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„Nicht nur Deutschrap wacht jetzt auf“: Mecnun Giasar im extratipp.com-Interview - Projekt mit Apache 207 und Bausa

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Von: Jonas Erbas

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Der Choreograph Mecnun Giasar steht zwischen den Deutschrappern Bausa und Apache 207 vor einem Graffiti-Wand (Fotomontage)
Mit „Madonna“ erreichten Apache 207 (r.) und Bausa (l.) die Spitze der Charts - Choreograph Mecnun Giasar (m.) nutzte den Song, um gemeinsam mit den Rappern auf das Thema Diversität aufmerksam zu machen (Fotomontage) © Britta Pedersen/Peter Hudec/dpa/picture alliance & Privat/ Mecnun Giasar & Screenshot/Instagram/Apache 207

Mit „Madonna“ stürmten Apache 207 und Bausa im Februar 2021 die deutschen Single-Charts. Der Hit schlug ungeahnte Wellen: Star-Choreograph Mecnun Giasar, der den Song als Performance reinterpretierte, setzte sich im Rahmen eines besonderen Projekts mit den beiden Rapper für mehr Diversität im Deutschrap ein. Doch das ist erst der Anfang, wie der Tänzer im extratipp.com-Interview verrät.

Fürth - „Alle spiel‘n verrückt, denn du bist wie Madonna“, singen Apache 207 (23) und Bausa (32) in der Hook ihres nach der weltberühmten Queen of Pop benannten Nummer-eins-Hits - und schufen damit einen heißen Anwärter auf den Rap-Ohrwurm des Jahres. Doch dank Mecnun Giasar (27) und seinem Team unterhält der Song nicht nur, er steht gleichzeitig für eine richtig starke Message. Der in Fürth geborene Choreograph und Tänzer kreierte zur Musik von „Madonna“ eine aufwendige Performance - und macht sich so an der Seite der beiden Rapper für mehr Diversität im Deutschrap stark. Doch nicht nur dieses Genre, „sondern viele Bereiche wachen jetzt auf“, erklärt der Fürther mit griechisch-türkischen Wurzeln im extratipp.com-Interview.

Der Choreograph Mecnun Giasar, der mit ‚The Movement‘ zu „Madonna“ von Apache 207 & Bausa tanzt
„Nicht nur Deutschrap, sondern viele Bereiche wachen jetzt auf“, erklärt Mecnun Giasar im extratipp.com-Interview. Zu dem Hit „Madonna“ von Apache 207 und Bausa erarbeitete der Choreograph eine ganz besondere Performance © Privat/Mecnun Giasar

Mecnun Giasar: Hit von Apache 207 und Bausa - „Die Kooperation hat sich sehr natürlich entwickelt“

Mit der Unterstützung der Musikagentur A Million Entertainment (AME) und dem Fashion-Unternehmen About You schuf Mecnun Giasar, der bereits für internationale Acts wie die südkoreanische K-Pop-Band BTS arbeitete, Großes: Zu „Madonna“ von Apache 207 und Bausa entwickelte der Choreograph während Corona unter strengen Hygieneauflagen eine bildgewaltige Tanz-Performance. Die stehe „für eine Veränderung in der Szene“. Das Ziel sei, „mit anderen Künstlern - wie in diesem Fall aus der Rapszene - zusammenzukommen, um wichtige Messages zu kommunizieren“. Es gehe darum, „diversen Stimmen, die sonst seltener in diesen Bereichen repräsentiert werden, eine Plattform zu geben, um andere zu ermutigen und inspirieren“. Der Clip klickte sich bei YouTube bereits knapp 370.000 Mal.

In „Madonna“ besingen Apache 207 und Bausa die Schönheit der gleichnamigen Pop-Ikone. Mecnun Giasar interpretiert mit seiner Performance den Inhalt kurzerhand um. Seine Botschaft: „Egal woher man kommt, worauf man steht [oder] wie man aussieht“, die in dem Rap-Hit referenzierte Madonna könne jede und jeder sein. Sein ‚The Movement‘-Projekt stehe nicht nur für Diversität und neue Weiblichkeit, sondern habe auch einen Einfluss auf die Tanzwelt gehabt. Der „Tanzfilm“, wie der Fürther das fünfminütige Video nennt, habe auch in der Szene selber einiges bewegt: „Die 35 internationalen Künstlerinnen im Film, die ich zusammengebracht habe, sind teilweise Frauen, die sehr viel in der Industrie (...) bewirken.“ An der Seite der erfahrenen Tänzerinnen wirkten jedoch auch „jüngere Mädchen, die noch nie an solch einem Job oder Projekt teilgenommen haben“ mit. Ein tolle Chance!

„Die Kooperation hat sich sehr natürlich entwickelt“, verrät Mecnun Giasar über die Zusammenarbeit mit Apache 207 und Bausa. Weiter erzählt er: „Nach mehreren Diskussionen und Meetings mit allen Beteiligten, haben wir uns gemeinsam entschieden, diesen Film ins Leben zu rufen.“ Als „Zielgruppe“ habe man direkt die Fans der beiden Rapper erreichen wollen. Der Grund: Diversität ist für das mit Vorurteilen behaftete Genre noch Neuland. „Es war uns sehr wichtig, dass wir die Plattform von Bausa und Apache 207 nutzen, um das Statement auch künstlerisch zu unterstreichen“, erklärt der Tänzer deshalb. Für die „Madonna“-Interpreten sei das Thema zwar „sehr neu (...), aber keinesfalls unverständlich [gewesen]“. Mit ihrer Unterstützung bewiesen sie klar Flagge. Mecnun Giasar ist sich sicher: „Nicht nur Deutschrap, sondern viele Bereiche wachen jetzt auf.“

Mecnun Giasar: Nach Apache 207 und Bausa folgen weitere Projekte - „Keine einmalige Sache“

Auch wenn das Thema Diversität erst nach und nach in den Fokus der Gesellschaft rückt, hat der Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung eine lange Geschichte. Einen für ihn als Choreographen besonders wichtigen Aspekt daraus ließ Mecnun Giasar deswegen in seine Arbeit mit Apache 207 und Bausa maßgeblich einfließen: das ‚Voguing‘. Ursprünglich stammt dieser um 1970 entstandene Tanzstil aus der unterdrückten, afro- und lateinamerikanischen LGBTQ-Bewegung New Yorks. Es sei „ein wichtiger Punkt gewesen, in die Geschichte der ‚Voguing‘-Szene (...) einzutauchen und die queere Szene in den Vordergrund zu bringen“. Mecnun Giasar haben hierfür auch „Pioniere und Leute, welche die Szene repräsentieren, involviert“ - das Ergebnis stellt den Fürther zweifelsohne zufrieden: „Diese Version von [„Madonna“] beinhaltet sehr viel Geschichte, Kultur und Diversität.“

Und in Zukunft? Mecnun Giasar ist sich sicher: „Diese Zusammenarbeit war definitiv keine einmalige Sache.“ Vor „Madonna“ hat der Tänzer bereits mit Rapperin Loredana (25) performt und wird auch weiterhin in der Musikbranche mitmischen: „Nach Apache 207 und Bausa werde ich mit ihnen oder anderen (...) Musikerinnen und Musikerin zusammenarbeiten.“ Der international gefragte Choreograph behält sein Ziel, das Thema Diversität weiter in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, fest im Blick: „Ich werde mich immer dafür einsetzen, dass solche Themen mithilfe von Kunst, Liebe und Leidenschaft im Vordergrund behalten werden.“

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