Knorr-Bremse: Münchner Konzern plant Mega-Deal - und könnte so in neue Größenordnung vorstoßen

Der traditionsreiche Industrie-Konzern Knorr-Bremse hat ein Auge auf den Lichtspezialisten Hella geworfen. Klappt der Deal, würden die Münchner endgültig zum Dax-Kandidat.
München – Der Münchner Bremsenspezialist Knorr-Bremse steigt ins Bieter-Rennen um den Autozulieferer Hella ein. Man sei grundsätzlich am Erwerb des von der Gründerfamilie gehaltenen Pakets von 60 Prozent der Aktien der HELLA GmbH & Co. KGaA interessiert, erklärte das Unternehmen am Dienstagmittag in einer Pflichtmitteilung. Die Gespräche befänden sich jedoch noch in einem „sehr frühen Stadium“, hieß es. Man könne daher nicht abgesehen, ob es zu einer Transaktion komme.
Sollte der traditionsreiche Münchner Industrie-Konzern bei dem Licht- und Elektronik-Spezialisten tatsächlich zum Zuge kommen, entstünde ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 13 Milliarden Euro und damit der viertgrößte Automobil-Zulieferer in Deutschland hinter Bosch, Continental und ZF.
Hella liefert Lichtsysteme wie Scheinwerfer, Innenraumbeleuchtungen oder das Blaulicht für Polizei-Autos. Dazu kommen Elektronik-Komponenten wie Servo-Lekungen und Sensoren. Knorr-Bremse hat sich auf Bremsanlagen für Nutzfahrzeuge und Züge sowie weitere Komponenten wie Klima-Anlagen spezialisiert.
Knorr-Bremse: Verlockendes Übernahmeziel
Eine mögliche Übernahme von Hella durch Knorr-Bremse hätte für die Münchner eine Reihe von Vorteilen. Mit Hella würde sich der Konzern völlig neue Geschäftsfelder erschließen und sich breiter damit aufstellen. Überschneidungen gibt es praktisch nicht. Zudem sind beide Unternehmen stark eigentümer-geprägt. Bei Knorr-Bremse führt die Familie* der im März verstorbenen Münchner Unternehmer-Legende Heinz Hermann Thiele den Konzern mit strenger Hand. Bei Hella regieren die beiden Gesellschafter-Familien Hueck und Röpke.
Zudem würde Knorr-Bremse in eine neue Größenordnung vorstoßen. Der Bremsenspezialist war zuletzt unter Druck geraten, nachdem der Friedrichshafener ZF-Konzern den US-belgischen Bremsenhersteller Wabco erworben hatte und Knorr-Bremse damit im Kerngeschäft frontal angegriffen hatte. Nun könnten die Münchner zurückschlagen. Schließlich würden sich mit einer Übernahme für Knorr-Bremse auch die Aussichten für eine Aufnahme in den Dax* deutlich verbessern.
Knorr-Bremse: Bieterrennen um Hella
Neben Knorr-Bremse sollen Berichten zufolge auch der französische Zulieferer Faurecia sowie mehrere Finanzinvestoren ein Auge auf Hella geworfen haben.
Mit dem angestrebten Aktienpaket von über 60 Prozent der Eigentümer-Familie wäre Knorr-Bremse zu einem Pflichtangebot für die freien Aktionäre verpflichtet. An der Börse wird das Unternehmen aus Lippstadt in Nordrhein-Westfalen mit insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro bewertet. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.