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Ukraine-Krieg und Klimawandel: Weizenpreis auf neuem Allzeithoch

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Von: Patrick Freiwah

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Weizenernte auf einem Feld in Nordrhein-Westfalen: Der Weizenpreis schnellt in immer höhere Sphären
Weizenernte auf einem Feld in Nordrhein-Westfalen: Der Weizenpreis schnellt in immer höhere Sphären. © Martin Wagner/Imago

Der Weizenpreis hat einen weiteren Höchststand erreicht. Auslöser für den jüngsten Anstieg ist die aktuelle Hitzewelle in Indien - und die radikale Reaktion der Regierung.

Neu Delhi/München - Pandemie, Klimawandel, Krieg: Der globale Handel steht vor einer harten Bewährungsprobe. Auch aufgrund diverser Krisen steigt die Inflation munter weiter, es handelt sich auch um ein Versagen der EZB, wie uns Top-Ökonom Hans-Werner Sinn im Interview erläuterte.

Besonders die Teuerungen bei Bodenschätzen stellen die Bevölkerung rund um den Erdball vor ernste Probleme. Der durch den Ukraine-Krieg ohnehin schon hohe Weizenpreis wird durch die Hitzewelle in Indien weiter nach oben getrieben. Im europäischen Handel an der Börse Euronext erreichte eine Tonne Weizen am Montag 435 Euro. Dabei handelt es sich um ein neues Rekordhoch, nachdem drei Tage zuvor 422 Euro für eine Tonne des Brotgetreides die bis dato höchste Marke war.

Hintergrund der Preiserhöhung ist ein Exportverbot von Indien für Weizen. Das asiatische Land ist zweitgrößter Weizenproduzent der Welt und verfügt über riesige Vorräte. Im vergangenen Jahr 2021 waren es knapp 110 Millionen Tonnen. Es handelt sich um eine Maßnahme aufgrund des Klimawandels. Indien leidet massiv unter den Folgen sengender Hitze:

Weizenpreis steigt munter weiter - Indien verhängt Exportverbot

Das 1,4 Milliarden Einwohner starke Land verzeichnete den wärmsten März seit Beginn der Aufzeichnungen. In den vergangenen Wochen wurden Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius gemessen. Dies wirkt sich auf die Ernten aus, die Ertragsschätzung für 2022 musste um mindestens fünf Prozent nach unten korrigiert werden. Die Regierung will mit dem Ausfuhrstopp von Weizen zunächst die Versorgungssicherheit im eigenen Land sicherstellen. Exporte sind zwar weiterhin möglich, hierfür ist jedoch eine ausdrückliche Genehmigung erforderlich.

Anders als die Ukraine und Russland ist Indien bislang kein bedeutender Weizen-Exporteur für den Weltmarkt. Der Großteil der Ernte wird zur Versorgung der eigenen Bevölkerung sowie das benachbarte Bangladesch verwendet. Jedoch hat sich die Situation mit dem Ukraine-Konflikt verändert: Auf dem Weltmarkt ist es zur Verknappung von Weizen gekommen, daher erhielt Indien zuletzt eine wachsende Bedeutung bei der Frage, wie Ländern geholfen werden kann, die besonders von Importen aus der Ukraine oder Russland abhängen.

Zwar hatte das Land ursprünglich in Aussicht gestellt, die im Zuge des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland die entstandenen weltweiten Versorgungsengpässe, die durch Preissteigerungen bei Dünger und Energie weiter angetrieben werden, durch eine Steigerung seiner Weizen-Exporte auf rund zehn Millionen Tonnen lindern zu können. Dazu kommt es momentan jedoch nicht, was die Weizenpreis-Entwicklung umgehend in die Höhe treibt. In der Folge haben es Verbraucher auch mit gestiegenen Kosten für Brot und Backwaren zu tun.

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Weizenpreis auf Rekordhöhe: Indien fürchtet Engpass und Hungersnot

Auch in Indien selbst ist die Inflation zuletzt deutlich gestiegen. Mancherorts zogen die Preise für Weizen und Mehl nach Angaben des Handelsministeriums zuletzt um 20 bis 40 Prozent an. Zudem verkauften einige Landwirte wegen des starken Preisanstiegs auf den Weltmärkten an Händler und nicht an die Regierung.

Schon länger stehen die steigenden Getreidepreise auch in Deutschland für Debatten. Grünen-Politiker Cem Özdemir wirbt für mehr Weizenanbau in Deutschland - und nimmt dafür Umweltschäden in Kauf:

Neu Delhi sorgt sich deshalb insbesondere um den Puffervorrat des Landes im Umfang von rund 20 Millionen Tonnen, der zur Abwendung einer möglichen Hungersnot dienen soll, zuletzt aber auch in Folge der Corona-Krise zu großen Teilen aufgezehrt worden war.

Durch den Ukraine-Krieg steigen besonders die Energiepreise. Aber auch Weizen wird immer teurer. Das trifft besonders die Bäcker. (PF/AFP)

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