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„Noch nie erlebt“: Chinesisches Geheimdienstschiff vor Australien aufgespürt

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Von: Sven Hauberg

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Eine Aufnahme des australischen Verteidigungsministeriums zeigt das chinesische Kriegsschiff.
Eine Aufnahme des australischen Verteidigungsministeriums zeigt das chinesische Kriegsschiff. © Australian Government/Department of Defense

Vor der Westküste Australiens wurde ein chinesisches „Geheimdienst-Kriegsschiff“ gesichtet. Der Vorfall könnte im Zusammenhang mit der anstehenden Parlamentswahl stehen.

München/Canberra – Der Verteidigungsminister spricht von einem „aggressiven Akt“: Die australischen Behörden haben vor der Westküste des Landes ein chinesisches Kriegsschiff aufgespürt, das bereits seit vergangener Woche in der Region unterwegs sei. Das sagte Verteidigungsminister Peter Dutton am Freitag (13. Mai). Die „Haiwangxing“ sei auch in die ausschließliche Wirtschaftszone Australiens eingedrungen, also in einen Bereich, der sich zwölf bis 200 Seemeilen vor der Küste erstreckt.

„Wir haben noch nie erlebt, dass ein Schiff der Volksbefreiungsarmee so weit nach Süden kommt“, so Dutton. Das „Geheimdienst-Kriegsschiff“ sei zunächst die Küste in Richtung Süden bis auf Höhe der Stadt Exmouth hinuntergefahren und zuletzt wieder weiter nördlich in der Nähe von Broome in der Region Kimberley gesichtet worden. Ziel des Kriegsschiffes sei es, „entlang der Küste Informationen sammeln“, sagte Dutton. Zu diesem Zweck sei die „Haiwangxing“ „in unmittelbarer Nähe zu militärischen und geheimdienstlichen Einrichtungen an der Westküste Australiens“ unterwegs gewesen.

Chinesisches Kriegsschiff vor Australien: Verteidigungsminister spricht von „seltsamem Timing“

Die australischen Behörden überwachten die Aktivitäten des Schiffes „sehr genau“: „Wir haben natürlich eine Reihe von Flugzeugen an der Überwachung dieses speziellen Schiffes beteiligt“, so Dutton. Der Verteidigungsminister sprach weiter von einem „seltsamen Timing“. Australien wählt am 21. Mai ein neues Parlament, und das Verhältnis des Landes zu China prägt den Wahlkampf derzeit wie kaum ein anderes Thema. Hintergrund ist ein seit Jahren anhaltender Konflikt zwischen beiden Ländern, der im Frühjahr 2020 eskaliert war. Damals hatte Australiens Premierminister Scott Morrison eine unabhängige Untersuchung über die Ursprünge des Coronavirus gefordert, worauf Peking mit wirtschaftlichen Strafmaßnahmen reagierte.

Zurzeit belastet auch ein Sicherheitsabkommen zwischen Peking und den Salomonen das chinesisch-australische Verhältnis. Die Regierung in Canberra fürchtet, China könne durch das Abkommen seinen Einfluss in der Region ausweiten. Der Inselstaat der Salomonen liegt etwa 2000 Kilometer nordöstlich von Australien. Während Peking von einem normalen Vorgang spricht, wachsen in Australien die Sorgen, China könnte auf den Salomonen einen Militärstützpunkt errichten.

China und Australien: Streit um ein Sicherheitsabkommen mit den Salomonen

Bei den Parlamentswahlen am 21. Mai liegt Umfragen zufolge die oppositionelle Labor Party vorne. Die Mitte-Links-Partei könnte das Regierungsbündnis aus liberaler und nationaler Partei ablösen und mit Anthony Albanese den nächsten Premierminister des Landes stellen. Albaneses Partei hatte Morrisons Regierung in den vergangenen Wochen wiederholt vorgeworfen, Chinas Ambitionen im Indopazifik nicht vorhergesehen zu haben.

Der neue chinesische Botschafter in Canberra, Xiao Qian, sagte unterdessen, er hoffe auf bessere Beziehungen zu Australien. „Wir freuen uns auf die zukünftigen Möglichkeiten, die China und Australien haben – wir können uns gemeinsam bemühen, unsere Vergangenheit zu überprüfen und in die Zukunft zu blicken“, so Xiao am Freitag zum Sender Sky News Australia. (sh)

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