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„Gazprom erfüllt Verpflichtungen“: Putin deutet erneute Gaslieferung an - aber noch viel weniger als bisher

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Von: Lisa Mayerhofer

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Nord Stream 1
Die Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin. © Jens Büttner/dpa

Wegen Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 fließt derzeit kein Gas mehr nach Deutschland. Am Donnerstag könnte die Leitung wieder in Betrieb gehen. Ein Überblick.

Update vom 20. Juli, 15.08 Uhr: Weil Gazprom nach eigenen Angaben trotz Anfrage immer noch keine Dokumente für die bei Nord Stream 1 gebrauchte Turbine erhalten hat, stellt der Konzern die Sicherheit des Pipelinebetriebs infrage. „Gazprom hat bis heute vom Konzern Siemens keine offiziellen Dokumente erhalten, die es unter den Bedingungen der Sanktionen Kanadas und der EU erlauben, den Gasturbinenmotor in die Kompressorstation ‚Portowaja‘ einzubauen“, heißt es auf Telegram.

Siemens hat mit der Wartung der Gasturbinen allerdings nichts zu tun. Der Konzern hat sein Energiegeschäft 2020 als Siemens Energy ausgegliedert und an die Börse gebracht. Aus den Pressemitteilungen von Gazprom geht nicht hervor, welches Unternehmen die Russen mit ihrer Bitte kontaktiert haben.

Siemens Energy hat derweil in einem Statement die Wartung von Turbinen als „Routinevorgang“ bezeichnet. „Sofern politisch gewünscht und aufgrund des Sanktionsregimes möglich, werden wir also weitere Turbinen mit den üblich hohen Qualitäts-Standards warten, wenn wir dazu beauftragt werden. Unser Ziel ist in solchen Fällen immer, die Turbine so schnell wie möglich wieder an ihren Einsatzort zu transportieren“, teilte das Unternehmen mit.

Putin über Gaslieferungen: „Gazprom erfüllt seine Verpflichtungen“

Update vom 20. Juli, 11.01 Uhr: Die Routinewartung der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 ist bislang offenbar ohne größere Probleme verlaufen. Bis Dienstagabend stand nach Aussage eines Unternehmenssprechers aus Sicht der Nord Stream AG Gaslieferungen zum geplanten Ende der Arbeiten am Donnerstag nichts im Weg. Andernfalls müsste die Betreibergesellschaft den Markt in festgelegter Weise informieren. Eine entsprechende Meldung gab es auch bis Mittwochmorgen nicht.

Entgegen Befürchtungen, dass Russland den Gashahn nicht wieder aufdrehen könnte, deutete Kremlchef Wladimir Putin in der Nacht zum Mittwoch Lieferungen auch nach der Wartung an. „Gazprom erfüllt seine Verpflichtungen, hat sie stets erfüllt und ist gewillt, weiterhin alle seine Verpflichtungen zu erfüllen“, zitiert die russische Agentur Interfax Putin.

Gleichzeitig warnte er vor einem weiteren Absenken der Liefermenge. Sollte Russland eine in Kanada reparierte Turbine nicht zurückerhalten, drohe Ende Juli die Durchlasskapazität nochmals deutlich zu fallen. „Dann gibt es nur 30 Millionen Kubikmeter am Tag.“ Die Pipeline kann pro Tag theoretisch mehr als 167 Millionen Kubikmeter transportieren. Zuletzt kamen nur noch 40 Prozent der vereinbarten Menge an. Die könnte sich nun noch mal halbieren.

Russland: Gaslieferungen als geopolitisches Druckmittel

Update vom 20. Juli, 10.07 Uhr: Bereits am Mittwoch könnte sich abzeichnen, ob Gazprom am Folgetag wieder Gas fließen lässt. Normalerweise meldeten Transportkunden am jeweiligen Vortag geplante Liefermengen an, erklärte eine Sprecherin des Netzbetreibers Gascade. Das Unternehmen betreibt die beiden Empfangspunkte von Nord Stream 1 im vorpommerschen Lubmin. Entsprechende Anmeldungen – sogenannte Nominierungen – seien Voraussetzung, damit nennenswerte Mengen transportiert werden können. Bis kurz vor der tatsächlichen Lieferung könnten die Anmeldungen allerdings noch verändert werden.

Russland steht seit langem im Ruf, seine Energielieferungen als geopolitisches Druckmittel einzusetzen. Angesichts dessen arbeitet auch die EU-Kommission an einem Notfallplan, wie sich Europa auf einen drohenden Gasmangel im Winter vorbereiten kann. Er soll am Mittwoch (20. Juli) vorgestellt werden. „Wir gehen bei unseren Wintervorbereitungsplänen vom schlimmstmöglichen Szenario aus“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag. Erwartet wird unter anderem, dass der Brüsseler Plan vorsieht, dass öffentliche Gebäude, Büros und kommerzielle Gebäude ab Herbst bis maximal 19 Grad beheizt werden sollen und es verpflichtende Gassparziele geben könnte. (lma/dpa)

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