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Bürgerkrieg in Äthiopien eskaliert - Tigray-Rebellen drohen mit Einnahme der Hauptstadt

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Der Bürgerkrieg in Äthiopien droht noch weiter zu eskalieren. Rebellen aus der nördlichen Region Tigray stehen vor der Hauptstadt. Die Zivilbevölkerung ist in Gefahr.

Addis Abeba/München - Der seit einem Jahr andauernde Bürgerkrieg in Äthiopien* verschärft sich. Eigenen Angaben zufolge sind die Tigray-Rebellen aus der nördlichen Region nur noch wenige Kilometer von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba entfernt.

Der immer gewaltsamer werdende Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen bedroht die Zivilbevölkerung. Sie droht ins Kreuzfeuer zu geraten.

Äthiopien: Regierungsappell an Bürger - „Greift zu den Waffen“

Im Hintergrund der Entwicklungen rief die Regierung von Premierminister Abiy Ahmed einen sechs Monate langen Ausnahmezustand aus. Zudem wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich zu bewaffnen und gegen die TPLF (Tigray People‘s Liberation Front) anzutreten, um deren Vormarsch einzudämmen.

„Für Äthiopien zu sterben ist eine Pflicht von uns allen“, sagte Premierminister Ahmed, auf den der Druck immer weiter wächst. Am Sonntag (7. November) nahmen in Addis Abeba Hunderttausende Menschen an Demonstrationen gegen die Tigray-Rebellen teil und verkündeten ihre Unterstützung für Regierungstruppen.

Der dpa zufolge riefen die Demonstranten „Ich bin Schutzheer meines Landes“ und „Die Junta ist Äthiopiens Feind Nummer 1“ - eine Anlehnung an die Rebellen aus der nördlichen Region Tigray.

Bewaffnete Tigray-Streitkräfte begleiten gefangene äthiopische Regierungssoldaten und verbündete Milizangehörige in offenen Lastwagen in eine Haftanstalt. Luftangriffe des äthiopische Militärs zwangen am Freitag einen humanitären Flug der Vereinten Nationen dazu, seine Landung in Mekele abzubrechen.
Tigray-Rebellen stoßen in Richtung Hauptstadt Addis Abeba vor. © Uncredited/AP/dpa

Äthiopien: Zivilbevölkerung leidet - Hunderttausende vom Tod bedroht

Während sich beide Seiten immer härtere Gefechte liefern, macht der Konflikt der Zivilbevölkerung schwer zu schaffen. Laut Angaben der UN* sind 400 Tausend Menschen akut vom Hungertod bedroht. Allein im Norden des Landes seien mehr als sieben Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, so die UN.

Zudem hat der Konflikt mehr als 2 Millionen Menschen vertrieben, während Tausende Zivilisten den Schlachten zum Opfer gefallen sind.

UN warnt vor Konfliktausbreitung - „Zusammenstöße müssen enden“

Dabei warnen diplomatische Stimmen vor Auswirkungen des Bürgerkriegs in der ganzen Region. Die Gefahr eines Bürgerkriegs in ganz Äthiopien sei „nur zu real“, bemerkte Rosemary DiCarlo, UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten im UN-Sicherheitsrat.

DiCarlo forderte ein „dringendes“ Ende der Zusammenstöße im afrikanischen Land. „Äthiopien, ein Gründungsmitglied der Vereinten Nationen braucht unsere Unterstützung. Wir rufen Äthiopier dazu auf zusammenzukommen, um eine gemeinsame und wohlhabende Zukunft zu schaffen, bevor es zu spät ist“, unterstrich sie.

Am Freitag (5. November) hatten die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats die Konfliktparteien in einer Erklärung aufgefordert, „einen dauerhaften Waffenstillstand auszuhandeln sowie die Bedingungen für den Beginn eines inklusiven äthiopischen nationalen Dialogs zu schaffen“.

Äthiopische Opposition vereint sich gegen Premierminister

Doch trotz der zahlreichen Aufrufe gibt es noch keine Anzeichen auf Entschärfung. Am selben Tag vereinten sich neun äthiopische Oppositionsfraktionen in Washington und unterzeichneten ein Bündnis gegen Abiys Regierung.

Man wolle ihn durch „Verhandlungen oder mit Gewalt“ dazu bringen, eine Übergangsregierung zu bilden, hieß es. „Abiys Zeit läuft ab“, sagte Berhane Gebrekristos, ein TPLF-Anführer und ehemaliger äthiopischer US-Botschafter. (bb mit Agenturen) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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