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Arztpraxen-Ausverkauf droht: Holetschek warnt vor Folgen für Patienten - und wirft Bund Untätigkeit vor

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Plenarsitzung im bayerischen Landtag
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Arztpraxen als gewinnbringende Anlage: Immer mehr Finanzinvestoren setzen darauf, mit alarmierenden Folgen für die Patienten. Bayerns Gesundheitsminister will, dass der Bund schneller reagiert.

Berlin - Politiker und Experten warnen vor der Übernahme von Arztpraxen durch Finanzinvestoren. „Es ist schon auffallend, dass gerade bestimmte Fachärzte wie Augenärzte, Nephrologen, aber auch Radiologen offenbar besonders interessant für Finanzinvestoren sind“, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek der Augsburger Allgemeinen.

Er habe das Bundesgesundheitsministerium eindrücklich gebeten, sich des Themas anzunehmen. so Holetschek. Es müsse so schnell wie möglich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe eingerichtet werden. Geschehen sei bisher nichts, kritisierte der CSU-Politiker.

Auch in Sachen Corona muss sich das Gesundheitsministerium Kritik gefallen lassen: Der Virologe Hendrik Streeck spricht von einem Blindflug in den Herbst.

Arztpraxen-Ausverkauf droht: Investoren haben schon hunderte Arztsitze aufgekauft

Auch das ARD-Magazin „Panorama“ hatte im April berichtet, dass Finanzinvestoren zunehmend nach Arztpraxen griffen. Hunderte, „möglicherweise sogar Tausende Arztsitze“ seien aufgekauft worden, eine Liste investorengeführter Praxen gebe es aber nicht. Besonders attraktiv für Investoren seien Augenarztpraxen. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg hatte unlängst vor einem Ausverkauf von Praxen gewarnt und die Politik zum Handeln aufgefordert.

Ausverkauf von Arztpraxen: Patientenschützer warnen vor „alarmierender“ Lage

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, mahnte: „Ganz gleich, wie groß eine Praxis ist oder wer sie betreibt, allein die Qualität der Therapie ist für die Patienten entscheidend.“ Genesungschancen dürften nicht durch wirtschaftliche Strukturen und Interessen gefährdet werden, warnte er. Es dürfe nicht sein, dass die lukrativste Behandlung oder Abrechnungsstrategie im Vordergrund stehe.

Der Medizinethiker Eckhard Nagel von der Uni Bayreuth sprach in der Augsburger Allgemeinen von einer „alarmierenden“ Lage. „Das unentbehrliche Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient droht hier verletzt zu werden“, warnte Nagel.

Auch Immer mehr Tierarztpraxen in Deutschland wechseln den Besitzer. Großkonzerne wie Nestlé oder Mars kaufen seit Jahren ganze Praxen auf. (dpa)

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