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Die Ärzte: Alle Infos zu den Punkrockern um Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González

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Von: Jonas Erbas

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Das Bild zeigt die drei Mitglieder der Rockband Die Ärzte in dunklen Anzügen
Die Ärzte sind Deutschlands bekanntestes Punk-Trio © Jörg Steinmetz/ Wagmüller PR/ Die Ärzte/dpa/Picture alliance

Sie bezeichnen sich selbstironisch als beste Band der Welt und haben die deutsche Punkszene wie kaum eine andere Gruppe geprägt: Die Ärzte sind mit wenigen Unterbrechungen seit knapp vierzig Jahren dick im Geschäft. Hier gibt's alle wichtigen Infos zum Berliner Kult-Trio im Überblick.

Berlin - Als Anfang der 1980er die Punkwelle auch Deutschland endültig überschwappte, sehnten sich viele junge Musiker danach, mit wilder, rebellischer Rockmusik ganz nach oben zu kommen - oder für den Anfang zumindest seinen Lebensunterhalt davon bestreiten zu können. Vier Jahrzehnte später wissen wir: Die Ärzte haben genau das geschafft. Doch der Weg dorthin war nicht immer einfach. Denn wie es sich für waschechte Punks gehört, hat auch das Trio für den ein oder anderen Skandal gesorgt.

Die Ärzte: Von den Anfängen zum ersten Bruch

1980 lernten sich Farin Urlaub (bürgerlich: Jan Vetter) und Bela B (bürgerlich: Dirk Felsenheimer) in einer Diskothek kennen. Farin Urlaub stieg bei Soilent Grün, der damaligen Band von Bela B, als Gitarrist ein, doch nur ein Jahr später löste sich die Gruppe wieder auf. Daraufhin gründeten sie gemeinsam mit Bassist Sahnie (bürgerlich: Hans Runge) die Punkband Die Ärzte. Die Anfangszeit gestaltete sich als recht erfolgreich, denn die Band erspielte sich in Berlin schnell einen guten Ruf, trat mehrfach im Fernsehen auf und gewann sogar einen mit 10.000 DM Preisgeld dotierten Musikwettbewerb.

Den Gewinn reinvestierte das Trio in die Aufnahmen ihres Debütalbums „Debil“ (1984), welches ihnen einen Plattenvertrag sicherte und heutzutage als erster Durchbruch der Band gilt. Ihr Zweitling „Im Schatten der Ärzte“ (1985) erreichte sogar die Charts. Während der Aufnahmen zum selbstbetitelten dritten Album kam es zum Bruch mit Sahne, welcher anschließend aus der Band ausstieg und sich auf sein Studium konzentrierte. Ersetzt wurde er durch den Session-Musiker The Incredible Hagen (bürgerlich: Hagen Liebing).

Die Ärzte-Schlagzeuger Bela B sitzt an seinem Schlagzeug
Die Ärzte-Gründungsmitglied beim „Ärztival“ im RheinEnergieStadion in Köln (Archivbild) © Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Die Ärzte: Erste Skandale und Bandauflösung

„Die Ärzte“ entwickelte sich zum Skandalalbum, da das darauf enthaltene Lied „Geschwisterliebe“ inzestuöse Familienverhältnisse andeutet. Es folgte ein Indizierungsverfahren, welches das Berliner Trio in eine tiefe Krise stürzte. Neben ihrem Drittling wurde auch das Debüt, welches die kontroversen Songs „Claudia hat nen Schäferhund“ und „Schlaflied“ enthielt, verboten. Der Ruf der Band litt darunter so stark, dass es bei den Ärzten zunehmend zu erheblichen finanziellen Problemen kam. Die Band rebellierte gegen die Indizierungsentscheidung und spielte 1988 schließlich live eine Instrumentalversion von „Geschwisterliebe“. Es folgte eine Geldstrafe in Höhe von 1000 DM.

Die beiden Gründungsmitglieder Farin Urlaub und Bela B entschieden sich, die Band aufzulösen. Man veröffentlichte schließlich die Kompilation „Ist das alles?“ (1987) und verabschiedete sich mit dem vierten Studioalbum „Das ist nicht die ganze Wahrheit...“ (1988), dessen Singleauskopplung „Westerland“ zum bis dato größten Erfolg wurde. Zuvor hatten Die Ärzte noch vergeblich versucht, als Band in der DDR Fuß zu fassen. Die Abschiedstour verkaufte sich außerordentlich gut, da Fans befürchteten, die Berliner Punks nie wieder live erleben zu können.

Die Ärzte: Reunion und Aufstieg

Nach ihrer Auflösung avancierten Die Ärzte zur Kultband, ihre Platten verkauften sich so gut wie nie zuvor. Bela B und Farin Urlaub konnten mit ihren damaligen Bands jedoch nicht an diesen Erfolg anknüpfen. 1993 kam es schließlich zur langersehnten Reunion. Als Bassist engagierte man Rodrigio González, der von 1989 bis 1992 gemeinsam mit Bela B bei Depp Jones gespielt hatte.

In dieser Zusammensetzung ist das Trio nach wie vor aktiv. „Die Bestie in Menschengestalt“ (1993) bedeutete den erneuten Durchbruch der Band. Das darauf enthaltene Stück „Schrei nach Liebe“, welches sich unter anderem gegen Bands wie die Böhsen Onkelz richtete, hat inzwischen - wie Die Ärzte selber - Kultstatus erreicht. 1998 gründeten die Berliner schließlich ihr eigenes Plattenlabel Hot Action Records, über das bis heute zahlreiche Veröffentlichungen der Band erschienen sind.

Die darüber veröffentlichten Tonträger wurden bewusst ohne jegliche Kopierschutzmaßnahmen veröffentlicht, was die aufkommende Musikpiraterie begünstigte. Mit „Männer sind Schweine“ vom Album „13“ (1998) erreichten Die Ärzte erstmals Platz eins der deutschen Singlecharts. In der Presse, darunter vor allem der Bravo, tauchten immer wieder teils haltlose Skandalgeschichten auf, die den Ruf der Band beschmutzten, ihnen jedoch auch ein anrüchiges Image verlieh.

Die Ärzte: Eine feste Größe in der Musikwelt

In den Folgejahren legten Die Ärzte einen nahezu unaufhaltsamen Aufstieg hin: Die Berliner veröffentlichten mehrere Hit-Alben, tourten erfolgreich durchs Land und fielen immer wieder mit neuen, spektakulären Aktionen auf. So sicherten sie sich 2001 mit der Single „Yoko Ono“ einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde für das kürzeste Musikvideo der Welt (45 Sekunden). 2004 nahm die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) ihr Debüt „Debil“ vom Index.

Das 2003 erschienene Doppelalbum „Geräusch“ enthielt einmal mehr Songs, die eine klare politische Haltung vertraten, darunter allen voran die Single „Deine Schuld“. Inzwischen waren Die Ärzte praktisch Stammgast auf den größten Bühnen des Landes und traten sogar außerhalb Deutschlands, wie etwa in Südamerika, auf. Das Erfolgsalbum „Jazz ist anders“ (2007) sicherte dem Trio neben exzellenten Verkaufszahlen zudem einen begehrten World Music Award in der Kategorie „Bester Künstler Deutschlands“.

Das Bild zeigt Die Ärzte-Gründungsmitglieder Bela B und Farin Urlaub bei einem Auftritt
Bela B (l.) und Farin Urlaub (r.) bei einem Auftritt in Dortmund (Archivbild) © Kirsten Neumann/dpa/picture alliance

Die Ärzte: Die Band in den letzten Jahren

2011 kündigten Die Ärzte eine kurze Pause an, meldete sich jedoch bereits 2012 mit der EP „zeiDverschwÄndung“ zurück. Es folgten regelmäßige Touren, bei denen die Band mit anderen Szenegrößen, darunter NOFX, Donots oder Kraftklub auftrat. Zudem spielten die Berliner 2019 bei Rock am Ring und Rock im Park, zwei der beliebtesten Festivals für Fans von Metal und Rock, als Headliner.

Zuletzt veröffentlichte die Band am 27. März 2020 den Song „Ein Lied für Jetzt“, der sich gezielt mit der COVID-19-Pandemie und den Folgen auseinandersetzt. Für den 21. August 2020 hat das Trio zudem eine weitere Nummer angekündigt, die den Titel „Morgens Pauken“ tragen soll. Im Herbst 2020 soll schließlich das zugehörige Album folgen.

Die Ärzte: Ihre Musik und Texte

In der Vergangenheit wurden Die Ärzte oft als Punkband kategorisiert - eine Einordnung, die als umstritten gilt. Das Trio wurde von dieser Subkultur zwar musikalisch, optisch und lyrisch stark inspiriert, gilt aber als zu vielseitig, um sich in eine bestimmte Schublade stecken zu lassen. Grundsätzlich lässt sich jedoch feststellen, dass die Berliner geschickt Einflüsse aus Punk, Rock and Roll und Pop miteinander vermischen und so ihren ganz eigenen, äußerst charakteristischen Sound schaffen.

Die Texte (Die Ärzte: Die besten Zitate der Punkband um Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González) sind oftmals sehr humorvoll und von Ironie durchdrungen. Die Ärzte setzten gerade in ihrer Anfangszeit dabei auch immer wieder auf provokative Inhalte. Inzwischen schreibt die Band jedoch auch ernstere, erwachsenere Texte, die sich mit aktuellen Themen auseinandersetzen. Insbesondere die antifaschistische Haltung der Band schlägt sich wiederholt in den Lyrics nieder.

Das Bild zeigt das Punkrock-Trio Die Ärzte bei einem Auftritt
Die Ärzte beim Open-Air-Festival „Jamel rockt den Förster“ (Archivbild) © Axel Heimken/dpa/picture alliance

Die Ärzte: Engagement abseits der Musik

Auch abseits der Musik sind die Ärzte sehr engagiert: Bela B und Farin Urlaub setzen sich lautstark für den Tier- und Umweltschutz ein. Beide sind überzeugte Vegetarier und kooperierten bereits mit einer Vielzahl gemeinnütziger Organisationen, darunter Sea Shepherd. Außerdem gibt die Band an, seit 2007 vollkommen klimaneutral zu touren. Dies gelingt ihnen unter anderem durch das Pflanzen von Bäumen, welches eine Senkung der CO2-Emissionen bewirken soll.

Zudem erhebt die Band seit jeher ihre Stimme gegen rechtes Gedankengut. Selbst inzwischen rehabilitierte Szenegrößen wie die Böhsen Onkelz (Sind Böhse Onkelz rechts? Rockband bei Fans und Kritikern umstritten) wurden von der Band mehrfach scharf kritisiert. Wie im Punkrock üblich, stehen Bela B, Farin Urlaub und Rodrigo González als Musiker und Privatpersonen ganz klar für eine offene, tolerante und liberale Gesellschaft.

Infos über den Autor

Jonas Erbas, Volontär bei extratipp.com, schreibt über Themen aus den Bereichen TV, Stars, Schlager und die Welt der Musik. Egal ob Metal, Rock, Pop oder Hip-Hop – Jonas kennt und liebt die Welt der Musik. Mehr Infos zur Redaktion und dem Team von extratipp.com gibt es hier.

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