Die Bundeswehr hatte erst mit dieser ersten Maschine auch die Fallschirmjäger der für Evakuierungsaktionen speziell ausgebildeten Division Schnelle Kräfte nach Kabul bringen können.
Update vom 17. August, 8.41 Uhr: Die schwierige Bundeswehr-Mission zur Rettung von Ortskräften aus Afghanistan läuft nur schleppend an: Der CDU-Außenexperte Johann Wadephul hat am Morgen im Deutschlandfunk eine Meldung der Bild bestätigt, wonach mit dem ersten Flug nur sieben Menschen aus Kabul herausgeholt worden seien.
„Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allem durch die Menschenmengen“, erklärte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) im ARD-“Morgenmagazin“ .„Wir haben es gestern geschafft, in einer wirklich halsbrecherischen Landung unsere Maschine zu Boden zu bringen“, fügte die Ministerin hinzu. Es sei in erster Linie darum gegangen, Soldaten zur Absicherung der Evakuierungsflüge nach Kabul zu bringen. „Wir hatten nur ganz wenig Zeit und deswegen haben wir nur die mitgenommen, die jetzt wirklich auch vor Ort waren. Und die konnten gestern wegen der chaotischen Situation noch nicht in einer größeren Zahl am Flughafen sein“, fügte sie hinzu.
Eine zweite Transportmaschine warte derzeit auf die Freigabe der USA, um Richtung Kabul zu starten und weitere Menschen in Sicherheit zu bringen, sagte Kramp-Karrenbauer. Zur Absicherung der Flüge seien insgesamt bis 600 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr vorgesehen. Die Luftwaffe will zwischen Kabul und Taschkent eine Luftbrücke einrichten. Deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte sollen zunächst in die Hauptstadt Usbekistans ausgeflogen und dann mit Charterflugzeugen nach Deutschland gebracht werden.
Erstmeldung: Kabul - Nach einem zehntägigen Eroberungsfeldzug durch Afghanistan* erreichten die Taliban am Sonntag die Hauptstadt Kabul, woraufhin die Regierung ihre Niederlage eingestehen musste. Auch Staatspräsident Aschraf Ghani floh vor der Machtübernahme aus dem Land. Die Bundeswehr beteiligt sich an den Evakuierungsflügen.
Die afghanische Bevölkerung ist alarmiert und sucht Wege, um ins Ausland zu fliehen. Am Montag gingen bereits schockierende Bilder vom Flughafen in Kabul um die Welt. Menschen versuchten mit aller Macht, in die startenden US-Transportflieger zu gelangen und klammerten sich teils verzweifelt an die startenden Maschinen.
Lokalen Medienberichten zufolge starben Menschen, als sie von den Flugzeugen überrollt wurden oder aus großer Höhe herunterfielen. Wie das Pentagon mitteilte, seien zwei bewaffnete Männer in der Menge von US-Soldaten getötet worden, nachdem diese die Waffen „auf bedrohliche Weise geschwungen" hatten. Etwa 6000 Soldaten wurden von der US-Regierung entsandt, um das Flugfeld zu räumen und den Flughafen zu sichern.
Die Bundeswehr brachte in der Nacht auf Dienstag die erste Gruppe von Menschen in Sicherheit, wie das Bundsverteidigungsministerium mitteilte. Wie die Bild-Zeitung berichtete und aus Regierungskreisen zu entnehmen war, waren jedoch lediglich sieben Personen von der offiziellen Ausflugliste auf dem Rückflug an Bord.
Der Flug in Richtung Usbekistan sei erst nach stundenlanger Verzögerung gestartet, da das US-Militär den Flugverkehr nach dem Ansturm tausender Personen bis Abends aussetzte. Auch andere Staaten wie die USA oder eben Deutschland arbeiten derzeit unter Hochdruck daran, ihr ziviles Personal aus dem Krisengebiet auszufliegen.
Unklar ist noch, wie viele Menschen beim ersten Evakuierungsflug der Bundeswehr an Bord waren. Wie das Ministerium erklärte, sollen eigene Soldaten in Kabul weitere derartige Transporte vorbereiten. Zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent will die Luftwaffe eine Luftbrücke einrichten, um deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus dem zentralasiatischen Land mit Charterflügen nach Deutschland zu bringen*.
In westlichen Ländern war die Bestürzung nach der raschen Machtübernahme groß. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Lage am Montag als „furchtbar für die Millionen Afghanen, die sich für eine freie Gesellschaft eingesetzt haben“.
US-Präsident Joe Biden steht hingegen weiter hinter seiner Entscheidung, nachdem er im Zuge des chaotischen Truppenabzugs und der Übernahme des Taliban-Regimes in die Kritik geraten war. „Ich stehe aufrecht hinter meiner Entscheidung“, gab Biden in einer Fernsehansprache zu verstehen. US-Soldaten sollten demnach „nicht in einem Krieg kämpfen und sterben, den die afghanischen Streitkräfte selbst nicht kämpfen wollen“. Er bedaure seine Entscheidung nicht, auch wenn er „tief traurig“ über die Zustände in Afghanistan sei, fügte er hinzu.
Am Dienstag beriefen Nato-Botschafter und der EU-Außenminister eine Krisensitzung in Brüssel ein, auch ein virtueller G7-Gipfel soll in den kommenden Tagen organisiert werden. (ajr) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA