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Isolationspflicht fällt weg: Initiative fordert, „Post Covid nicht als Kollateralschaden zu ignorieren“

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Von: Jana Stäbener

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Die Corona-Isolationspflicht läuft in mehreren Bundesländern aus. Long Covid Deutschland warnt, die Politik müsse „für die Konsequenzen angemessene Verantwortung übernehmen“.

Mehrere Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein lassen die Corona-Isolationspflicht auslaufen. Wer sich dort mit dem Corona-Virus infiziert, muss dort ab sofort also nicht mehr zwingend zu Hause bleiben. Auch Hessen kündigte das an, lässt den Zeitpunkt dafür aber noch offen. Die Initiative Long Covid Deutschland (LCD) äußert gegenüber BuzzFeed News DE von IPPEN.MEDIA Bedenken, denn jede erneute Infektion berge „ein hohes Potenzial der gesundheitlichen Verschlechterung“.

Frau steht an einer Wand und hat eine Maske auf.
Der Zusammenschluss Long Covid Deutschland warnt, dass das Risiko für Long Covid und ein chronisches Fatigue‐Syndrom weiterhin hoch sei. © Cavan Images/IMAGO

Mehr zu Corona? Das Ende der Maskenpflicht war ein „Bundesweiter Intelligenztest“ – viele trugen ihn weiterhin freiwillig.

Ende der Corona-Isolationspflicht: Merz hält es für vertretbar

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hält das Ende der Corona-Isolationspflicht für vertretbar. „Die Zeit der hohen Infektionsgefahr mit schwerem Krankheitsverlauf ist vorbei“, sagte er der Funke-Mediengruppe laut Deutscher Presse-Agentur (dpa). Er teile den „fast schon sirenenhaften Alarmismus“ von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nicht. „Wir sollten zur Normalität zurückkehren und spätestens im Frühjahr nächsten Jahres Corona offiziell als beendet erklären“, forderte er.

Karl Lauterbach (SPD) äußerte laut dpa schon am vergangenen Freitag deutliche Kritik an einem Ende der Isolations-Pflicht. „Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung.“ Er warnte vor einem „Flickenteppich“ mit verschiedenen Isolationsregeln in den Bundesländern. Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte dies. Von einem Infektionsschutz für vulnerable Gruppen, für die auch das Ende der Maskenpflicht ein Problem war, könne ebenfalls nicht die Rede sein.

Long Covid „nicht als unbequemen Kollateralschaden ignorieren“

Eine Sprecherin der Initiative Long Covid Deutschland (LCD) äußert sich gegenüber BuzzFeed News DE zum Ende der Isolationspflicht: „Das Risiko Long Covid und damit ein chronisches Fatigue‐Syndrom (ME/CFS) zu entwickeln ist weiterhin hoch und auch nicht durch leichte Verläufe oder Impfungen ausgeschlossen.“ Deswegen könne man nur jedem Menschen weiterhin empfehlen, sich vor Sars-CoV-2-Infektionen zu schützen. Jede erneute Infektion berge „ein hohes Potenzial der gesundheitlichen Verschlechterung“.

Als Long Covid definieren die deutschen Patientenleitlinien Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der Corona-Infektion bestehen, als Unterform Post Covid dauern sie länger als zwölf Wochen an. Die Initiative Long Covid Deutschland (LCD) setzt sich als privater Zusammenschluss von „Long Covid-Betroffenen“ dafür ein, die Krankheit besser zu erforschen und die Situation aller Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Die mit der „erheblichen Krankheitslast einhergehende Gefahr für Wirtschaft und Gesellschaft“ dürfe nicht unterschätzt werden, so eine LCD-Sprecherin gegenüber BuzzFeed News DE. „Wer lockern will, muss auch für die Konsequenzen angemessene Verantwortung übernehmen.“ Die Politik müsse dringend massiv und nachhaltig in die Erforschung von post-viralen Syndromen investieren und mehr finanzielle Mittel bereitstellen, um die „aktuelle Gesundheitskrise, die durch Spätfolgen von Sars-Cov-2 entsteht“, zu lösen. „Wir brauchen Forschung, Versorgung und Aufklärung. Man darf Post Covid und ME/CFS nicht als unbequemen Kollateralschaden ignorieren.“

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Nicht nur Long Covid wird mit einer Sars-Cov-2-Infektion in Verbindung gebracht. Corona kann auch ungewöhnliche Psychosen auslösen.

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