Afghanistan: Russland und China schließen sich gegen Taliban zusammen
In Kabul herrscht nach der Machtübernahme der Taliban weiter Chaos. Ein Drittel der Bevölkerung Afghanistans ist von einer Hungersnot bedroht.
- Die dramatisch verlaufende Rettungsaktion in Afghanistan* geht weiter.
- Die USA* sichern ihren Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern Rettung zu, doch halten am 31. August als endgültigen Abzugstermin fest.
- Russland und China wollen der Gefahr der Taliban* gemeinsam begegnen.
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+++ 15.18 Uhr: Russland und China* wollen in Sachen Afghanistan-Krise zusammenarbeiten. Das haben Wladimir Putin und Xi Jinping, die Staatschefs beider Länder, in einem Telefonat verabredet. Der Kreml gab bekannt, dass man den zahlreichen „Gefahren durch die Machtübernahme der Taliban“ gemeinsam begegnen wolle.
Als Bedrohungen sehen beide Länder sowohl den islamistischen Terror als auch den Drogenschmuggel aus Afghanistan. Laut Angaben des Kremls ging es in dem Gespräch aber auch um „die Bedeutung, Frieden im Land zu etablieren“. China hat eine rund 91 Kilometer lange Grenze mit Afghanistan. Dien Grenze verläuft durch ein Naturschutzgebiet und ist entsprechend wenig gesichert.

Afghanistan: Millionen Menschen von Hungersnot bedroht
+++ 12.42 Uhr: Während sich die Evakuierungsmission in Afghanistan ihrem Ende zuneigt, wird eine andere Krise in dem Land deutlich. 14 Millionen Menschen in Afghanistan sind davon bedroht zu verhungern, wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen mitteilte. Grund dafür ist eine Kombination aus Trockenheit, der Corona*-Pandemie und der Übernahme der Taliban, wie die Onlineplattform Business Insider berichtete.
Aufgrund der Schließung des Flughafens in Kabul kommen keine Hilfsgüter mehr nach Afghanistan, weswegen die Weltgesundheitsorganisation darum bat, leere Rettungsflüge nach Afghanistan über Dubai umzuleiten, um diese mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern zu beladen. Das Welternährungsprogramm will außerdem in den nächsten Wochen 200 Millionen Dollar sammeln, um Afghanistan durch den Winter zu bringen.
Afghanistan: Chaos in Kabul - Bundeswehr will Evakuierung noch heute beenden
+++ 12.04 Uhr: In einer Regierungserklärung äußert sich Bundeskanzlerin Angela Merkel* zur Lage in Afghanistan. Was die Kanzlerin sagt, können Sie in unserem Liveticker zur Rede Merkels verfolgen.
+++ 11.08 Uhr: Im chaotischen Evakuierungseinsatz in Afghanistan könnten die Rettungsflüge der Bundeswehr aus Kabul bereits am heutigen Mittwoch (25.08.2021) enden, wie tagesschau.de berichtete. Zuvor wurde vermutet, dass die Einsätze am Freitag oder Samstag beendet würden, da die NATO-Mitgliedsstaaten Afghanistan einige Tage vor den USA verlassen müssen.
Joe Biden hält derweil weiter an der Einsatzfrist vom 31. August fest, wobei die Regierung der USA die Evakuierung aller US-Bürger aus Afghanistan bis dahin für möglich hält. Zu den Afghanen, die verzweifelt versuchen das Land zu verlassen, äußerte sich ein Sprecher des Pentagon in diesem Zusammenhang nicht, wobei Forderungen laut werden, dass die Nachbarländer Afghanistans ihre Grenzen für flüchtige Einheimische öffnen sollen.

Afghanistan: USA ziehen Einsatzkräfte vom Flughafen Kabul ab
+++ 08.10 Uhr: Rund um den Flughafen Kabul harren weiter Tausende Menschen aus, in der Hoffnung auf einen Evakuierungsflug ins Ausland. So zeigen am Mittwoch in sozialen Medien geteilte Videos Hunderte Afghanen, die teils bis zu den Hüften in einem Wassergraben vor einer Wand zum Flughafengelände stehen und warten. Ein Mann, der den Wassergraben hochgeklettert ist, wird von zwei Soldaten zurückgedrängt.
Aufgrund der weiter desaströsen Lage rund um die Eingänge zum Flughafen haben Länder begonnen, ihre zu Evakuierenden anderweitig in den Flughafen zu bringen. Zwei Personen, die auf einer US-Liste zur Evakuierung standen, sagten, sie seien zu einem Ort in der Stadt gerufen worden und von dort mit in einem gepanzerten Konvoi in den Flughafen gebracht worden.
USA ziehen Einsatzkräfte vom Flughafen Kabul ab
Update Mittwoch, 25.08.2021, 05:25 Uhr: Das US-Militär hat seine Truppenpräsenz am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben um „mehrere Hundert“ Soldatinnen und Soldaten reduziert. Dies sei bei einem laufenden Einsatz Teil der normalen Entscheidungsgewalt des örtlichen Kommandeurs, erklärte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Das US-Militär hatte dort zuletzt rund 5.800 Soldat:innen im Einsatz.
Kirby betonte, der routinemäßige Abzug einiger Truppen stelle nicht den Beginn des Abzugs aller Truppen aus Afghanistan dar. Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht befohlen worden, erklärte er.
US-Präsident Joe Biden hält vorerst an dem Plan fest, die Truppen bis 31. August, also kommenden Dienstag, abzuziehen. Er hat das Pentagon und das Außenministerium aber auch darum gebeten, Alternativpläne vorzuschlagen, falls diese nötig werden sollten.
Kramp-Karrenbauer will Vereinbarung mit den Taliban
+++ 21.20 Uhr: Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat sich für eine Evakuierungs-Vereinbarung mit den Taliban für die Zeit nach der laufenden Bundeswehr-Mission ausgesprochen – ganz unabhängig davon, wie lange diese noch läuft. Damit solle gewährleistet werden, dass auch dann noch ehemalige Helfer von Bundeswehr und Bundesministerien ausgeflogen werden könnten, die zurzeit gar nicht zum Flughafen Kabul kommen könnten, sagte die Bundesverteidigungsministerin am Dienstag in Berlin. „Wir brauchen auf jeden Fall auch in der Sache sicheres Geleit eine Lösung und eine Vereinbarung mit den Taliban, die über die eigentliche Evakuierungsmission hinausgeht.“
Die Bundeswehr hat bisher rund 3.800 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Wie lange der Einsatz noch dauert, hängt davon ab, wann die US-Streitkräfte sich aus Afghanistan zurückziehen. Bisher ist der 31. August geplant. Mehrere europäische Länder drängen die USA aber zu einer Verlängerung, die Präsident Joe Biden allerdings ablehnt.
Afghanistan: G7-Staaten stellen Forderungen an Taliban
Die G7-Staaten fordern von den Taliban, sichere Ausreisen aus Afghanistan auch über den August hinaus zu garantieren. Das beschlossen die Staats- und Regierungschefs bei der Videoschalte heute Nachmittag. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. US-Präsident Joe Biden hält demnach am endgültigen Abzug bis zum 31. August fest. Den Militäreinsatz im Rahmen der Evakuieringsmission wird er nicht verlängern, berichten US-Medien übereinstimmend. „Es sind heute keine neuen Daten über das bekannte Datum des 31.8. genannt worden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstagabend in Berlin nach einem virtuellen G7-Gipfel zu Afghanistan.
Afghanistan: Taliban sperren Flughafen Kabul für alle Afghanen und stellen Ultimatum
+++ 16.20 Uhr: Auf einer Pressekonferenz kündigt Taliban-Sprechers Zabihullah Mudschahid an, dass Afghanen nicht mehr zum Kabuler Flughafen gelassen werden sollen. Auf eine Frage der BBC sagte er, die Taliban wollten, dass alle ausländischen Staatsangehörigen bis zum 31. August evakuiert werden, und fügte hinzu, sie seien "nicht dafür" Afghanen ausreisen zu lassen. Das berichtet BBC.
Er fordert die afghanischen Staatsangehörigen auf, das Gelände um den Flughafen Kabul zu verlassen und nach Hause zu gehen. Die USA wiederum solle die Afghanen nicht zum Verlassen des Landes zu ermutigen. Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz deutet er an, dass Frauen nicht dauerhaft daran gehindert werden, arbeiten zu gehen. Er kündigte an, dass die Behörden versuchen werden, ein Verfahren zu finden, mit dem sie zurückkehren können.
Afghanistan: Feinde der Taliban - Bundeswehr warnt vor IS-Selbstmordattentätern in Kabul
+++ 16.03 Uhr: Die Bundeswehr sieht eine zunehmende Anschlagsgefahr durch IS-Terroristen in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Aus eigenen und amerikanischen Quellen wisse man, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat „in die Stadt einsickern“. Das sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Montag (23.08.2021) in Berlin. Die Hinweise der Amerikaner habe man bereits in der vergangenen Woche bekommen. „Das nimmt jetzt zu.“
Am Sonntag (22.08.2021) hatte US-Regierung unter Joe Biden erstmals öffentlich Sorgen vor einem IS-Anschlag am Flughafen oder in der Umgebung geäußert. „Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend“, sagte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan, bei CNN. Man nehme die Warnungen „absolut todernst“. Die militant-islamistischen Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.
Afghanistan: Taliban beginnen mit Exekutionen - Maas: „Zeit wird nicht reichen, um alle auszufliegen“
+++ 12.26 Uhr: Außenminister Heiko Maas (SPD) hat eingeräumt, dass Deutschland seine Ziele bei der Evakuierungsmission in Afghanistan nicht vollständig erreichen wird. Mittlerweile habe man 2.000 Männer, Frauen und Kinder aus Afghanistan ausgeflogen und stehe mit 100 weiteren Familien in konkretem Kontakt, sagte Maas am Dienstagvormittag (24.08.2021) dem Fernsehsender Bild. Allerdings schließe sich das Zeitfenster für die Rettungsaktion: „Das wird nicht reichen, um all diejenigen, die wir ausfliegen wollen, in dieser Zeit aus dem Land zu bringen.“
Afghanistan: Taliban beginnen mit Exekutionen - Umgang mit Frauen wird zur „roten Linie“ für UN
+++ 11.31 Uhr: Die oberste UN-Menschenrechtsbeauftragte Michelle Bachelet hat sich sehr besorgt über die Lage in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban geäußert. Zudem hat sie diese aufgefordert, ihre Zusagen zur Achtung der Rechte von Frauen und Mädchen einzuhalten. Demnach gäbe glaubwürdige Berichte über schwerwiegende Verstöße der Taliban, darunter Hinrichtungen von Zivilisten im Schnellverfahren sowie Einschränkungen für Frauen und Proteste gegen ihre Herrschaft.
Bachelet forderte den UN-Menschenrechtsrat, der auf Antrag Pakistans und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) eine Dringlichkeitssitzung abhielt, auf, einen Mechanismus zur genauen Beobachtung der Aktionen der Taliban einzurichten. "Eine grundlegende rote Linie ist die Behandlung von Frauen und Mädchen durch die Taliban und die Achtung ihrer Rechte auf Freiheit, Freizügigkeit, Bildung, Selbstdarstellung und Beschäftigung, die sich an internationalen Menschenrechtsnormen orientieren", sagte Michelle Bachelet auf einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats zu Afghanistan.
Afghanistan: Taliban beginnen mit Exekutionen - Umgang mit Frauen wird zur „roten Linie“ für UN
Nach Angaben des Pentagon wurden in den letzten 24 Stunden etwa 16.000 Menschen aus Afghanistan evakuiert, während die US-Truppen weiter versuchen, Tausende von Menschen aus dem Land zu holen, bevor die Taliban eine "rote Linie" für den Abzug der westlichen Streitkräfte ziehen.
Derweil hat ein ranghoher afghanischer Diplomat der abgesetzten Regierung die Rechenschaftspflicht für die Aktionen der Taliban gefordert. Zudem sprach er von einer "unsicheren und schrecklichen" Situation, in der Millionen von Menschen angesichts von Berichten über Hausdurchsuchungen um ihr Leben fürchten. In einer Dringlichkeitssitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf forderte Botschafter Nasir Ahmad Andisha die Bildung einer breit angelegten Regierung, die alle ethnischen Gruppen des Landes und weibliche Vertreter umfasst.
Afghanistan: Menschenmassen am Flughafen Kabul - Chaos und Schüsse
Erstmeldung von Dienstag, 24.08.2021, 10.45 Uhr: Kabul - Die Menschenmenge vor dem internationalen Flughafen Hamid Karzai in Kabul wird mit jedem Tag der Taliban-Herrschaft größer. Seit der Übernahme der Stadt durch die Taliban am 15. August wuchs die Anzahl der vor Ort wartenden Menschen rasant an. Zunächst warteten nur ein paar hundert Familien vor den Toren des Flughafens, nun hoffen Tausende verzweifelter Männer, Frauen und Kinder auf Rettung.

Auch die Straße zum Flughafen ist durch Autos und Rikschas verstopft, die so nah wie möglich an das Tor heranzukommen wollen. Endlose Ströme von Zivilisten versuchen derzeit verzweifelt, die von den USA unterstützten Streitkräfte und die Taliban, die auf den Betonmauern des Flughafens sitzen, anzusprechen. Das berichtet Al Jazeera.
Afghanistan: Menschenmassen am Flughafen Kabul - Schüsse in die Luft von Streitkräften
Die meisten Fragen an die Streitkräfte und Taliban werden mit Gewalt beantwortet. Berichten zufolge haben die Taliban Menschen daran gehindert, den Flughafen zu erreichen. Demnach sollen sie in die Luft geschossen und Schlagstöcke eingesetzt haben. Die Männer und Frauen, die sich den afghanischen Streitkräften nähern, werden ebenfalls gewaltsam zurückgedrängt. Nach Angaben von Al Jazeera haben einige ebenfalls in die Luft geschossen, um die Masse unter Kontrolle zu bekommen.
Info | |
Land | Afghanistan |
Bevölkerung | 38,04 Millionen (Stand 2019) |
Hauptstadt | Kabul |
Fläche | 652.860 km² |
Sprachen | Paschtu, Dari |
Afghanistan: Menschenmassen am Flughafen Kabul - Berichte von Schießereien
Mindestens sieben Menschen starben an diesem Tag bei einer Massenpanik. Insgesamt sind seit dem 15. August mindestens 19 Menschen auf dem Flughafen ums Leben gekommen. Auch am Montagmorgen (23.08.2021) gab es Berichte über Schüsse und die Tötung von mindestens einem afghanischen Soldaten im Flughafen in Kabul.
Afghanistan: Menschenmassen am Flughafen Kabul - 28.000 Menschen evakuiert
Seit dem 14. August haben die von den USA geführten Lufttransporte laut US-Präsident Joe Biden* 28.000 Menschen evakuiert. Er schloss nicht aus, die Evakuierungen über den 31. August hinaus zu verlängern. Zuletzt hatte die Taliban vor Konsequenzen gewarnt, sollte er dies tun. Viele Afghanen klammern sich immer noch an die Hoffnung, dass sie dem Leben im islamischen Emirat entkommen können. *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.