Schon zu Beginn des Parteitags begrüßte Merz die Pressevertreter mit folgenden Worten: „Mit ihnen werden wir uns im Verlaufe dieses Parteitages besonders liebevoll beschäftigen“. Die Union nimmt sich zurzeit häufiger das Thema öffentlich-rechtlicher Rundfunk zur Brust, dabei wird unterschiedlich scharf Kritik an den Anstalten und ihren Sendungen geäußert.
Update vom 9. September, 16.50 Uhr: „Aus Kiew schicke ich herzliche Grüße an den Parteitag“, so Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew. Er war dem CDU-Parteitag online zugeschaltet. Klitschko wäre gerne vor Ort in Hannover dabei gewesen, der Krieg in seinem Land mache dies aber unmöglich. In seinem kurzen Grußwort dankt er der Partei: „Ich möchte der CDU für Ihre Unterstützung danken. Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für die Hilfe aus den Städten und Gemeinden – für Ihr großes Herz in dieser schwierigen Zeit.“
Weiter appelliert Vitali Klitschko an die Anwesenden auf dem Parteitag: „Glauben Sie weiter an die Ukraine. Stehen Sie weiter auf der Seite der Ukraine. Kämpfen Sie mit uns für die Demokratie. Wir verteidigen ganz Europa!“
Update vom 9. September, 16.20 Uhr: Friedrich Merz‘ CDU-Parteitagsrede ist bei prominenten Parteivertretern offenbar auf Zustimmung gestoßen: „Der Funken sprang über“, sagte Bundesvize Carsten Linnemann kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA. Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff würdigte den Auftritt. Merz habe aus der Oppositionsrolle gesprochen, aber es sei gut, dass er ausdrücklich die Kooperationsfähigkeit der Union betont habe.
In den vergangenen Tagen hatte sich Merz im Bundestag mehrere Scharmützel mit der Bundesregierung geliefert. „Aber wenn es drauf ankommt, dann steht die CDU“, sagte Haseloff. Ohne die Stimmen der Union wäre das Sondervermögen für die Bundeswehr nie zusammengekommen. „Das muss man so klar sagen, wie es Friedrich Merz getan hat.“
Auch die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder sieht den Parteitag nun gut gerüstet für die inhaltlichen Debatten.
„Die Rede von Friedrich Merz war hochpolitisch“, sagte die CDU-Politikerin. Die Partei habe viele Jahre in Sachzwängen gesteckt. Deshalb sei es gut, dass Merz „die Herzen der Delegierten“ erreicht habe.
Update vom 9. September, 15.38 Uhr: Nach der pflichtgemäßen Eröffnung des CDU-Parteitags hat sich Friedrich Merz auch in einer längeren Rede an die Delegierten gewandt – unter anderem zum Thema Klimapolitik. Allein mit der Vermeidung von CO2-Emissionen könne Deutschland nicht bis 2045 klimaneutral werden, sagte er unter anderem. „Dann müssen wir Technologien einsetzen, dann müssen wir CO2 zurückgewinnen, dann müssen wir es trennen von Verbrennungsprozessen und Industrieprozessen, dann müssen wir es als Rohstoff verstehen und nicht nur als Umweltzerstörung“.
„Wir haben die Streitereien von CDU und CSU hinter uns gelassen“, sagte Merz zugleich. „2021 wird sich nicht wiederholen.“ Ein Jahr nach der Niederlage bei der Bundestagswahl sei die CDU „zurück auf Platz eins unter den deutschen Parteien“. Der Ampel-Koalition warf Merz Versagen im Umgang mit der Energie- und Wirtschaftskrise vor. Er forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, „dieses rot-gelb-grüne Narrenschiff zu stoppen“. Merz räumte aber auch schwere energiepolitische Fehler der Union in den Kanzlerjahren Angela Merkels ein. „Wir haben uns in diesem Land zu abhängig gemacht vom russischen Gas“, sagte er. „Das war eine große Dummheit. Das war vielleicht auch ein gehöriges Maß an Naivität.“
Niedersachsens CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann hat indes die Landtagswahl am 9. Oktober auch zu einer Abstimmung über die Bundesregierung erklärt. Es brauche ein „starkes Gegengewicht zur Ampel“, sagte Althusmann vor den CDU-Delegierten. „Diese Wahl am 9. Oktober ist auch eine Wahl, die über das weitere Schicksal der Ampel in Berlin entscheiden wird.“
Althusmann pochte auf eine noch größere Offenheit in der CDU. „Friedrich Merz hat uns Kraft und Zuversicht gegeben“, sagte er. „Doch in der Kommunikation müssen wir uns noch ehrlicher machen“, forderte er. Im Winter werde es Energieknappheit geben. „Das müssen wir auch sagen.“
Update vom 9. September, 13.45 Uhr: Nach der Trauer geht Merz zur Attacke über: Deutschland steuere womöglich auf eine Rezession zu - in dieser Zeit leiste sich das Land „eine der wohl schwächsten Bundesregierungen aller Zeiten“, sagt der CDU-Chef.
Im anschließenden Begrüßungsreigen fehlen allerdings zwei Personen: „Angela Merkel lässt sich entschuldigen“, verkündet Merz – man freue sich aber auf ihre Anwesenheit bei einem der kommenden Parteitage. Kurzfristig nicht kommen kann auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, der laut Merz sein Kommen angekündigt hatte. Der CDU-Chef sendet ausdrücklich Grüße.
Nach Informationen des TV-Senders Phoenix gibt es gesundheitliche Gründe für Merkels Fehlen: Die Altkanzlerin habe sich ein Bein gebrochen.
Update vom 9. September, 13.37 Uhr: Friedrich Merz hat den CDU-Parteitag eröffnet – zunächst mit Begrüßungen, aber auch Gedenken an verstorbene CDU-Politiker, darunter auch die frühere Bundespräsidenten-Kandidatin Dagmar Schipanski. Auch zum Tod von Queen Elizabeth II. bekundete Merz das Beileid der seiner Partei. „Königin Elisabeth war der Fels in der Brandung, der unverrückbar war und immer aufrecht stand“, erklärte er. „Wir verneigen uns vor ihrem Lebenswerk.“
Update vom 9. September, 13.30 Uhr: Kurz vor Beginn des CDU-Parteitags wirbt die Vize-Bundesvorsitzende Silvia Breher für ein geschlossenes Auftreten. „Ich hoffe, dass von diesem Parteitag ein klares Signal für den Aufbruch ausgeht“, sagte die niedersächsische Bundestagsabgeordnete kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA. Zentrale Diskussion solle deswegen nicht die Frauenquote, sondern das Energiekonzept werden, das der Bundesvorstand zur Beratung vorgelegt habe. Deutschland steuere im Winter auf eine ernsthafte Krise zu, die CDU müsse deutlich machen, dass man die „Sorgen ernst nimmt“. Dies sei für die Partei auch wichtig im Hinblick auf die anstehende Niedersachsen-Wahl Anfang Oktober.
Werbung für ihre Sache betrieb vor dem Parteitags-Beginn aber auch die Frauen-Union, wie Welt-Journalist Robin Alexander per Tweet kundtat. Ihm zufolge verteilten die Befürworterinnen der Frauenquote rosa Donuts an Delegierte und Reporter. Die Aufschrift auf der Plastikhülle des Gebäcks: „Don‘t panic, it‘s just equality“, zu deutsch „Keine Panik, es ist nur Gleichberechtigung“.
Vorbericht: München/Hannover - Am Freitag und Samstag findet der 35. Parteitag der CDU in Hannover statt. Die Partei will nicht zuletzt die Ampel bei den Energiepreisen unter Druck setzen - der Leitantrag des Bundesvorstandes soll es richten. Doch, auch wenn es nicht im Sinne der CDU ist: Zum medialen Hauptthema dieses Parteitages dürfte die Frauenquote geraten. Gerade der ehemalige Frauenquotengegner und Parteivorsitzende Friedrich Merz drängt auf die Regelung. Der Vorschlag ist umstritten. Merz ging auf die Quoten-Gegner zu und stellte einen Kompromiss vor.
Auch CDU-Bundesvize Silvia Breher warb eindringlich für die Einführung einer befristeten Frauenquote auf dem Parteitag am Freitag. „Wir haben zu wenige Frauen in unserer Partei und sollten uns nun gemeinsam - Männer und Frauen - dafür einsetzen, das endlich zu ändern“, sagte Breher der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). „Die Frauenquote gehört für mich dazu.“
Gerade mal 25 Prozent der Parteimitglieder sind Frauen. Die Quote sei für sie allerdings nur eines der Instrumente, um mehr Frauen für ein Engagement bei der CDU zu gewinnen: „Wir müssen vor allem auch die Rahmenbedingungen verbessern“, sagte Breher der Zeitung. Dafür habe die Struktur- und Satzungskommission verschiedene Vorschläge erarbeitet, etwa verbindliche Zeitfenster für Sitzungen und digitale Formate.
Auch die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth forderte ihre Partei zur Einführung der Frauenquote auf. „In dieser schwierigen europäischen und weltpolitischen Situation muss eine breite politische Beteiligung der Frauen sichtbar werden“, sagte die 85-Jährige der dpa. Frauen würden „dringend gebraucht bei der Suche nach Problemlösungen, konkreten Hilfen und Alternativen zum Krieg“
Süssmuth erklärte, SPD, Grüne und Linke hätten per Satzungsrecht einen hohen Frauenanteil im Bundestag erreicht. Das sei auch in der CDU notwendig und müsse möglich sein. Zur Verbesserung der Beteiligung von Frauen gehöre die Verbesserung der strukturellen Bedingungen: „Soziale Sicherung, berufliche Arbeitszeiten in bestimmten Lebensphasen von Frauen und Männern, Veränderung der Angebote in den Parlamenten und außerhalb, um einseitige Belastungen abzubauen“, verlangte sie.
Zugleich warnte Süssmuth ihre Partei vor negativen Auswirkungen des Quotenstreits. „Die nicht endenden Querelen spalten und schwächen uns - jetzt kommt es auf alte und neue Stärken an“, sagte sie und ergänzte: „Dieser Parteitag muss unseren Zusammenhalt stärken und Polarisierung verringern.“
Unionsfraktionsvize Mathias Middelberg (CDU) haderte mit dem Timing der Abstimmung. „In der dramatischen Lage, in der Deutschland sich befindet, müssen wir Antworten geben, wie die Bürger und unsere Betriebe ihre Gas- und Stromrechnungen bezahlen können“, sagte Middelberg der NOZ. Außen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik stünden im Mittelpunkt. „Die Frauenquote ist da wirklich kein Hauptthema.“ Auch der Wirtschaftsflügel der CDU und die Junge Union (JU) lehnen eine Quote ab.
Die Vorlage des CDU-Bundesvorstands sieht vor, dass bis 2025, beginnend bei Vorstandswahlen auf Kreisebene, schrittweise eine Frauenquote bis 50 Prozent eingeführt werden soll. Zum Anfang nächsten Jahres soll eine Frauenquote von 30 Prozent eingeführt werden, ein Jahr später eine von 40 Prozent. Die 50-Prozent-Marke soll wie bisher zum 1. Juli 2025 erreicht sein.
Der Vorschlag umfasst auch eine 50-Prozent-Quote für die ersten zehn Listenplätze bei Landtags-, Bundestags- und Europa-Wahlen. Nach dem Merz-Vorschlag soll die Quote zum 31. Dezember 2029 wieder auslaufen. Würde Merz sich mit seinem Kompromissvorschlag nicht durchsetzen, hätte er die erste Schlappe in seiner seit Ende Januar dauernden Amtszeit erlitten. Die Abstimmung über die Frauenquote wird am Freitagabend erwartet. (vk/dpa/AFP)