„Wir machen viele Klimmzüge, damit die Stromversorgung diesen Winter gesichert ist. Wir holen alte Kohlekraftwerke mit hohen Schadstoffemissionen aus der Reserve, wissen nicht, wie man zu diesen Anlagen den Brennstoff herbringt“, sagt Fischer und spielt damit auf die niedrigen Flusspegel an, die den Kohletransport erschweren. Wegen der schlechten Lage der französischen Atomkraftwerke sei es außerdem nicht gewiss, dass diese ihre versprochenen – und einkalkulierten – Strommengen im kommenden Winter zuverlässig liefern können.
„Es gibt sicher Menschen in Bayern, die schlafen ruhiger, wenn auch die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet sind. Ich würde ruhiger schlafen, wenn sie im nächsten Winter durchlaufen würden“, so Fischer.
Update vom 7. September, 16.50 Uhr: Nach der Absage des Isar2-Betreibers zur Notfallreserve hat Robert Habeck auf die schriftliche Kritik reagiert. Der Wirtschaftsminister warf dem Konzern vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben. Ein Hoch- und Herunterfahren der Anlagen sei nicht geplant. Vorgesehen sei vielmehr „einmal zu entscheiden, ob man die Kraftwerke braucht oder nicht“. Diese Entscheidung könne im Dezember, Januar oder Februar getroffen werden.
„Das ist offensichtlich an den Technikern von PreussenElektra vorbeigegangen“, sagte der Grünen-Politiker. Zudem verwies Habeck auf einen früheren Brief des Energiekonzerns von August, in dem dieser mitgeteilt habe, dass es auch im Fall eines längeren Streckbetriebs einen kurzfristigen Stillstand brauche. Nach Habecks Darstellung widersprechen sich diese Angaben des Konzerns. Nun solle in neuen Gesprächen geklärt werden, was gelte, sagte Habeck.
Ursprungsmeldung: Essenbach – Der Betreiber des Kernkraftwerks Isar 2 hat Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zur Notreserve eine klare Absage erteilt: Beim Streckbetrieb eines Kernkraftwerks sei ein „flexibles Anheben oder Drosseln der Leistung nicht mehr möglich“, heißt es in einem Brief von PreussenElektra an das Bundeswirtschaftsministerium, der Merkur vorliegt. „Das gilt umso mehr, wenn die Anlage, wie jetzt verlangt, komplett heruntergefahren werden soll. Dann nämlich ist mit den eingeschränkten Möglichkeiten eines solchen Reaktorkerns ein Wiederanfahren im fortgeschrittenen Streckbetrieb nicht und schon gar nicht kurzfristig innerhalb einer Woche machbar.“
Außerdem sei der geplante Streckbetrieb ein Novum und daher nicht geeignet für die aktuelle Situation: „Ein Wiederanfahren mit einem Kern im Streckbetrieb wird in dieser Form nicht praktiziert und wir haben keinerlei Erfahrungswerte damit. Das Austesten einer noch nie praktizierten Anfahrprozedur sollte nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen. Wir sind für den sicheren Betrieb der Anlage verantwortlich – ein solches Vorgehen ist mit unserer Sicherheitskultur nicht vereinbar.“
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Damit tritt der Betreiber des AKWs Plänen von Wirtschaftsminister Robert Habeck entgegen. Der Vizekanzler (Grüne) möchten künftig nur noch zwei Meiler für wenige Monate als Notfallreserve einsatzbereit halten. Nur die Kraftwerke Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg sollen Habeck zufolge als „Ersatzreserve“ dienen und bei möglichen Engpässen Strom erzeugen. Neue Brennstäbe sollen dafür nicht verwendet werden. Ein Einsatz ist auch nur dann vorgesehen, wenn eine „konkrete Gefahr für die Versorgungssicherheit“ bestehe. Das dritte noch verbliebene AKW Emsland in Niedersachsen soll demnach nicht Teil der Notreserve sein und zum Jahresende endgültig vom Netz gehen.
Nach den Plänen sollen Isar 2 und Neckarwestheim lediglich bis Mitte April im Stand-by-Modus weiterlaufen. Doch danach soll auch für sie Schluss sein. Für den Winter 2023/24 hält das Ministerium eine solche Einsatzreserve in keinem Fall mehr für nötig. Die FDP hält jedoch wenig von diesen Plänen und bleibt bei ihrer Forderung nach einem längerfristigen Weiterbetrieb aller Kraftwerke, um die Strompreise zu drücken.