VW: Aufsichtsratschef fordert raschen Kohle-Ausstieg - CO2-Preise werden zunehmend zum Problem

„Die Zukunft der Branche ist elektrisch“. Um das zu erreichen, sieht der VW-Aufsichtsratschef die Politik in der Pflicht und fordert eine schnellere Energiewende.
München/Wolfsburg - Mit der Verfügbarkeit von genügend Grünstrom und Ladesäulen stehen und fallen die Chancen, dass die Autobranche mit ihren E-Modellen wirklich den CO2-„Fußabdruck“ verkleinern kann. Der Chefkontrolleur von Volkswagen*, Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, mahnt: Auch die Politik müsse sich dabei noch mehr aufraffen.
Pötsch sieht eine schnellere Energiewende als zentrale Voraussetzung für den Wandel in der Autoindustrie - nach der Bundestagswahl* müsse das Tempo hier deutlich erhöht werden. „Es bedarf Lösungsansätzen für wichtige Themen, die zügig politisch geklärt werden sollten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Messe IAA Mobility in München*. „Das gilt vor allem für die Rahmenbedingungen der Elektromobilität, beispielsweise wie künftig genügend Grünstrom produziert werden kann. Dazu gehört auch, zügig aus der Kohleverstromung auszusteigen.“
Dieter Pötsch: „lange Genehmigungsprozeduren“, „schleppende Erweiterung der Netze“
Ein konsequenteres, möglichst rasches Umschwenken auf Elektrizität aus erneuerbaren Quellen sei geboten, betonte Pötsch. Laut bisheriger Gesetzeslage soll Deutschland spätestens 2038 ganz auf die Kohlekraft verzichten. Klimaschützer fordern mit Blick auf stärkere baldige CO2-Reduktionen ein viel früheres Auslaufen. Zuletzt hakte es bundesweit erheblich beim Zubau sowie der notwendigen Erneuerung von Windkraft- und Solaranlagen.
Der Chefaufseher von Volkswagen sieht außerdem die „viel zu langen Genehmigungsprozeduren beim Netzausbau“ als Hindernis. Das gelte für die schleppende Erweiterung der Netze zur Verteilung zusätzlichen Ökostroms und zur Absicherung gegen Schwankungen ebenso wie für die Lademöglichkeiten für E-Autos. Letztere fördert der Staat mit Milliarden, die Zahl der verfügbaren Stationen hinkt der anziehenden Nachfrage nach Wagen mit alternativen Antrieben allerdings hinterher.
Dieter Pötsch: „Die Zukunft unserer Branche ist elektrisch“
„Wir brauchen rascher ein breiteres Ladenetz für die E-Fahrzeuge“, so Pötsch. Autobauer und Energieanbieter beteiligten sich bereits an dieser Infrastruktur-Aufgabe - VW etwa ist Mitglied des Konsortiums Ionity, das den Ausbau an Autobahnen und Fernstraßen vorantreibt.
„Die Zukunft unserer Branche ist elektrisch“, stellte der oberste Kontrolleur des größten deutschen Unternehmens klar. „Deswegen ist es eine zentrale Anforderung an die Politik, die Beseitigung bestehender Defizite auf dem Weg dorthin schnellstmöglich anzugehen.“
Auch der Bürger hat ein großes Interesse an einer schnellen, effizienten Energiewende, die den Verkehrswandel begünstigt. Gerade im Hinblick auf steigende CO2-Preise könnte sich innerhalb weniger Jahre der Sprit-Preis auf über zwei Euro erhöhen. Spätestens dann werden viele Autofahrer zu einem E-Auto wechseln. (dpa)*merkur.de* ist ein Teil von IPPEN-MEDIA