Ukraine News: Kassiert Putin Fördermittel aus Bayerns Mega-Wasserstoff-Projekt?

Das wichtige bayerische Wasserstoff-Projekt „BayH2“ geht an den Start – und steht schon in der Kritik, weil der russische Energiekonzern Rosneft darin verwickelt sein könnte.
Neustadt an der Donau – Erst am Wochenende geriet Rosneft Deutschland, eine Tochter des staatlichen russischen Energiekonzerns, wieder in die Schlagzeilen. Altkanzler und Putin-Freund Gerhard Schröder (SPD) hatte sich in einem am Wochenende veröffentlichten Interview mit der New York Times zu seinem Engagement für russische Konzerne wie Rosneft geäußert – und ein Ende seiner Tätigkeit zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt. Der Altkanzler ist unter anderem Aufsichtsratschef bei Rosneft. Mit seiner Haltung steht er in Deutschland allerdings ziemlich alleine da.
Bayern: Mit Wasserstoff aus der Energie-Abhängigkeit?
Seit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine wird in Deutschland die Abhängigkeit von russischen Gas- und Öllieferungen stark diskutiert; die Regierung unternimmt verschiedene Anstrengungen, diesen Zustand zu ändern. Würde Putin den Gashahn zudrehen, hätte Deutschland ein großes Problem. Andererseits kann die Bundesrepublik auf Russland mit einem Energie-Embargo viel stärkeren Druck ausüben, den Ukraine-Krieg zu beenden.
Einen Weg aus der Energie-Abhängigkeit würden erneuerbare Energien, wie etwa grüner Wasserstoff bieten. So sieht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Wasserstoff einen Baustein für die Energiewende. Bayern solle „Hauptland der erneuerbaren Energien“ werden, so Söder: „Wir wollen unseren Strombedarf selber decken in den kommenden Jahren.“ Es gehe darum, sich von fossilen Brennstoffen unabhängig zu machen.
Bayerns Mega-Wasserstoff-Projekt und der russische Konzern Rosneft
Passend dazu startet Bayern gerade mehrere Wasserstoff-Projekte im Land – doch im größten Projekt „BayH2“ könnte auch Rosneft Deutschland seine Finger im Spiel haben, wie der Bayerische Rundfunk berichtet.
„BayH2“ ist ein Großprojekt des Energieversorgers Vattenfall und der Raffineriegesellschaft Bayernoil. Dabei soll der Strom von 80 Windrädern von Vattenfall im Bayerischen Wald zum Bayernoil-Gelände in Neustadt an der Donau geleitet werden und dort per Elektrolyse grünen Wasserstoff erzeugen. Und zwar das erste Mal in Deutschland im industriellen Maßstab. Um das zu realisieren, gibt es von Bund und Ländern viel Geld.
Dabei gibt es jedoch ein Dilemma: Die zweitgrößte Anteilseignerin der Bayernoil-Raffinerie in Neustadt an der Donau ist Rosneft Deutschland mit 28,57 Prozent der Anteile, wie der Bayerische Rundfunk berichtet.
ÖDP: „Die Bayerische Staatsregierung schafft neue Abhängigkeiten“
Das findet die ÖDP „unakzeptabel“: „Fließen Wasserstoff-Subventionen in das „BayH2“-Projekt, freut sich auch Putin. Während die westliche Welt darüber diskutiert, ein Energie-Embargo gegenüber Russland zu verhängen, lässt die Bayerische Staatsregierung zu, dass Putin auch beim Wasserstoff den Fuß in der Tür hat und schafft damit neue Abhängigkeiten. Das kann nach dem brutalen Überfall auf die Ukraine niemand befürworten“, sagte die stellvertretende Landesvorsitzende der ÖDP, Agnes Becker, in einer im April veröffentlichten Mitteilung der Partei.
Die Bayernoil-Mehrheitseignerin Varo Energy GmbH versicherte dagegen dem Bayerischen Rundfunk, nach Beginn des Ukraine-Krieges reagiert zu haben. Varo Energy habe für „BayH2“ eine eigene Gesellschaft gegründet, bei der Rosneft außen vor bleibe. Somit habe der russische Staatskonzern keinen Zugriff auf die bayerischen Fördertöpfe, wie Bayernoil-Geschäftsführer Alexander Struck gegenüber dem Magazin betonte: „Die bayerischen Fördergelder bleiben in Bayern.“ Mit Material der dpa