Krise zurück. Im Telefonat mit Blinken bezeichnete er die Theorie eines Laborunfalls als Auslöser der Pandemie als „absurd“. Dies berichtete das chinesische Staatsfernsehen. Er forderte Washington dazu auf, „Tatsachen und die Wissenschaft zu respektieren und die Suche nach dem Ursprung des Virus nicht zu politisieren“.
Auch lange bestehende außenpolitische Streitthemen wurden in dem seltenen Telefonat angesprochen. US-Außenminister Blinken rief Peking dazu auf, den Druck auf Taiwan zu verringern und die bestehenden Probleme „friedlich zu lösen“. Hintergrund zu diesen Aussagen sind Chinas Bestrebungen, Taiwan - notfalls auch mit Gewalt - wieder mit dem chinesischen Festland zu vereinigen. Dieses spaltete sich 1949 von China ab. Im Verlauf der vergangenen Jahre hat Peking bereits den wirtschaftlichen, militärischen und diplomatischen Druck auf Taiwan massiv erhöht.
G7-Gipfel: Spannungen mit China wegen Menschenrechtsverletzungen
Yang begegnete Blinken mit Gegenvorwürfen. Anlässlich des Treffens der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten (G7) kritisierte der chinesische Spitzendiplomat Washingtons Diplomatie der „kleinen Kreise“. Dies berichteten staatliche Medien. Yang soll Blinken in ihrem ersten gemeinsamen Gespräch seit März gesagt haben, dass der einzige echte Multilateralismus der ist, der auf den Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen und des Völkerrechts beruhe. Die USA sollten daher Menschenrechtsfragen nicht als „Vorwand benutzen, um sich willkürlich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen“, so Yang.
Beim G7-Treffen in Carbis Bay stehen für alle sieben teilnehmenden führenden Industriestaaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Großbritannien und die USA) die Spannungen mit China auf der Tagesordnung. In diesem Zusammenhang soll besonders über die Menschenrechtsverstöße in der nordwestlichen Provinz Xinjiang und die Reaktion auf diese diskutiert werden. Joe Bidens Regierung verfolgt eine strengere Politik gegenüber China und will der chinesischen Regierung gemeinsam mit den westlichen Partnern geschlossen gegenübertreten. (dpa/at) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA