Kurzsichtigkeit als „globale Epidemie“: Vor allem eine Gruppe ist gefährdet, die Sehschwäche zu entwickeln

Sie sind Brillenträger? Damit sind Sie nicht allein. Immer mehr Menschen brauchen die Sehhilfe. 2050 soll mehr als die Hälfte der Menschheit kurzsichtig sein. Man kann gegensteuern.
41,1 Millionen Erwachsene ab 16 Jahren tragen in Deutschland eine Brille, Tendenz steigend. Wie der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen informiert, ist der Anteil der Brillenträger in Deutschland deutlich gestiegen. 1952 brauchten 43 Prozent der Bürgerinnen und Bürger eine Sehhilfe, 2019 waren es bereits 66,6 Prozent. Zu berücksichtigen ist zwar, dass 1952 nur Westdeutschland in die Auswertung miteinbezogen wurde. Doch auch internationale Erhebungen zeigen: Augen werden immer schlechter. Vor allem Kurzsichtigkeit unter jüngeren Menschen nimmt zu, was auch am modernen Lebensstil und neuen Arbeitsumfeldern liegt.
Großer Risikofaktor für Kurzsichtigkeit ist die Naharbeit – also das Arbeiten am PC, aber auch alle anderen Tätigkeiten, bei welchen das Auge in die Nähe fokussieren muss. Macht Lesen also kurzsichtig? Priv.-Doz. Dr. Michael Schittkowski gibt auf den Seiten des Max-Planck-Insituts für Dynamik und Selbstorganisation Antworten: „Aus medizinischer Sicht ist diese Frage noch nicht abschließend geklärt. Eine Vielzahl von Studien und Untersuchungen belegt jedoch, dass es in der Tat einen Zusammenhang zwischen Kurzsichtigkeit und sogenannter Naharbeit gibt“. Die Zahlen würden Schittkowski für sich sprechen. So gibt es in Industrienationen deutlich mehr kurzsichtige Menschen als in nicht-industrialisierten Gesellschaften. Der Grund hierfür scheint dem Mediziner zufolge in der frühen verschulten Förderung zu liegen, die mit viel Naharbeit wie etwa Lesen einhergeht.
Umfrage zum Thema Brille
Je höher der Bildungsabschluss, desto häufiger sind Menschen kurzsichtig
Wie aus dem großen Brillenreport des Vergleichsportals augen-lasern-vergleich.de hervorgeht, ist die genetische Veranlagung aber immer noch der mit Abstand dominierende Faktor für Kurzsichtigkeit. Das permanente Starren auf den Monitor im jungen Alter, gekoppelt mit einem Mangel an Tageslicht, kann jedoch noch bis zum 30. Lebensjahr den Augapfel „in die Länge ziehen“ und somit Kurzsichtigkeit fördern, heißt es weiter.
Je höher der Bildungsabschluss, desto größer die Gefahr, eine Kurzsichtigkeit zu entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt die Gutenberg-Gesundheitsstudie. Darin heißt es, dass die „gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass Myopie oder Kurzsichtigkeit umso häufiger auftritt, je höher der Bildungsgrad ist: Nur 24 Prozent der Kurzsichtigen hatten keine Ausbildung oder höhere Schulbildung, während von den Probanden mit Abitur oder Berufsabschluss schon 35 Prozent kurzsichtig waren. Dagegen wiesen nicht weniger als 53 Prozent der Hochschulschulabsolventen eine Kurzsichtigkeit auf“.
Einer Kurzsichtigkeit vorbeugen
Bis zu 50 Prozent der Weltbevölkerung soll im Jahr 2050 kurzsichtig sein. Zu diesem Ergebnis kommt das Brien Holden Vision Institute. Sogar von einer globalen Epidemie ist in manchen Fachkreisen die Rede. Wer jetzt Angst hat, dass er nur aufgrund von zu viel Naharbeit kurzsichtig wird, darf beruhigt werden. Dem augen-lasern-vergleich-Brillenreport zufolge gibt es nach wie vor viele Studien, die keinen signifikanten Einfluss des digitalisierten Lebensstils auf die Entstehung von Kurzsichtigkeit feststellen. Auch die KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts würde darauf hinweisen.
Sie möchten Ihre Augen gesund halten und der Verschlechterung Ihrer Sehkraft entgegenwirken? Dann sollten Sie so häufig wie möglich...
- ... Zeit im Freien verbringen,
- ausreichend Pausen von der Naharbeit machen und
- regelmäßige Blickwechsel in die Ferne in den Alltag einbauen.