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Bis zu 3.000 Euro Strafe: Italien geht jetzt rigoros gegen „Strandbesetzer“ vor

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Von: Franziska Kaindl

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Blick auf einen vollen Badestrand auf Sardinien.
Wer sich einen Platz am Strand reserviert, muss in Italien mit hohen Geldstrafen rechnen. © P. Royer/Imago

Das Gerangel um einen Platz am Strand hat in Italien ein neues Level erreicht: Für das „Reservieren“ müssen Besucher jetzt eine saftige Geldstrafe zahlen.

Der frühe Vogel fängt den Wurm – oder ein schönes Plätzchen direkt am Wasser. Das scheint die Devise an zahlreichen Stränden Italiens zu sein, die bereits frühmorgens mit Schirmen, Handtüchern oder anderen Habseligkeiten völlig besetzt zu sein scheinen. An sich wäre es auch kein Problem, wenn nicht der Verdacht aufkommen würde, dass manche Badegäste danach wieder nach Hause gehen, um später an den „reservierten“ Platz zurückzukommen. Denn genau gegen dieses Verhalten geht die Polizei nun rigoros vor.

Italien-Urlaub: Küstenwache holt sich öffentlichen Strand zurück

Bis Mitte August hat die Küstenwache mithilfe von 31.500 Kontrollen von Nord- bis Süditalien 119.500 Quadratmeter freien Strand an die Öffentlichkeit zurückgegeben, schreibt Il Messaggero. In Vasto, einer Stadt in Abruzzen, wurden an einem Tag mehr als 400 Quadratmeter freigeräumt – 50 Sonnenschirme und 50 Liegestühle sind hier illegal aufgestellt worden. In Terracina an der Küste von Latium wurden mehr als 600 Gegenstände von unbekannten Urlaubern, die auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern Strand verteilt waren, entfernt. Und auch an der Riviera della Versilia in der Toskana rückten laut Corriere die Küstenwache und die Stadtpolizei gegen nicht genehmigte Sonnenschirme und Liegestühle an der Strandpromenade von Romito und auf der Insel Elba an. Die skrupellosesten der „furbetti del posticino“, wie die Schlingel an der toskanischen Küste genannt werden, lassen ihre Badesachen tagelang liegen, stecken sie fest oder binden sie mit Vorhängeschlössern zusammen, heißt es.

Das Problem sei nicht nur ein ethisches, wie Corriere erklärt, sondern auch ein rechtliches: Es sei illegal, einen Platz am Strand auf diese Weise zu „markieren“. Betroffene Badegäste protestieren aufgrund der Beschlagnahmungen lautstark, eine Person schrieb einen Brief an ein Lokalblatt und beschwerte sich dort über das Fehlen von Schildern, die auf ein Verbot aufmerksam machen. „Das ist absurd, wenn man bedenkt, dass die neue Regelung, die in diesem Jahr eingeführt wurde, niemandem bekannt war, da sie nicht ausgeschildert war. Uns wurde gesagt, dass sie im Marinegesetzbuch stehen würde, das natürlich niemandem zugänglich ist“, empörte sich der Schreiber. Allerdings gibt es schon lange eine landesweite Verordnung, die das illegale Besetzen von maritimem Staatseigentum verbietet – und dazu gehören auch Strände. Für das Missachten der Regeln kann ein Bußgeld von bis zu 3.000 Euro fällig werden, Strafen von bis zu 1.000 Euro sollen bereits verhängt worden sein.

Preise für Strandbäder in Italien steigen

Dass Badegäste sich einen Platz am Strand mit Liegen, Sonnenschirmen oder Handtüchern reservieren, ist ein Phänomen, welches sich schon seit ein paar Jahren bemerkbar macht. Im Jahr 2019 sind laut Il Messaggero rund 376.924 Quadratmeter öffentlicher Strand besetzt worden, im folgenden Jahr, dem ersten Pandemie-Jahr, waren es 227.134 Quadratmeter. In diesem Jahr sei der Trend wieder besonders stark. Das hängt offenbar damit zusammen, dass die Preise an den Lidi angestiegen sind. Als Lido werden private Strandabschnitte bezeichnet, bei denen Badegäste sich ihre Liegen mieten müssen – das kann laut Spiegel zwischen 15 und 30 Euro pro Tag kosten. Dafür müssen die Lidi den Strandbesuchern Duschen und Toiletten bereitstellen. Mittlerweile sind laut einem Bericht des Tagesspiegels bereits 50 Prozent der 7.500 Kilometer langen italienischen Küste in privater Hand.

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