Krankenhäuser warnen vor neuer Corona-Welle und fordern Maskenpflicht in Innenräumen
Der Verband der deutschen Krankenhäuser hat eine Verschärfung der Schutzmaßnahmen gegen Corona gefordert. Doch die Politik reagiert teilweise eher zurückhaltend.
Berlin/München – Mit dem beginnenden Herbst steigt auch die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland, was erneut zu lautstarken Diskussionen führt. Während einige Vertreterinnen und Vertreter der Politik die aktuell geltenden Schutzmaßnahmen als ausreichend ansehen, fordern andere erneute Verschärfungen. Auch die Krankenhäuser mahnen tendenziell eher zu mehr Vorsicht.
So sprach sich etwa Gerald Gaß, Vorstandvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), am Wochenende für eine rasche Einführung der Maskenpflicht in Innenräumen aus. Laut seiner Darstellung gäbe es derzeit „bereits so viele Corona-Patientinnen und -Patienten wie zu Spitzenzeiten dieses Jahres“, weshalb die Kliniken damit rechneten „in der nächsten Woche wahrscheinlich einen neuen Rekordwert vermelden“ zu müssen. Auch Ausfälle in der Belegschaft – auch aufgrund von Grippe und anderen saisonalen Atemwegserkrankungen – nähmen erneut zu.

Krankenhäuser-Verband warnt vor neuer Alarmstufe: Kliniken stehen „mit dem Rücken zur Wand“
Laut Gaß führe das dazu, dass viele Kliniken erneut „mit dem Rücken zur Wand“ stünden und ein Normalbetrieb vielerorts „nicht mehr möglich“ sei, wie er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern sagte. Für etwa die Hälfte der deutschen Krankenhäuser bedeute dies, dass bereits jetzt „etwa planbare Operationen und Behandlungen verschoben, Betten gesperrt werden, weil Personal fehlt, und sich Krankenhäuser zeitweise von der Notfallversorgung abmelden müssen“.
Von der Politik wünschten sich die Kliniken deshalb aktuell mehr Unterstützung, etwa durch eine erneute Anpassung der Vorschriften, die laut aktueller Gesetzgebung bei den Landesregierungen liegen. Diese sollten, laut Gaß, „gemeinsam mit ihren regionalen Gesundheitsämtern schauen, wo Maskenpflichten in Innenräumen, auch bei großen Menschenansammlungen, angebracht sind“. Dazu müsse man ebenso an die Menschen appellieren, freiwillig Masken zu tragen und empfohlene Impfungen in Anspruch zu nehmen
Trotz starker Belastung in bayerischen Kliniken: Söder beim Thema Maskenpflicht „zurückhaltend“
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie mehrere Landesgesundheitsministerinnen und -minister hatten sich zuvor für die Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen ausgesprochen. Heyo Kroemer, Chef der Charité in Berlin, warnte im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel vor einer sich insgesamt zuspitzenden Situation in den deutschen Krankenhäusern: „Wir erleben gerade, wie sich viele Notlagen gegenseitig verschärfen: die Klimakrise, die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine, die Inflation.“ Das betreffe auch die Kliniken als „Spiegel der Gesellschaft“, mahnte Kroemer.
Einige Politikerinnen und Politiker reagieren jedoch auch zögerlich auf derlei Forderungen. So sagte etwa der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegenüber der Bild am Sonntag, dass er in der Frage einer erneuten Maskenpflicht „derzeit zurückhaltend“, sei. Gegenüber dem Boulevardblatt appellierte Söder darum an die Vernunft der Menschen: „Jeder kann sich doch schützen, indem er freiwillig eine Maske aufzieht und sich impfen lässt.“
Bayern steht aktuell vor allem wegen der Ausrichtung des Münchner Oktoberfests in der Kritik, infolgedessen die Corona-Fälle stark angestiegen waren. Nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur stünden die Kliniken in München derzeit ebenfalls unter großem Druck, weil so viele Patientinnen und Patienten mit Corona behandelt werden müssten wie nie zuvor. Davon seien, wie das Nachrichtenportal T-Online betont, etliche zwar gar nicht wegen einer Covid-Erkrankung im Krankenhaus. Doch allein der Versuch, eine unkontrollierte Ausbreitung von Corona in den Kliniken zu verhindern, sorge aktuell dafür, dass das Klinik-Personal – einmal mehr nach zweieinhalb Jahren Pandemiealltag – stärkeren Belastungen ausgesetzt ist als ohnehin schon üblich. (ska mit AFP/dpa)